Moderne Campingmobile boomen. Vor allem jüngere, outdooraffine Menschen schätzen die enorme Flexibilität, die Freiheit und das Lebensgefühl, die diese neue Freizeit-Mobilität mit sich bringt. Wir haben bei Anbietern nachgefragt, wie sich Neueinsteiger am ständig wachsenden Markt orientieren können. 

Thomas Polzer
Thomas Polzer


Die Renaissance des Campingurlaubs hat nicht zuletzt durch die modernen, hochwertigen Campingmobile einen völlig neuen Touch bekommen, der zugleich aber auch neue, vor allem jüngere Interessenten anspricht. Zusätzlich verstärkte natürlich die Pandemie diese Entwicklung, „denn die Urlaube mit Reisemobil und Camper-Van erlauben die ersehnte Freiheit, den gewünschten Abstand und höchste Flexibilität“, weiß Stefan Riedlinger, Marketingleiter des Adventure-Van Herstellers „Sunlight“. Dass das Campen zugleich vielseitiger und komfortabler geworden ist, liegt in erster Linie am wachsenden Angebot an Reisemobilen – „es gibt heute praktisch für jeden Einsatzzweck das passende Fahrzeug und Reisemobile in allen erdenklichen Größen und Ausstattungen.“

Sunlight ist die junge Marke der Erwin-Hymer-Gruppe und ihre Fahrzeuge befinden sich im preislichen Einstiegssegment. Damit, aber vor allem mit der Ausstattung für (Outdoor-)Sportler, Biker und Abenteurer sprechen sie vermehrt eine junge Zielgruppe an. „Unsere Fahrzeugpalette reicht von sportlichen, kompakten Camper-Vans bis hin zu topausgestatteten (Teil-)Integrierten,“ sagt Riedlinger, der selbst zur Zielgruppe der sportaffinen Outdoor-Camper gehört: „Wenn ich mit dem Mountainbike unterwegs bin, suche ich am liebsten einen naturbelassenen Campingplatz oder legalen Stellplatz nahe der Trails. Dazu informiere ich mich unterwegs mit Apps wie park4night über legale Stellplätze oder über den Österreichischen Campingclub über passende Plätze.“ Aus diesem Praxiswissen entstand zugleich das Bestreben von Sunlight, „unseren Kunden nicht nur das richtige Fahrzeug zu vermitteln, sondern sie auch bestmöglich mit Informationen und Tipps zu versorgen, quasi Dos and Don’ts, wenn man mit dem Camper unterwegs ist“. 

Auch für Stefan Diehl vom Freizeitfahrzeuge-Hersteller „Knaus Tabbert“ liegen die Vorteile des Caravanings auf der Hand: „Ich kann frei und unabhängig die Welt erkunden, bin unter Gleichgesinnten und kann dennoch in Zeiten wie diesen alle Hygiene-Empfehlungen einhalten.“ Knaus Tabbert deckt mit den unterschiedlichsten Modellen seiner fünf Produkt-Marken Knaus, Weinsberg, Tabbert, T@B und Morelo ein riesiges Angebotssegment zwischen gut € 10.000 und € 750.000 ab. „Gerade bei den jüngeren und aktiven Kunden werden unsere CUVs von Knaus und Weinsberg immer stärker nachgefragt. Aber auch im Wohnwagenbereich bieten wir aktiven Caravanern spezielle Fahrzeuge wie den Knaus Sport&Fun, mit dem man ein Motorrad oder zwei Pedelecs transportieren kann und auch sonst viel Platz für anderes Sportgerät wie Gleitschirm, Kletterausrüstung etc. hat“, so Stefan Diehl.

Generell eine signifikante Veränderung der Camper-Gesellschaft sieht Susanne Dickhardt, Geschäftsführerin beim Camper-Van-Vermieter „Roadsurfer“: „Junge, urbane Familien und abenteuerlustige Pärchen verbringen ihr Sabbatical, ihre Elternzeit und sogar die Arbeitszeit im Homeoffice in liebevoll eingerichteten Vans. Camping hat in den letzten Jahren einen Imagewandel hingelegt. In einer Gesellschaft, in der wir uns immer weiter vom Besitzen zum Erleben entwickeln, gewinnt das Leben im Van an Bedeutung für den eigenen Lebensstil. Mit dem richtigen Modell, mit Dusche und WC, ist man weitestgehend autark unterwegs. Auf privaten kleinen Stellplätzen, beispielsweise unseren legalen ,roadsurfer spots‘, lassen sich leicht Menschenansammlungen meiden. Zudem ist der Urlaub mit dem Camper-Van sehr flexibel und man kann, wenn es die Situation erfordert, spontan die Route oder das Reiseziel ändern.“ 

Stichwort „richtiges Modell“: Ob es ein komplett ausgestattetes Campingmobil, ein Wohnwagen oder eventuell auch ein umgerüsteter Transporter oder Bus sein soll, entscheiden klarerweise die persönlichen Bedürfnisse. „Es gibt heutzutage unheimlich viele Varianten und für jeden ist die richtige dabei. Es kommt auf den Einsatzbereich, die Personenanzahl, die Ansprüche, die Reiseziele an“, sagt Stefan Riedinger, „je größer und luxuriöser ein Reisemobil ist, desto weniger wendig und kompakt ist es. Wer sich für ein kleines Fahrzeug entscheidet, muss wiederum Abstriche in der Ausstattung und beim Platz machen.“ 

Susanne Dickhardt hat den passenden Tipp parat: „Um das richtige Modell zu finden, sollte man sich zwei wesentliche Fragen stellen: Mit wem reise ich? Allein, mit Freunden, meinem Partner oder mit Kindern? Welchen Komfort möchte ich? Benötige ich eine Küche und eine vollausgestattete Nasszelle oder reichen mir eine Kühlbox, Außendusche und Campingtoilette? Wir haben jedenfalls auf der Roadsurfer-­Website einen Konfigurator, der nach ein paar kurzen Fragen das richtige Modell für unsere Kunden ziemlich eindeutig identifiziert.“

Zur Entscheidung zwischen Wohnwagen oder Wohnmobil nennt wiederum Stefan Diehl die jeweiligen Pluspunkte: „Ein Wohnwagen hat den Vorteil, dass man am Urlaubsort den Camper am Platz stehen lassen kann und die Familie mit dem Zugfahrzeug unterwegs sein kann. Und seine Nutzfläche ist nicht wie bei einem Reisemobil durch das Fahrerhaus eingeschränkt. Die Vorteile eines Reisemobils sind die größtmögliche Mobilität und dass man alles in einem Fahrzeug hat, bei kompakten Abmessungen mit den im Alltag praktischen Vorteilen.“

Stellt sich noch die Frage: kaufen oder mieten? „Ein eigenes Fahrzeug ist ein großes Investment. Mieten bietet einen tollen Einstieg ins Vanlife und eignet sich vor allem für diejenigen, die nur wenige Wochen im Jahr mit dem Camper unterwegs sein wollen“, erklärt Susanne Dickhardt, deren Mietflotte im Kern aus kleinen kompakten Campern wie etwa dem VW T6.1 California Ocean/Beach oder dem Mercedes-Benz Marco Polo besteht. Wer unschlüssig ist, kann bei Roadsurfer auch ein Camper-Abo abschließen. Zum monatlichen Fixpreis kann der Camper dann für drei, sechs oder zwölf Monate gefahren werden.

Auch Stefan Diehl rät dazu, erst mal zu mieten. Darum hat Knaus Tabbert ein eigenes Vermietportal www.rentandtravel.de eingerichtet, damit Neueinsteiger in der Praxis selbst austesten, welches Fahrzeug für welchen Zweck am besten geeignet ist – und sich dann mit einem guten Gefühl zum endgültigen Kauf der „neuen Freiheit“ entscheiden können. 

Wildcampen in Österreich

Zum Thema "Wildcampen" haben wir uns bei Tomas Mehlmauer, Präsident des ÖCC (Österreichischer Camping Club), schlau gemacht.

Das Wildcampen und frei stehen mit dem Wohnmobil ist in Österreich offiziell nicht erlaubt. Jedoch gibt es Unterschiede in den einzelnen Bundesländern und in einigen Regionen wird das frei stehen toleriert.

Bei illegalem Wildcampen in Österreich erwarten dich Strafen bis zu € 14.500,-. Solche Höchststrafen werden zwar recht selten verhängt, aber es kann vorkommen. Um Strafen jeglicher Art zu vermeiden, solltest du dir vorher bei der jeweiligen Gemeinde die nötigen Informationen und eventuell eine Genehmigung einholen, wenn du nicht auf Campingplätze in Österreich ausweichen willst. Was einheitlich ist, ist die Regel, dass du auf einem Privatgrundstück nur mit ausdrücklicher Einwilligung des Eigentümers übernachten darfst.

Außerdem entstehen immer mehr Gegenden legale Stellplätze (wie z. B. in Nationalparks, bei Seilbahnen), wo gegen Gebühr WC, Wasseranschluss, Dusche etc. vorhanden sind. Zusätzlich bieten immer mehr Campingplätze separat günstiger Stellplätze an.

Aber auch ländliche Gastgeber wie „Schau aufs Land“ oder „Bauernleben“ sind eine Möglichkeit des legalen Campings. Diese ermöglichen im Rahmen der einschlägigen gesetzliche Bestimmungen des jeweiligen Bundeslandes – eine kostenlose Übernachtung mit einem autarken Wohnmobil oder Wohnwagen auf Bauernhöfen und Weingütern in ganz Österreich. Damit kann man die landwirtschaftliche Betriebe in ganz Österreich kennen lernen und kauft regionale Produkte direkt beim Bauern.

Ein großes Plus von Campingplätzen ist jedenfalls, dass sie dir oft die Möglichkeit bieten ohne schlechtes Gewissen direkt See Ufer zu stehen.

Wenn es sich wirklich mal nicht vermeiden lässt, dann ist es wichtig, dass man sich an gewisse Regeln hält: Kein Feuer macht, keinen Lärm machen, keinen Müll hinterlassen und auch die Natur nicht als Toilette benutzt.

Weitere Informationen unter:
Vanlife Knigge von Sunlight
www.campingclub.at/freies_stehen_in_europa
www.campingclub.at/camping-_und_stellplaetze/stellplaetze_oesterreich
www.oesterreich.gv.at/themen/freizeit_und_strassenverkehr/campen.html