Top-Sportler wie Felix Oschmautz oder Vanessa Herzog profitieren vom großen Kompetenz-Paket, das vom Olympiazentrum Kärnten im Wörthersee-Stadion angeboten wird. Vor allem vor den Spielen in Tokio sollen die Athleten vom umfassenden Know-how, aber auch von den gegenseitigen Erfahrungen profitieren.
Ohne das Olympiazentrum Kärnten“, sagt Felix Oschmautz, „wäre es für uns Spitzensportler eine ganze Stange schwerer, unser Potenzial auf höchstem Niveau abzurufen.“ Der Kanuslalomfahrer, einer der Shootingstars des Sportjahres 2019, weiß, wovon er spricht. Über Topleistungen bei EM und WM schaffte es der 20-Jährige, sich für Olympia 2020 in Tokio zu qualifizieren. Was auch an den Möglichkeiten liegt, die ihm das Olympiazentrum bietet. „Wenn ich daheim in Kärnten bin, absolviere ich dort fünf, sechs Einheiten in der Woche. Ich gehe in die Kraftkammer, mache Physiotherapie und lasse mich in Ernährungsfragen beraten“, sagt Oschmautz. „Das alles an einem Ort, ohne lange Wege. Das ist top!“ Alles unter einem Dach – das ist genau das Motto des Olympiazentrums Kärnten, das dieses Label seit 2014 trägt und im Dezember vergangenen Jahres sein fünfjähriges Bestehen beging. „Bei uns sollen in allen Belangen der Sportler und sein Trainer im Mittelpunkt stehen. Er soll sich in allen Fragen, die sein Dasein als Athlet betreffen, bei uns gut aufgehoben fühlen“, sagt Arno Arthofer, der in seiner Funktion als Landessportdirektor beim Amt der Kärntner Landesregierung auch als Leiter des Olympiazentrums in der Verantwortung steht.
Sprich: Die Bereiche Sportwissenschaft, Sportmedizin, Sportpsychologie, biomedizinische Analytik, Ernährungswissenschaft und Physiotherapie werden allesamt von absoluten TopexpertInnen abgedeckt. Ein Komplettpaket, das für den Weg an die Spitze vonnöten ist, für dessen Inanspruchnahme die Sportler allerdings auch gewisse Kriterien erfüllen müssen, wie Walter Reichel, der sportliche Leiter, erklärt: „Voraussetzung ist die Teilnahme an Olympischen Spielen oder Olympischen Jugendspielen, Welt- oder Europameisterschaften. Wir haben derzeit eine Kadergröße von etwa 120 Athleten, wobei es eine relativ hohe Fluktuation gibt, etwa durch Verletzungen oder Auf- und Abstiege von Athleten.“ Wobei nicht jeder Sportler, der im Kader ist, auch immer die Rundumbetreuung in Anspruch nimmt. Felix Oschmautz zum Beispiel nutzt die Bereiche Physiotherapie, Ernährungsberatung und die Kraftkammer, sportpsychologische Betreuung hat er sich auf eigene Faust organisiert. „Ein riesiger Vorteil“, findet er. „Woanders heißt es manchmal: ganz oder gar nicht. Hier kann man sich die Module herausgreifen, wo wirklich ein Bedarf besteht.“
Bei uns sollen in allen Belangen der Sportler und sein Trainer im Mittelpunkt stehen.
Mittlerweile gibt es sieben vom Österreichischen Olympischen Comité zertifizierte Olympiazentren, die in ständigem Austausch miteinander stehen. „Hier findet ein ständiger Informationsflow statt, von dem alle profitieren“, findet Walter Reichel. „Wenn wir ein neues Trainingsgerät anschaffen und die Kollegen in Innsbruck haben einen Spezialisten auf dem Gebiet, werde ich mir von dort Rat einholen. Und umgekehrt.“ Aber auch der Erfahrungsaustausch unter den Athleten verschiedener Sportarten ist ein wichtiger Aspekt. Im Olympiazentrum Kärnten, das als Teil des Sportparks Klagenfurt im Wörthersee-Stadion untergebracht ist, laufen sich täglich Topsportler über den Weg. Reichel: „Bei uns tauschen sich Snowboarder wie Alex Payer, Para-Skifahrer wie Markus Salcher und Skialpin-Damen wie Nadine Fest über Trainingsinhalte oder Wettkampfvorbereitung aus, davon kann jeder profitieren.“ Ein ganz wesentlicher Partner des Olympiazentrum Kärnten ist auch der ÖSV (Österreichischer Skiverband), der mit verschiedenen Trainingsgruppen während der Sommermonate die Infrastruktur des OZ Kärnten nutzt.
Die Liste an prominenten Namen, die mehr oder weniger regelmäßig im Olympiazentrum ein- und ausgehen, ist lang. Neben den bereits Genannten schauen Eisschnell- lauf-Weltmeisterin Vanessa Herzog, Triathlon-Olympia-Starterin Lisa Perterer oder Kajak-Ass Nadine Weratschnig immer wieder auf Einheiten vorbei. „Diese Athleten haben alle einen Schlüssel und können unsere Trainingsanlagen rund um die Uhr nutzen“, verrät Reichel. Und auch wenn ein Sportler aus einem anderen Bundesland Urlaub in Kärnten macht, stehen die Türen immer offen – unbürokratisch und ohne viel Aufhebens. Überhaupt ist die offene und familiäre Atmosphäre ein großes Plus des Olympiazentrums. „Wir haben schon den Anspruch, zu den meisten Sportlern ein persönliches Verhältnis aufzubauen und dafür zu sorgen, dass sich jeder wirklich wohlfühlt“, sagt Arno Arthofer. Und erzählt, dass 2019 eigens eine Delegation mit ihm und Walter Reichel an der Spitze nach Inzell gefahren ist, um Vanessa Herzog bei ihrem Goldlauf bei den Weltmeisterschaften zu unterstützen. Maßnahmen, die bei den Sportlern ankommen. „Ganz ehrlich: Wenn ich mich dort nicht so wohlfühlen würde, würde ich nicht sooft hingehen“, bestätigt Felix Oschmautz.
Er ist neben Lisa Perterer, Magdalena Lobnig und Nadine Weratschnig einer von vier Kärntner Athleten, die ihr Tokio-Ticket bereits in der Tasche haben. Und die von einer konzentrierten Vorbereitung auf die Spiele profitieren sollen. „Ein gutes Beispiel“, sagt Reichel. „Bis auf Magdalena Lobnig waren alle schon in Japan vor Ort und können wertvolle Tipps weitergeben, was Klima, Sportanlage oder Ernährung angeht.“ Generell sieht sich das Olympiazentrum in der Verantwortung, die Sportler bestmöglich auf Olympia vorzubereiten. Im Frühjahr ist ein Workshop des ÖOC gemeinsam mit den sieben österreichischen OZ-Standorten geplant, bei dem ein Handbuch für Tokio 2020 für Athleten und Betreuer verfasst wird, in das alle bisher gemachten Erfahrungen einfließen sollen. Besonders stolz ist man im OZ Kärnten, das großteils aus Landesmitteln, aber auch aus Bundeszuschüssen finanziert wird, auf die medizinische Betreuung, die seit Frühjahr vergangenen Jahres von Dr. Christiane Loinig verantwortet wird, die auch Anti-Doping-Beauftrage und Verantwortliche für die Prävention von sexualisierter Gewalt im Sport ist.
Die frühere Handballspielerin verfügt über ein großes Netzwerk an Spezialisten, die sie im Bedarfsfall konsultieren kann. „Wir sind am Standort selbst top ausgerüstet, können aber auch für rasche Hilfe bei ganz speziellen Bedürfnissen sorgen“, erklärt sie. „Wenn es nötig ist, können wir für jeden Sportler innerhalb von 24 Stunden ein MRT organisieren.“ Denn gerade bei Verletzungen im Spitzensport kommt es oft auf Geschwindigkeit an, um Ausfallzeiten möglichst gering zu halten. Alles Dinge, die dazu dienen sollen, Athleten auf dem Weg an die Spitze so professionell wie möglich zu begleiten. So wie Felix Oschmautz, der noch viele Einheiten im Olympiazentrum abspulen wird, ehe es für ihn nach Tokio geht. „Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass es eine Anlaufstelle für viele Fragen gibt und wo man sich immer Zeit für einen nimmt.“ Beste Voraussetzungen also, um es bei seinen ersten Spielen in Japan weit zu bringen.
Wir haben schon den Anspruch, zu den meisten Sportlern ein persönliches Verhältnis aufzubauen und dafür zu sorgen, dass sich jeder wirklich wohlfühlt.
Facts & Figures
Eröffnet: 1994 (als Institut für Sportmedizin des Landes Kärnten unter Dr. Karl Schnabl)
Olympiazentrum seit: 2014
Trägerschaft: Amt der Kärntner Landesregierung
Gesamtleitung: Arno Arthofer
Team: Walter Reichel (sportlicher Leiter), Christiane Loinig (Leiterin Sportmedizin und Leistungsdiagnostik), Thomas Brandauer (Leiter sportpsychologisches Kompetenzzentrum), Kevin Haselsberger (Sportwissenschaft, Trainer), Johanna Worku (biomedizinische Analytik), Barbara Pirker-Praschnig (Ernährungswissenschaft), Thomas Fürnschuss (Massage), Harald Hudetz, Bernd Gütler (Physiotherapie)
Bekannte Sportler (Auswahl): Vanessa Herzog (Eisschnellauf), Magdalena Lobnig (Rudern), Nadine Fest (Ski alpin), Nadine Weratschnig (Kanu), Hanno Douschan (Snowboard-Cross), Alex Payer (Snowboard), Markus Salcher (Para- Ski), Mario Leitner (Kanu), Felix Oschmautz (Kanu)
Homepage: www.olympiazentrum-kaernten.at