Wer im Aktivurlaub seinen Fußabdruck klein halten möchte, muss sich nicht in Verzicht üben. Aktuelle Angebote zeigen, wie gut klimafreundliche Wander­urlaube funktionieren – Mobilität ist der Knackpunkt.

Christof Domenig
Christof Domenig

Verglichen mit anderen Reiseformen hinterlässt Weitwandern per se einen kleinen Fußabdruck in der Natur. Doch das ist kein Grund, sich als Entwickler und Anbieter von Weitwanderungen zurückzulehnen: „Das Erreichte muss stets Inspiration sein, weiterzugehen. In allen Bereichen, vor allem aber auch bei der Nachhaltigkeit“, sagt Stefan Lieb-Lind. Der Bergführer ist Travel Scout bei den Trail Angels, jenem Unternehmen, das unter anderem den erfolgreichen Alpe-Adria-Trail durch Kärnten, Slowenien und Italien vom Großglockner bis zum Meer in seinem Programm hat und Wanderreisen dort anbietet.

Neu im Programm: siebentägige „Wandern ohne Fußabdruck“-Pakete. Das Konzept wurde im Juni bei einer Tour für Pressevertreter im Detail vorgestellt. Zwei Pilotregionen in Kärnten gibt es bisher, wo die Pakete angeboten werden – mit Touren von Mallnitz bis Seeboden und von Seeboden bis Bad Kleinkirchheim. „71 % der Reisenden wollen in diesem Jahr nachhaltiger sein – gleichzeitig glauben 50 % Nachhaltigkeitsversprechen aufgrund von Greenwashing nicht“, zitiert Lieb-Lind aktuelle Umfragen. „Transparent, ehrlich und messbar“ sollen daher die Pakete sein.
 

Das Erreichte muss stets Inspiration sein, weiterzugehen – vor allem bei der Nachhaltigkeit.

Stefan Lieb-Lind, Travel Scout bei Trail Angels

In drei Schritten legen die Anbieter detailliert dar, warum „Wandern ohne Fußabdruck“ kein überzogenes Versprechen ist. Schritt eins: Auf ein „Low Carbon Design“ wurde streng geachtet. Die Bahnanreise ist inkludiert, Vor-Ort-Shuttles werden mit einem E-Van durchgeführt, Unterkünfte nach Kriterien der Nachhaltigkeit ausgewählt. Im zweiten Schritt wurde der verbliebene CO2-Fußabdruck unabhängig berechnet. Für die Beispielberechnung wurde eine Bahn-Anreise von München nach Seeboden herangezogen: Eine „normale“ Wanderreise auf dem ­Alpe-Adria-Trail produziert 280 kg CO2. Die „Wanderreise ohne Fußabdruck“ aufgrund der gesetzten Maßnahmen 126 kg.

Für die verbliebenen 126 kg CO2 geht im dritten Schritt ein Offset-Betrag von € 12,80 (100 € pro Tonne CO2), der im Paketpreis der Reise schon inkludiert ist, an ein regionales Kompensations-Projekt des Österreichischen Alpenvereins. Um 798 € pro Person (für 7 Tage/6 Nächte/5 Etappen, inkl. Zuganreise, Nächtigung in nachhaltig geführten Betrieben und Shuttle per E-Mobilität/Öffis) kann man die klimaneutralen Wanderreisen nun buchen. 

Mobil im Urlaubsort – ohne Auto 
Mobilität macht bei Urlaubsreisen einen großen Anteil am CO2-Fußabdruck aus. Während man sich als Wanderurlauber eine An- und Rückreise mit dem Zug oft schon vorstellen kann, stellt sich aber manchen wohl die Frage, wie man denn unter der Woche von der Unterkunft zur Wandertour und zurück gelangt, oder andere Wege zu Ausflugszielen zurücklegt. Eine Region, in der seit Jahren auf das Thema Nachhaltigkeit im Tourismus starkes Augenmerk gelegt wird, ist die Tiroler Region Wilder Kaiser. Urlauber in der Region sind in der Regel von den Möglichkeiten vor Ort begeistert, sobald sie es nur einmal ausprobiert haben, sagt Lukas Krösslhuber, Geschäftsführer der Region Wilder Kaiser. „Viele kamen früher mit dem Auto und haben gemerkt: Das Auto steht eigentlich die ganze Woche nur.“

Autofrei als Wanderurlauber in der Region Wilder Kaiser unterwegs zu sein, kann ganz konkret etwa so aussehen, erklärt Krösslhuber: Zuganreise bis Kufstein (mit vielen Intercity- und Eurocity-Halten), von dort mit dem Bahnhofsshuttle zur Unterkunft (was kostenlos ist, wenn es ein Mitgliedsbetrieb der „Grünen Anreise“ ist, sonst um 16 € pro Person). Vor Ort verkehrt der „Kaiserjet“-Bus im Halbstundentakt zwischen den vier Orten der Region, zu Badeseen oder zu den vier Bergbahnen. Neben der Bergbahn geht es auch per Wanderbussen hoch zu Ausgangspunkten beliebter Wanderungen und auch wieder zurück – ebenfalls im 20- bis 30-Minuten-Takt. Abends gibt es einen „Dorfabendbus“, der bis 22.30 Uhr verkehrt, etwa um vom Appartment zu einem Restaurant zu gelangen. 

Die genannten Beispiele (und weitere in unseren „Top 20“) zeigen: Es gibt die Angebote für alle, die „eigentlich“ nachhaltig urlauben wollen, aber bisher doch lieber am Altgewohnten festhielten. Es ist Zeit, Vorbehalte über Bord zu werfen, und diese Angebote auch zu nutzen.