Wir haben uns bei drei Berg-Profis Tipps geholt, wie dein Einstieg ins Klettersteiggehen nicht nur gelingt, sondern auch zum Genuss wird.

Ein Klettersteig, im Italienischen treffend auch als Via Ferrata, also „Eisenweg“ benannt, versteht sich als mittels durchlaufendem Fixseil aus Draht gesicherter Steig durch felsiges, oft auch ausgesetztes Gelände. Metallene Hilfsmittel wie Klammern, Stifte, Leitern und Brücken oder in den Fels gehauene Stufen erschließen das steile, luftige Gelände zusätzlich auch für Nichtkletterer.
Dennoch gilt es in Klettersteigen einiges zu beachten, insbesondere wenn man sich mit dem Gedanken trägt, zum ersten Mal einen Eisenweg in Angriff zu nehmen. Zum Start in die warme Jahreszeit haben wir Martin Edlinger von den Naturfreunden Österreich, Florian Falkner, Betreiber des Klettershops „Onsight“ in Zams in der Region TirolWest, sowie Hans Prugger, Bergführer und Klettersteigspezialist aus Ramsau am Dachstein, um ihre Tipps gebeten.

Der Umgang mit Klettersteigausrüstung, Steigtechnik und Co. lässt sich am besten in einem Kurs lernen – hier: in der Silberkarklamm in Ramsau am Dachstein.
7. Sonstiges zur Sicherheit
Durch die Seilversicherung ist Klettersteiggehen, verglichen mit anderen alpinen Aktivitäten in ausgesetztem Gelände, relativ sicher, schickt Hans Prugger voraus. Aber: Klettersteigset und Drahtseil retten nur vor einem tödlichen Absturz. Einen Sturz ins Klettersteigset darf man keinesfalls mit dem dynamischen Fall in ein Kletterseil vergleichen. Verletzungen sind dabei fast immer vorprogrammiert, stürzen am Klettersteig ist also grundsätzlich tabu. Zum Vordermann rät Martin Edlinger mindestens einen Verankerungssektor Abstand zu halten, damit dieser im Sturzfall den nachkommenden Kletterer nicht mitreißt.
Wer mit Höhenangst kämpft, kann sich langsam und mit kurzen Steigen an des Erlebnis herantasten. Ausgesetztheit und Höhe bedürfen, so Edlinger, einer gewissen Gewöhnungsphase. Wer aber überstürzt einsteigt, kann schnell überfordert sein. Und: Im Zweifel einmal den Notausstieg zu nutzen, zeugt von Stärke!
1. Die Ausrüstung
„Oben ohne, das geht gar nicht, mit Steinschlag ist immer zu rechnen“, mahnt Martin Edlinger ausschließlich immer zum Tragen eines Kletterhelms. Was sonst am Klettersteig unbedingt noch an den Mann oder die Frau gehört? Ein moderner Hüftgurt für Erwachsene, Hüft- und Brustgurtkombinationen für kleinere Kinder. Dazu Klettersteighandschuhe, die die Hände vor abstehenden Drahtlitzen und Blasen schützen. Neben funktioneller und robuster Bergsportkleidung gehören auch Wind- und Wetterschutz sowie Kälteschutz (Primaloft, Handschuhe) immer mit auf Tour. Dazu müssen Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack und Handy sowie Karte, Klettertopo und Routenbeschreibung für Notfälle in den (nicht zu großen) Rucksack. Besonders wichtig sind moderne Klettersteigsets mit Bandfalldämpfer und 2 Lastarmen. Hier, so der Tipp von Hans Prugger, sollte man großen Wert auf die Karabiner legen. Diese sollten groß und einfach mit einer Hand zu bedienen sein, damit man auch in Stresssituationen intuitiv damit umgehen kann.
2. Der ideale Einstieg
Wie der ideale Klettersteig für den Einstieg aussieht? Für Florian Falkner sollte das perfekte Einsteigergelände am Anfang nicht zu steil und ausgesetzt sein, damit man sich gut aufs „Klettern“ und das Ein- und Umhängen am Seil konzentrieren kann. Außerdem empfiehlt er kürzere Klettersteige, damit man „sich nicht überfordert, müde oder unkonzentriert wird“. Talnahe Klettersteige mit kurzen Zu- und Abstiegen sind hier ideal. Die Schwierigkeit des Klettersteiges sollte laut Bewertungsskala leicht, irgendwo zwischen A/B, maximal B/C ausfallen. Hans Prugger empfiehlt Steige zu wählen, die über Notausstiege verfügen, um sicher aussteigen zu können. Ideal: Übungswände, an denen sich gleich mehrere Schwierigkeitsgrade finden, sodass man sich langsam steigern kann.
3. Keine Scheu vor Kursen
Viele kleine und große Handgriffe und Aspekte des Klettersteiggehens sind nicht selbsterklärend. Wer keine sehr erfahrenen Freunde hat, tut gut daran, seine Anfänge in einem Klettersteigkurs zu machen. Dort wird, so Martin Edlinger, nicht nur das wichtige Thema der Tourenplanung besprochen – vor allem geht es um die Ausrüstungs- und Sicherungstechnik (Verwenden von Klettersteigset und richtiges Einbinden in den Gurt, welche Ausrüstung macht Sinn, was ist potenziell gefährlich ...), aber auch um Klettertechnik: Wie klettere ich kraftschonend, um später auch längere Steige zu schaffen, wie kann ich rasten: All dies lernt man am besten professionell geführt in Kursen.
4. Das passende Schuhwerk
Die geeigneten Schuhe richten sich nicht nur nach dem Klettersteig, sondern auch nach dem Zu- und Abstieg. „Meist ist ein leichter Bergschuh oder Zustiegsschuh ausreichend. Nicht geeignet sind normale Sportschuhe, diese haben zu weiche Sohlen“, weiß Martin Edlinger, der hinzufügt: „Auf hochalpinen Steigen ist oft ein fester bis steigeisenfester Bergschuh erforderlich – wenn Firnfelder oder Gletscher im Zu- und Abstieg zu begehen sind.“ Solche Steige sind für Neulinge aber ohnedies nicht geeignet. Für einfach erreichbare Einsteiger-Klettersteige genügen für Hans Prugger oft auch die etwas steiferen Sohlen mancher Trailrunning-Schuhe. Wichtig ist für ihn eine griffige Sohle, die auf Fels und Metall gute Reibung erzeugt. Modelle mit höherem Schaft unterstützen am Zu- und Abstieg, Schuhe mit niedrigem Schaft geben dem Sprunggelenk mehr Bewegungsraum beim Klettern – hier gilt es also abzuwägen.
5. Bin ich fit genug?
„Eine gute Kondition und eine solide Grundfitness sind gute Voraussetzungen für den ersten Klettersteig. Zusätzlich sollte man aber auch trittsicher und vor allem schwindelfrei sein“, steckt Florian Falkner die persönlichen Grundvoraussetzungen ab. Für Martin Edlinger besonders wichtig: Tourenplanung und Fitness müssen zueinanderpassen. Für kurze und leichte Klettersteige genügt es, „normal“ sportlich zu sein. Ist die Kondition im Keller, gilt es möglichst einfache Zu- und Abstiege sowie kurze Klettersteige zu wählen, ist man fitter, darf man hier auch als Einsteiger etwas längere Strecken einplanen.
6. Stabile Wetterlage
Gerade im Sommer ist das Wetter in den Alpen oft unberechenbar, kann sich strahlender Sonnenschein am Vormittag in spontane Wärmegewitter am Nachmittag wandeln, warnt Hans Prugger. Regen macht Klettersteige rutschig und somit schwieriger, bei Gewittern aber herrscht ob der ungünstigen Konstellation aus Drahtseil und Blitzen akute Lebensgefahr! Das Wetter gilt es also immer, auch schon in der Planung, im Auge zu behalten – und an instabilen Tagen gibt es schlicht keinen Klettersteig. Aber auch die Sonne birgt in Felswänden Schwierigkeiten, wie Florian Falkner betont: „Immer genug zu trinken mitnehmen, die Sonneneinstrahlung lässt es in Felswänden schnell heiß werden. An heißen Tagen sind schattseitige Klettersteige zu bevorzugen“, erklärt der Shopbesitzer. Auch wenn die wenigsten auf den Herbst warten werden – aber die dann tendenziell stabilen Wetterlagen erachtet Prugger als perfekt für Klettersteig-Unternehmungen.
7. Sonstiges zur Sicherheit
Durch die Seilversicherung ist Klettersteiggehen, verglichen mit anderen alpinen Aktivitäten in ausgesetztem Gelände, relativ sicher, schickt Hans Prugger voraus. Aber: Klettersteigset und Drahtseil retten nur vor einem tödlichen Absturz. Einen Sturz ins Klettersteigset darf man keinesfalls mit dem dynamischen Fall in ein Kletterseil vergleichen. Verletzungen sind dabei fast immer vorprogrammiert, stürzen am Klettersteig ist also grundsätzlich tabu. Zum Vordermann rät Martin Edlinger mindestens einen Verankerungssektor Abstand zu halten, damit dieser im Sturzfall den nachkommenden Kletterer nicht mitreißt.
Wer mit Höhenangst kämpft, kann sich langsam und mit kurzen Steigen an des Erlebnis herantasten. Ausgesetztheit und Höhe bedürfen, so Edlinger, einer gewissen Gewöhnungsphase. Wer aber überstürzt einsteigt, kann schnell überfordert sein. Und: Im Zweifel einmal den Notausstieg zu nutzen, zeugt von Stärke!
1. Die Ausrüstung
„Oben ohne, das geht gar nicht, mit Steinschlag ist immer zu rechnen“, mahnt Martin Edlinger ausschließlich immer zum Tragen eines Kletterhelms. Was sonst am Klettersteig unbedingt noch an den Mann oder die Frau gehört? Ein moderner Hüftgurt für Erwachsene, Hüft- und Brustgurtkombinationen für kleinere Kinder. Dazu Klettersteighandschuhe, die die Hände vor abstehenden Drahtlitzen und Blasen schützen. Neben funktioneller und robuster Bergsportkleidung gehören auch Wind- und Wetterschutz sowie Kälteschutz (Primaloft, Handschuhe) immer mit auf Tour. Dazu müssen Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack und Handy sowie Karte, Klettertopo und Routenbeschreibung für Notfälle in den (nicht zu großen) Rucksack. Besonders wichtig sind moderne Klettersteigsets mit Bandfalldämpfer und 2 Lastarmen. Hier, so der Tipp von Hans Prugger, sollte man großen Wert auf die Karabiner legen. Diese sollten groß und einfach mit einer Hand zu bedienen sein, damit man auch in Stresssituationen intuitiv damit umgehen kann.