Wer zu Fuß in den Bergen unterwegs ist, braucht – ganz logisch – als Erstes einen hochwertigen Schuh. Wie man seinen findet. Und wie er, einmal gefunden, zum Begleiter für möglichst viele Schritte wird.

Christof Domenig
Christof Domenig

Die Zeiten, als manche in Flip-Flops über Wanderwege spazierten, sind zum Glück lange vorbei! Wie uns die Bergführer Martin Schmidt und Martin Edlinger versicherten, die wir für die große Bergsicherheits-Geschichte im Outdoorguide 2024 befragt haben, hapert es meistens nicht an der Qualität der Ausrüstung und der Bereitschaft, in hochwertige Produkte zu investieren, wenn die „Freiheit der Berge“ gesucht wird.

Ganz oben auf der Liste sicherheitsrelevanter Ausrüstung steht der Schuh, der im jeweiligen Einsatzbereich für Grip und Stabilität verantwortlich ist. Und mit dem Stichwort „Einsatzbereich“ sind wir auch schon mitten drin in dieser Geschichte: Die Hersteller hochwertiger Outdoorschuhe halten heute für alle gewünschten Einsatzzwecke, von der einfachen Wanderung im Wald bis zur Hochtour, eine große Auswahl an perfektem Schuhwerk parat. Die Kunst ist es, in diesem breiten Angebot den richtigen für sich und den persönlichen Bedarf zu finden.

Wie stets verweisen wir hier gleich auf den Sport- und Outdoorfachhandel mit kompetenter Beratung und der Möglichkeit, Schuhe ausführlich durchzuprobieren und auch länger anzubehalten, ehe man seine Entscheidung trifft. Ein Wander- oder Bergschuh ist zu wichtig, als dass man zum erstbesten greift. Und abgesehen vom Sicherheitsaspekt ist ein nicht wirklich passender Schuh, der vielleicht aufgrund einer falschen Größenwahl Druck- oder Reibestellen verursacht, ein absoluter Spielverderber. In die Suche nach seinem Begleiter ein wenig Zeit zu investieren, sich gut beraten zu lassen und vielleicht auch in Zubehör wie eine zum eigenen Fuß passende Einlegesohle zu investieren, ist Goldes wert!

Ein Bergschuh ist zu wichtig, als dass man zum erstbesten greift: Probieren und sich beraten lassen zahlt sich aus.

Trends und Materialien
Worauf kommt es bei Outdoorschuhen nun an und welche Trends gibt es zu beobachten? Wir haben uns bei namhaften Outdoorschuhmarken umgehört. „Die erste Entscheidung bei der Schuhwahl“, sagt Bernd Fürtbauer von Lowa, „sollte immer der Einsatzbereich sein. Wandert man auf Waldwegen, plant man eine Weitwanderung, benutzt man ihn für eine Almwanderung, eine anspruchsvolle Trekkingtour oder für Touren im Gelände oberhalb der Baumgrenze?“ Wer seine Schuhe bei sehr unterschiedlichen Unternehmungen einsetzen möchte, müsse sich bewusst sein, „dass es nicht den einen Schuh für alles gibt.“ Also durchaus daran denken, sich ein kleines Schuhportfolio mit unterschiedlichen Modellen zuzulegen, rät Fürtbauer. Hersteller Columbia bietet einen „Wanderschuh-Berater“ auf seiner Webseite, um dabei zu unterstützen, sich darüber klar zu werden, was man eigentlich benötigt – eine „Schritt-für-Schritt-Bedarfserhebung“.

Was Trends betrifft, sind für den Lowa-Experten „Multifunktion und Leichtigkeit derzeit große Themen.“ Wobei Multifunktion sich auf Lowcut- wie auf Midcut-Schuhe auswirke. „Viele Wanderer benötigen auch in weniger anspruchsvollem Gelände mehr Stabilität und Sicherheit und da bietet sich ein leichter Midcut-Schuh gut an“, sagt Fürtbauer. 

Von Seiten Columbias ortet Issam Djemel einen „wachsenden Trend zu schnellen Wanderaktivitäten und Hybridschuhen aus Trailrunning- und Wanderschuhen.“ Und: „Wir können auch einen Trend hin zu leichten und bequemen Wanderschuhen bestätigen – auch die Multifunktionalität der Schuhe spielt eine immer wichtigere Rolle.“ Columbia habe auf die genannten Trends mit seinem besonders leichten „Omni-Max“-Dämpfungs- und Sohlensystem reagiert, erklärt Djemel. „Diese Schuhe können auf verschiedenen Untergründen und für eine Vielzahl an Aktivitäten verwendet werden und bieten erstklassigen Komfort.“

Vom Material her scheint Leder im Vergleich zu Synthetikschuhen seit einigen Jahren wieder beliebter zu werden. Bei Mammut hält man viel von Leder, wie Lorenza Kessler erklärt: „Wir produzieren Schuhe, die für starken Gebrauch gemacht sind – Leder hat eine sehr hohe Reißkraft und schützt damit den Fuß am Berg sehr gut.“ Leder könne zudem Schweiß aufnehmen, „nach dem Ausziehen gibt es die Feuchtigkeit wieder ab. Sind Lederschuhe wiederbesohlbar und werden gut gepflegt, sind sie langjährige Begleiter. Synthetikmaterialien sind zwar oft leichter, aber kaum reparierbar und weniger lange haltbar als gut gepflegtes Leder.“ 

Für den Lowa-Experten haben beide Materialien ihre spezifischen Vor- und Nachteile: „Leder bietet etwas mehr Strapazierfähigkeit und Stabilität. Leichter, atmungsaktiver und dynamischer sind Schuhe aus Synthetik und Gore-Tex.“

„Grüne“ Bestrebungen
In Zeiten, in denen sich gerade outdooraffine Menschen Gedanken über ihren Fußabdruck machen, den sie in der Natur hinterlassen, stellt sich diese Frage natürlich auch bei Outdoorschuhen. Welche Bestrebungen zur Nachhhaltigkeit gibt es? „Unter Nachhaltigkeit verstehen wir auch, dass man sein Lieblingsstück lange nutzen kann“, verweist Fürtbauer auf die hohe Qualität von Lowa-Schuhen. „Bei vielen Modellen bieten wir die Möglichkeit des Neubesohlens an. 90 Prozent unserer Schuhe sind made in Europe.“

Den Kompromiss zwischen nachhaltigen Materialien und Funktionalität zu finden, sei keine leichte Aufgabe, sagt Columbias Issam Djemel, „auf diesem Weg sind wir ein gutes Stück vorangekommen. Bei der Produktion unserer FW24-Schuhmodelle haben wir komplett auf den Einsatz von PFAS verzichtet.“ Um Schuhe noch nachhaltiger zu machen, wolle man sich noch stärker auf das Verwenden von recycelten und biobasierten Materialien konzentrieren.

Vonseiten Mammuts verweist Lorenza Kessler auf den schon erwähnten Einsatz hochwertigen Leders – „das bei richtiger Pflege sehr langlebig und dadurch umweltschonender ist“. Mit der Pflege unserer Schuhe haben wir Nutzer also auch selbst einen „Hebel“ in der Hand – die Pflegetipps der Mammut-Expertin, die natürlich auch für Schuhe anderer Marken gelten, helfen dabei: „Ein Outdoorschuh gehört nicht in die Waschmaschine, abgesehen von Einlegesohlen und Schnürsenkeln. Ihn zu reinigen ist Handarbeit.“ Mit einer nassen Bürste sichtbaren Schmutz und Staub entfernen und versteckten Schmutz lockern, indem man die Schuhe aneinanderklopft, rät Kessler. Den Schuh innen und außen sowie die Sohlen unter fließendem Wasser reinigen, eventuell fürs Innere ein wenig Sportwaschmittel verwenden und gründlich ausspülen. Danach bei Zimmertemperatur trocknen, nicht auf die Heizung oder in die Sonne stellen. Bevor die Schuhe ganz trocken sind, mit einem umweltfreundlichen Spray auf Wasserbasis imprägnieren. So bekommt man einen treuen Begleiter für viele Jahre und Touren an die Füße.

 Unsere Kategorien

Lowcut-Wanderschuhe

  • Vielseitige, flexible Begleiter mit zweierlei Ausprägung:
    • einmal als bequeme Alternative zu schwereren Schuhen für einfachere Wandertouren mit eher leichtem Gepäck
    • einmal als flotte Begleiter für schnelle Bergtouren und Speedhikes nahe am Trailrunning
  • Mit und ohne wasserdichte Membran

Midcut-Wanderschuhe

  • Die  „Wander-Klassiker“ gibt es sowohl in Leder als auch Textil
  • Gut gehbare, dennoch griffige Außensohle
  • Höherer Schaft gibt Stabilität, auch für schwerere Lasten
  • Perfekt für Wanderungen im Mittelgebirge

Alpine Bergschuhe

  • Robuste, meist wasserdichte Materialien, sowohl in Leder als auch in Textil-Varianten verfügbar
  • Hoher Schaft gibt Stabilität und hält Schnee & Co. vom Fuß ab
  • Griffige, steife Außensohle für schwieriges Gelände
  • Sohle mit Befestigungsmöglichkeiten für Steigeisen
  • Gemacht für schwierige Berg- und Hochtouren

Zustiegsschuhe

  • Besonders griffige Sohlen mit Steigzonen geben auch beim Klettern Halt
  • Stabiler und mit besserem Schutz als normale Wander- oder Trailschuhe
  • Teils Schnürung bis weit nach vorne für eine präzise Anpassung
  • Gut für Zustiege zu Klettereien, Klettersteige – aber auch Wanderungen in schwierigem Gelände geeignet
  • Bieten bessere Beweglichkeit als alpine Bergschuhe