Die Mountainbike-Szene teilt sich in Racer, Tourer und ­„Flower" – davon ist zumindest unser Mountainbike-Experte Jürgen Pail überzeugt. Den MTB-Typus Flower beschreibt er so ...

Von Jürgen Pail


Der Flower ... ist ein chillig-verspielter Styler, dem der kurzweilige Trick wichtiger ist als die bieder-nachhaltige Leistungserbringung. Die Annäherung an den ultimativen Flow am im Idealfall selbst gebauten Trail – und ebenfalls im Leben und lebenlassen überhaupt: Das ist sein Panta rhei (altgriechisch für „alles fließt") des Lebens. Aus der Erfahrung einiger durchaus heftiger Sturzgeschehnisse klug geworden, setzt er auf protektive Ausrüstung (aber mit Style), umhüllt von flatternden Shorts (Baggy!) und Shirts (Longsleeve!). Seine Liebe gilt nicht nur in der Mode, sondern auch am Trail dem Detail.

Der Gesamtzusammenhang einer Ausfahrt erschließt sich ihm als Summe der Turns, Drops, Jumps, Rocks und Roots. Die Auffahrten bilden das notwendige Übel am Weg zum Trailglück. Sie werden daher gemütlich-gechillt in Angriff genommen und dienen vor allem der gegenseitigen Kommunikation dessen, was eh alle selbst erlebt haben. Wichtig dabei: Die neue wörtliche Universalwaffe „nice" muss möglichst oft vorkommen, damit die altvatrischen, heutzutage völlig inakzeptablen Begrifflichkeiten wie „cool" und „geil" endgültig ersetzt werden können.

Beim Material kommt es nicht wirklich auf ein paar Gramm auf oder ab an. Wichtig sind Federweg und Ansprechverhalten der aufwendigen Dämpfungselemente am Kultbike aus der kleinen Edelschmiede! Und eine Glaubensfrage harrt noch immer hart einer endgültigen Antwort: Flat oder Click(-Pedale)?

Das Bike seiner Wahl: Enduro, wendig, sprungfreudig, dämpfungsfähig, breitlenkerig, designorientiert. Bikes für den Flower findest du hier.

Jürgen Pail / Bild: Erwin Haiden
Der Bike-Philosoph
JÜRGEN PAIL ist begeisterter Mountainbiker, Obmann des Bikeclubs ­Giant Graz-Stattegg (St), Projektleiter der bikeCULTure Region Graz und Veranstalter der jährlichen Rennen in Graz-Stattegg.

Kontakt: www.bike09.at


UND DANN KAM DAS E-BIKE
... und rollte plötzlich mitten in die heile Welt unserer Bike-Typologie hinein. Wie ein zäher Schleim legte sich die elektrische Frage über alle Teile des vorher so festgefügten Fahrrad­universums. Entsteht hier eine völlig neue Typologie in der elektrischen Welt? Oder „radfahren" alle wie immer, nur halt elektrisch gedopt schneller und mit weniger Schweißeinsatz? Am Beginn der derzeitigen Umsturzphase vom muskelbetriebenen zum elektrisch angetriebenen Fahrrad zeichnen sich schon einige Wahrscheinlichkeiten ab:

  • Mehr Leute werden öfter, größere Strecken und länger in ihrem Leben Rad fahren.
  • Es gibt bereits E-Bikes für alle Bikertypen und Anwendungsformen. Der Widerstand gegen elektrische Unterstützung ist bei den leistungsorientierten Bikern größer, bei den spaßorientierten kleiner, wird aber mit der Zeit mehr und mehr ermatten. Die Typologie bleibt aber erhalten.
  • Über das schon ohne E-Bike heftig diskutierte Thema der Wegefreiheit für Mountainbiker hinaus wird ein städtebauliches Megathema auf uns zukommen: wohin mit den Heerscharen von ungeübten E-Bike-Einsteigern, die unter Ausnützung der mächtigen Beschleunigungswerte ihrer 600-Watt-Bosch-Antriebe den morgendlichen Radverkehr auf den 2 Meter breiten städtischen Radwegen „beleben" wollen?

In dieser Frage schließt sich der Kreis wieder beim Postulat von Louis Henry Sullivan. Die Form des Radverkehrs wird der Funktionsweise der Fahrräder folgen und elektrisch in die Zukunft abheben – zumindest so lang, bis uns allen der Strom ausgeht. Coole E-MTBs findest du hier.

Hier erfährst du alles über die MTB-Typen Racer und Tourer.


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