Geht es um den Wetterschutz, führt an einer Hard­shelljacke kein Weg vorbei. Was die Zahl der Lagen aussagt und wie Hersteller auch bei Hardshells auf Nachhaltigkeit achten.

Christof Domenig
Christof Domenig

Zugegeben, sie sind nicht die kuscheligen Lieblingsteile im Sortiment von Outdoorsportlern, die man abends auf der Hüttenterrasse überzieht – geht es aber ans Eingemachte, sprich: steht der Schutz vor Wind und Wetter im Vordergrund, dann sind Hardshelljacken erste Wahl. Hardshells sind somit für alle, die outdoor unterwegs sind, unverzichtbar. Kein anderes Material vermag es, Wasserdichtheit, Windschutz und Atmungsaktivität derart miteinander zu kombinieren.

Auf der Suche nach (s)einer passenden Hardshell stößt man auf ein großes Angebot – und vor allem auch auf eine recht breite Preisrange. Wozu also greifen, wie viel investieren? Man stößt zunächst auch auf die Begriffe 2-Lagen, 2,5-Lagen oder 3-Lagen. So werden die unterschiedlichen Macharten bezeichnet – und das ist deshalb von Bedeutung, weil man daraus schon einmal einige spezifische Eigenschaften der Jacken ableiten kann.

2- oder 2,5-Lagen-­Jacken sind klein und leicht packbar, 3-Lagen-Jacken ­bestechen durch ihre Robustheit.

Giuseppe Lira, Karpos Outdoor

2, 2,5 oder 3 Lagen?
Hardshells bestehen also aus Lagen bzw. Schichten: Einem Oberstoff, einer Membran und einem Innenfutter. Membranen sind das Herzstück des Stoffes und sorgen (in Verein mit einer Imprägnierung) dafür, dass von außen kein Wasser eindringt, jedoch Wasserdampf von innen nach außen durch kann, Nässe durchs Schwitzen also vom Körper weggeleitet wird. „Membranen sind empfindlich und werden daher dauerhaft mit einem Trägermaterial – dem Oberstoff – verbunden; dabei entsteht das sogenannte Laminat“, erklärt Benedikt Tröster von Vaude.

Und wo liegen nun die Unterschiede? Tröster erklärt: „Bei 2-Lagen-Laminaten werden die Membran und der Oberstoff fest miteinander verbunden; das Innenfutter liegt lose darunter und schützt die Membran vor Schmutz, Abrieb und Körperfett.“ Ähnlich verhält es sich beim 2,5-Lagen-Laminat, jedoch: „Anstelle des Innenfutters wird eine weiche Kunststoff-Beschichtung aufgebracht. Die Jacke wird somit sehr leicht, die ‚halbe Lage‘ sorgt für einen höheren Tragekomfort und sie schützt ebenfalls die Membran.“

Bei 3-Lagen-Laminaten sind Oberstoff, Membran und Innenfutter fest miteinander verbunden. „Dadurch entsteht ein extrem strapazierfähiges und gleichzeitig leichtes Material, das sowohl die höchste Wassersäule als auch eine sehr hohe Atmungsaktivität aufweist“, erklärt der Vaude-Experte.

Und was bedeutet das für die Produkt-Eigenschaften? Giuseppe Lira von Karpos gibt hierfür eine grobe Charakterisierung ab: Geht es um „leicht und packbar, wird man sich nach einer 2- oder 2,5-­Lagen-Jacke umschauen. 3-­Lagen-Jacken bestechen dagegen durch Robustheit und Haltbarkeit.“ Beim Wandern und täglichen sportlichen Einsatz sind daher 2- bzw. 2,5-Lagen eine gute Wahl. Im alpinen Einsatz oder beim Klettern werde man auf „3L“ zurückgreifen, rät der Karpos-Experte. Die grobe Faustformel: „Je mehr Lagen, desto hochwertiger und desto höher der Preis“, möchte Lira so nicht unterschreiben: „Sehr leichte 2L-Jacken können mehr kosten als eine 3L.“

Unter der Prämisse, dass die gleiche Membran verwendet wird, „lässt sich die Frage grundsätzlich mit ‚Ja‘ beantworten“, meint dagegen Ludwig Moz von Martini Sportswear – auch dort haben wir betreffend Charakterisierung der unterschiedlichen Hardshells nachgefragt. „2L“ sieht der Martini-Experte tendenziell als den „Einstiegsbereich“, 3L als „hochwertigste“ Wahl an – was sich entsprechend im Preis abzeichne. Grundsätzlich gesprochen: „Hardshelljacken mit verschweißten Nähten müssen immer wasserdicht sein – die verschiedenen Lagen unterscheiden sich im Komfort und damit auch im Preis. Wie dicht eine Jacke ist, sagt die Wassersäule der Membran“, so ein Zwischenfazit von Martini-­Experte Ludwig Moz.

Kennwert Wassersäule
Der Begriff „Wassersäule“ (die so heißt, weil beim Test ein Zylinder mit 10 cm Durchmesser mit Wasser befüllt und geschaut wird, ab welcher Höhe durch den zunehmenden Wasserdruck Feuchtigkeit durchdringt) ist schon gefallen. Dieser Wert wird bei Hardshelljacken üblicherweise angegeben. „Die Wassersäule gibt Auskunft über die Wasserdichtigkeit eines Stoffes, wird in Millimeter angegeben und ab 1300 mm Wassersäule gilt ein Material laut DIN-Norm als wasserdicht“, weiß Vaude-Experte Tröster. Dieser Normwert ist aber nur Theorie, hochwertige Hardshells übertreffen ihn um ein Vielfaches. „Alle Vaude-Jacken mit Ceplex-Membran weisen eine Wassersäule von mindestens 10.000 mm oder mehr auf“, erklärt Tröster.

Bei Monomaterialien wird jede Lage aus demselben Material gefertigt. Späteres Recycling wird dadurch ermöglicht.

Ludwig Moz, Martini Sportswear

Hardshells und Nachhaltigkeit
In der jüngeren Vergangenheit ist der Aspekt Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit im gesamten Outdoorbereich immer stärker in den Blickpunkt gerückt – und betrifft natürlich auch die hochtechnischen Hardshelljacken. „Es gibt dabei verschiedene Ansätze, um Hardshelljacken nachhaltiger zu machen“, erklärt Martini-Experte Ludwig Moz und hebt drei Aspekte hervor: „Erstens Monokomponenten. Dabei wird jede Lage aus demselben Material gefertigt, wodurch das Material beim Recycling leichter wiederverwendet werden kann.“ Diese spezielle recyclingfreundliche Machart trifft zum Beispiel auf die „Pertex Revolve“-Membran zu, die nicht nur bei Martini-Jacken, sondern auch bei solchen von Karpos verwendet wird, wie Giuseppe Lira ebenfalls ins Treffen führt. Ludwig Moz erklärt weiter: „Bei gewöhnlichen Hard­shells bestehen die Lagen aus unterschiedlichen Materialien, die – zumindest derzeit – dann nicht mehr getrennt werden können. Bei der Ensorgung gelten diese Stoffe als Sondermüll.“

Ein zweiter Punkt ist der Einsatz von recycelten Materialien. „Ein Beispiel dafür ist ‚Pertex NetPlus‘, das aus alten Fischernetzen gefertigt wird“, sagt Moz. Bei Vaude ist es die „Ceplex Green“-Membran als Variante, die zu mindestens 25 % aus recycelten oder biobasierten Materialien besteht.

Als dritten wichtigen Punkt führt Moz PFC-freie Membranen an:  „Fast alle Hersteller arbeiten daran, solche Jacken ohne Performance-Verlust herzustellen.“

Immer stärker rückt auch das möglichst lange Verwenden von Produkten in den Nachhaltigkeits-Fokus. Worauf kann man beim Kauf schon achten, um später eine Hardshelljacke lange in Verwendung zu haben? „Man kann sich etwa die Jacke innen ansehen, ob die Nähte sauber verschweißt wurden, damit hier keine undichten Stellen auftauchen“, rät Moz. Und natürlich hängen Funktion und Langlebigkeit der Produkte auch wesentlich an der Pflege: „Man sollte die Jacke nicht zu oft waschen, da sich dadurch das getapte Band innen lösen kann und die Jacke dadurch undicht wird. Generell gilt es, sorgsam mit Lagen-Produkten umzugehen, damit die Membran nicht beschädigt wird. Und wenn nötig, wenn Wasser nicht mehr richtig abperlt, nachimprägnieren.“

Die für die Funktion der Hard­shelljacken nötige Imprägnierung ist ein Umweltthema für sich – auch dafür wurden bekanntlich lange die (wie man mittlerweile weiß) umweltschädlichen PFCs eingesetzt. Vaude etwa stattet alle seine Bekleidung seit 2018 mit PFC-freiem, umweltfreundlichem „Eco Finish“ aus. Diese wasserabweisende Ausstattung  muss von Zeit zu Zeit erneuert werden: „Wir empfehlen, Wetterschutzbekleidung vor intensiven Einsätzen und nach jeder Wäsche zu imprägnieren“, sagt Benedikt Tröster. Dies lässt sich mit den passenden Pflegemitteln und unter Einhaltung der Pflegehinweise (siehe Angaben auf den Hersteller-Webseiten) einfach selbst erledigen, Vaude bietet aber auch einen Imprägnierservice per Post an.