Jana Kesenheimer über ihre Erfolge beim „Three Peaks Bike Race“. Und warum Gravel-Bikes die Freiheit auf die Spitze treiben. 

Nicole Hofstetter
Nicole Hofstetter

In der Bike-Szene ist die Specialized-Athletin Jana Kesenheimer (27) vor allem durch ihre zweimalige Teilnahme am „Three Peaks Bike Race“ bekannt. In ihrem Freundeskreis ist die Innsbruckerin diejenige, die nicht „chillen“ kann. Und in genau diesem Charakterzug findet sich ihr Antrieb wieder, sich als Bikerin immer wieder zu Höchstleistungen zu motivieren: „Ich denke, ich bin rastlos, in dem Sinne, dass ich immer Neues entdecken möchte – bei mir selbst und in meiner Umwelt. Außerdem habe ich wohl einen Hang zum Perfektionismus, weshalb ich Dinge in der Regel richtig angehe oder eben gar nicht. Ich habe noch nie etwas abgebrochen.“

Diese Willensstärke zeigt sich auch an ihren Teilnahmen am „Three Peaks Bike Race“ – einem self-supported Rennen, das alternierend über drei europäische Gipfel von Wien nach Nizza oder Barcelona führt. Beide Male hat die Athletin bei dem über 2000 Kilometer langen, mental und körperlich anspruchsvollen Rennen die Ziellinie überquert – 2021 als schnellste Frau und Gesamt-Fünfte. Als „magischer“ empfindet sie jedoch ihr erstes Mal, im Jahr zuvor: „Es war alles sehr viel emotionaler und überraschender. Auch die Erleichterung im Ziel anzukommen hatte noch viel mehr Emotionen in sich, als 2021 in Barcelona einzu­rollen.“ 

Doch was sie wirklich als Mensch geprägt hat und gelassener werden ließ, war vor allem das Meistern der Schwierigkeiten, die sich während der Fahrt auftaten, erzählt sie. Denn egal ob es ein platter Reifen an der unmöglichsten Stelle war, die Suche nach einem passenden Schlafplatz oder kläffende, wilde Hunde, die sie vom Rastplatz dann doch wieder vertrieben, am Ende hat sie es dennoch geschafft. „Überzogen mit einem Film aus Schmutz und Schweiß, mit leuchtenden Augen, rotem Gesicht und erschöpften Beinen. Was gibt es Schöneres?“, schwelgt die Innsbruckerin in Erinnerungen.

Auf zu neuen Abenteuern
Doch dieses Jahr stehen neue Projekte am Plan. Kürzlich hat sie sich an ihr erstes Offroad-Rennen gewagt, das quer über sämtliche Kanarische Inseln ging. Ende Mai geht die Athletin bei einem neuen Rennen im Schwarzwald und dessen Schwestergebirge Vogesen an der französischen Grenze an den Start. Bevor sie schließlich im September das „Trans Pyrenees“, ein prestigeträchtiges Rennen der Bike-Szene, das zwei Mal durch die Pyrenäen führt, bestreitet. Wie beim „Three Peaks Bike Race“ handelt es sich dabei um Rennen der Kategorie „self-supported Ultracycling“. Dabei sind die Teilnehmenden auf sich selbst gestellt. Es gibt keine Unterstützung bei Reparaturen, Lebensmittelversorgung oder Transport der benötigten Utensilien. 
„Diese Art von Abenteuer ist genau meins“, sagt Jana Kesenheimer. Speziell, seit sie in der Vorbereitung zum Ötztaler Radmarathon 2019 schwer gestürzt ist und danach in der Abenteuer-Szene wieder Spaß am Biken gefunden hat. Abseits des Drucks, den der Wettkampftrubel früher mit sich gebracht hat. Devise: „so gut zu sein, wie es mir möglich ist. Dann bin ich zufrieden.“

Dabei stets an ihrer Seite ist das Gravel-Bike. Mit seiner völligen Flexibilität hat es einen massiven Vorteil: „Es treibt die Freiheit quasi auf die Spitze, indem man in fast jedem Terrain gut vorankommt“, beschreibt die Athletin ihren ständigen Begleiter. Außerdem ist es komfortabler als zum Beispiel ein Rennrad – das mit seiner größeren Geschwindigkeit am Asphalt wiederum ganz andere Vorteile hat. Es komme immer darauf an, ob gefahren wird, um zu gewinnen oder um eine „coole“ Zeit zu haben. Und um eine coole Zeit zu haben, fällt Janas Entscheidung allemal auf das Gravel-Bike.

Auch allgemein kann sie ihre Leidenschaft – das Zurücklegen von langen Strecken per Fahrrad – absolut weiterempfehlen: „Das Schöne am Radfahren ist ja, dass man in der Regel jederzeit einfach stehen bleiben kann. Es gibt Zugverbindungen und mehr hilfsbereite Mitmenschen, als man vielleicht glaubt.“ Ihr Rat: „Mach dir Gedanken, aber nicht zu viele, und dann go for it …“ 

Das Schöne am Radfahren auf langen Strecken? Dass man jederzeit einfach stehen bleiben kann.

Jana Kesenheimer