Startschuss für die Eventsaison! Auch das Jahr 2017 wartet wieder mit Laufbewerben für jeden Geschmack auf. Ob Straße, Berg oder Gatsch; ob lang, kurz oder steil. Zum Lustholen fürs Wettkampfjahr – und als Einstimmung in die Eventvorstellungen auf den nächsten Seiten: Vier ebenso persönliche wie subjektive Plädoyers für vier unterschiedliche Bewerbs-Konzepte von smart bis hart.
Von Klaus Molidor
Die Laufsaison lugt schon frech ums Eck und pfeift die Sicherheitsnadeln zum Dienst. Auch 2017 werden sich wieder zigtausende Laufbegeisterte mit den vier spitzen Dingern eine Startnummer ans Shirt heften, um bei einem Laufbewerb mitzumachen. Vom kleinen Dorflauf bis zum Megaevent. Ein guter Grund, einen Blick auf vier Veranstaltungen – und vier unterschiedliche Laufkonzepte zu werfen. Vom schnellsten Halbmarathon des Landes bis zum Herbstklassiker über die volle Distanz, vom Höhenmeter-Hochgenuss auf Österreichs höchstem Berg bis zum Hardcore-Hindernis- und Gatsch-Event. Gemeinsam mit vier Freizeitläufern wollen wir hier allen Lust machen, es auch einmal zu versuchen. Möglichkeiten dazu gibt es im Laufland Österreich (und rundherum) wahrlich genug.
MARATHON
Werner Krug (51) wird den Graz Marathon 2016 bestimmt nicht mehr vergessen: Er wurde steirischer Marathonmeister in seiner Altersklasse und blieb in 2:57:33 zum ersten Mal unter der Drei-Stunden-Schallmauer. Dabei hatte er vor zwölf Jahren mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Doch das Laufen ließ er sich nicht nehmen: 14 Mal hat er die klassische Distanz mittlerweile absolviert und Ende ist keines in Sicht.
Die Lust an der Länge von 42,195 km hat der Grazer Fotograf aber komplett zufällig entdeckt. „Ich wollte eigentlich nur Halbmarathon laufen. Beim Training dafür hab ich mich dann einmal komplett verirrt und als ich zu Hause angekommen bin, standen 21 Kilometer auf der Uhr", erzählt Krug. Also brauchte er eine neue Herausforderung – und hat die Distanz verdoppelt.
Mittlerweile läuft Krug für den Verein „Hurtig und Flink" Erfolge ein und ist auch im „Gigasport Running Team". Dort nennen ihn alle nur „Vati". Aus gutem Grund: „Fast alle aus der Laufrunde könnten meine Kinder sein", lächelt Krug. Und der Vati ist dem Laufsport richtig verfallen. Als Fotograf ist Werner Krug auf der ganzen Welt beruflich unterwegs – und neben seiner Kamera hat er auch immer seine Laufausrüstung im Gepäck: Und es gibt auch keine Zeit, zu der er nicht läuft: Wenn sich eine Zwei-Stunden-Einheit untertags nicht unterbringen lässt – kein Problem. „Ich laufe oft auch erst um 1 Uhr Früh los."
Der Erfolg in Graz passierte aber eher zufällig. Normalerweise hat Krug am Start eines Bewerbs immer einen genauen Plan im Kopf, wie er das Rennen angehen wird. „Diesmal bin ich einfach drauflosgelaufen." Die ersten Kilometer sehr, sehr schnell, „und dann ist es einfach so gut gegangen, dass es am Ende eben die Rekordzeit geworden ist!"
HALBMARATHON
Seit 2016 ist der Titel für den schnellsten „Halben" Österreichs wieder in der Wachau. Und auch für Natascha Marakovits hätte es der schnellste Halbmarathon ihrer Läuferkarriere sein können. „Weil ich aber 2016 auch den Berlin-Marathon gelaufen bin, war der Halbe in der Wachau eine Woche davor ‚nur' ein Genusslauf", sagt die Wienerin. „Eigentlich schade, denn die Bedingungen wären wirklich perfekt für eine Bestzeit gewesen."
Laufen ist für die Journalistin eine Leidenschaft – die manchmal aber auch Leiden schafft. „Wenn ich harte Intervalle laufe, denk ich mir oft: Warum tust' dir das an?" Die Antwort gibt sie sich dann zu Hause unter der Dusche. „Das Gefühl, auch nach harten Trainings ist einfach großartig." Das Quälen, das Ausloten der Grenzen reizt Marakovits.
Der Halbmarathon ist für sie die ideale Distanz für diese Ambitionen. Warum sie diesen besonders gern auch in der Wachau läuft: „Ich liebe diese Gegend, bin im Sommer auch oft dort." Dazu kommt die schnelle Strecke. Nur das Ende, die letzten eineinhalb Kilometer vor dem Ziel in Krems, mag sie nicht so sehr. „Da läufst du erst aufs Ziel zu, biegst dann noch einmal ab und rennst wieder weg – psychisch der Hammer." So wie ihr ist es über die Jahre vielen gegangen – darum soll diese Schleife 2017 auch wegfallen und die Strecke im Schlussabschnitt neu verlegt werden.
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TRAILLAUF
Die Liebe, der Zufall und der Reiz des höchsten Bergs des Landes – das alles hat Florian Holzmann (41) zum Großglockner-Berglauf gebracht. Zu laufen hat der Salzburger aus Werfen nämlich nicht aus eigenem Antrieb begonnen. „Ich war Rennradfahrer und mit meiner Statur fürs Laufen eigentlich ungeeignet." Seine Freundin Gerhild war zu der Zeit Langläuferin im Kärntner Landeskader, hat die Ski nach dem Studium ins Eck gestellt und zu laufen begonnen. „Ihr zuliebe hab ich dann halt auch damit angefangen", schmunzelt Holzmann. Mittlerweile hat er zahlreiche halbe und ganze Marathons bestritten und war auch fünfmal als Läufer in einer Dolomitenmann-Staffel mit dabei.
Den Glockner hatte er schon länger im Auge; weil der Lauf aber immer schnell ausgebucht ist, blieb der Fleck auf seiner persönlichen Lauflandkarte lange weiß. Bis 2016: „Ein Freund war angemeldet und hatte ein Zimmer gebucht. Sein Kumpel ist ihm aber ausgefallen und so hab ich die Chance genützt", sagt Holzmann. Für 2017 hat er schon wieder genannt. „Natürlich auch wegen der Natur. Das Reizvolle am Lauf ist aber auch der Rhythmuswechsel. Erst steigt es ein wenig, dann stark, dann kommt eine Traverse und am Ende geht es noch einmal steil bergauf. Da musst du in deinen Körper hineinhören und spüren, was geht. Das hilft dann auch bei den flachen Läufen weiter."
Die Liebe zum Laufen ist geblieben, die zur Freundin auch – mittlerweile sind die beiden verheiratet und Eltern eines Buben. Nur die Liebe zum Gelände teilen sie noch nicht so ganz. „Aber langsam findet Gerhild auch Gefallen am Berglaufen ..."
ADVENTURE RUN
Schnell einmal „Ja" gesagt hat dagegen Helmut Schifrer. Nach einem Volkslauf hatten Freunde vom Biketeam Köttmannsdorf, die Idee, beim Strongman Run in Flachau zu laufen. „Da hab ich gar nicht gewusst, was mich erwartet", sagt Schifrer, der von Beruf Bankdirektor im Kärntner Völkermarkt ist. Erst nach der Zusage hat er einmal nachgeschaut, was ihn erwartet. „Da bin ich dann einmal kurz erschrocken", sagt er mit einem Lachen. „Aber wenn ich einmal etwas zusage, dann ziehe ich das auch durch."
Halbmarathons und Marathons hatte er schon in den Beinen – da war die Abwechslung mit Hindernissen willkommen. „Die relaxte Atmosphäre am Start hat mir irrsinnig getaugt", sagt Schifrer. Vorfreude regierte dort – „und nicht scharrende Hufe wie bei vielen Straßenläufen. Der Gatsch war dann auch gar nicht schlimm. Und die kühle Flussquerung war herrlich, weil es an dem Tag 38 Grad hatte."
Die „Wiederholungsgefahr" stuft Schifrer als groß ein. „Weil es Spaß macht, wenn du von Hindernis zu Hindernis läufst, unter Baumstämmen durchrobben oder über einen Container springen musst." Und weil das Gefühl danach auch so gut ist. „Ich bin schon bei vielen Bewerben gelaufen. Aber wenn ich mir die Fotos im Ziel anschaue, muss ich ehrlich sagen: So einen Stolz hab ich noch nie zuvor im Gesicht gehabt ..."
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