Wie weit, wie schnell – aber auch wohin und woher: Moderne Radcomputer stellen in ihrer Datenflut selbst Smartphones in den Schatten.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Vornehmes Piepsen weist darauf hin, dass man soeben den idealen Puls- und Wattbereich verlässt, blinkende Dioden warnen vor einer nahenden Weggabelung und ein Pfeil am Display kennt bereits die nächste Richtung. Einfach nur Distanz, Geschwindigkeit und Uhrzeit? Davon sind moderne Fahrradcomputer bereits weit entfernt. Via GPS gemessenen Strecken- und Geschwindigkeitsparameter gehören mittlerweile vielfach zum guten Ton, Displays zeigen bei teuren Modellen in Farbe Karten an, Anrufe und SMS gelangen drahtlos vom Smartphone zum Fahrradcomputer und Leistungs- wie Herzfrequenzmesser wissen ebenso kontaktlos zu kommunizieren. Dazu gesellt sich eine ganze Reihe neuer Metriken und Funktionen, etwa zur Sprung- oder Flow-Analyse, wie Fabian Danner von Garmin weiß. Teils lassen sich sogar gesamte Trainingsprogramme auf die smarten Helferlein spielen – klare Vorgaben und Stop und Go für Intervalle inklusive.

Wer braucht nun was?
Abseits der im Funktionsumfang aus den Nähten platzenden Topmodelle findet sich aber für jeden Einsatzzweck ein passendes Modell. Niklas Brown von Sigma Sport sieht dies recht pragmatisch. Für ihn kommt es ganz auf die eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen an: „Klassische Radcomputer ohne viel Schnickschnack gibt es nach wie vor. Sie trumpfen mit langen Batterielaufzeiten von teils mehreren Jahren auf, zeichnen immer dann auf, wenn ich fahre, und ich muss mich um nichts anderes kümmern, fertig. Geräte mit GPS sind da deutlich komplexer, bieten dafür aber auch deutlich mehr Funktionen und Möglichkeiten.“ Auf den Punkt gebracht: „Wer nur wissen möchte, wie schnell er fährt, wie weit die Strecke war und wer keine Connectivity mit dem Smartphone braucht, dem genügt ein Standard Radcomputer. Wer mehr Daten und eventuell sogar Navigation sucht und smarte Funktionen wünscht, der sollte sich die GPS-Geräte näher ansehen“, erklärt der Insider. 

Und auch Danner differenziert. Als GPS-Spezialist bietet Garmin zwar nur Geräte mit – Überraschung – GPS. Allerdings reicht auch hier das Spektrum vom kleinen und schlanken Trainingstool über kompakte Geräte mit Tasten- oder auch Touch-Bedienung bis hin zum Topmodell mit Smartphone-würdigem Farbdisplay mit detaillierter Kartenansicht. Wer den Computer ausschließlich zur Trainings- und Wettkampfsteuerung nutzt, dem genügt die kompakte Variante. Umso mehr die Gewichtung hin zu mehr Daten am Display und vor allem zur Navigation wandert, desto größer sollte man sein Gerät wählen.

Ob fünf Funktionen und Tachomagnet – oder GPS, Farbdisplay und detaillierte Navigation: Alles ist möglich.

Was sind die Trends?
Vor allem im Thema Navigation sieht Brown nun schon seit einiger Zeit eine enorm gestiegene Nachfrage und auch Farbdisplays sieht er stark im Kommen. Ein wichtiger Bereich sind auch die boomenden E-Bikes. Hier wird die Kompatibilität zu den unterschiedlichen Herstellern immer besser und neue „E-spezifische“ Metriken werden integriert, oft lässt sich der Computer über die Steuereinheit ansprechen. Dies gelingt teils auch schon mit Shimanos elektronischen Di2- Rennradschaltgruppen, bei denen spezielle Knöpfe an den Bremshöckern auf Wunsch durchs Menü führen. Danner hebt aber auch eine ganze Reihe neuer „smarter“ Funktionen hervor: „Garmins Popularity Funktion erlaubt etwa, besonders radfahrfreundliche Strecken zu finden, ClimbPro hilft bei vorab geplanten und auf das Gerät geladenen Tracks die eigenen Kräfte für bevorstehende Anstiege besser einzuteilen“, gibt er einen Einblick in die gerade beginnende Zukunft.