Tourengehen ohne Fell ist wie Radfahren ohne Reifen. Warum manche Modelle kleben, andere saugen und welche Vor- bzw. Nachteile Naturmaterialien gegenüber Synthetik haben, fassen wir hier zusammen. Plus wertvolle Tipps für einen sorgsamen Umgang und die richtige Pflege.


Der beste Ski, der leichteste Stock, die neueste Bindung – alles schön und gut. Aber ein Kernstück jeder Skitouren-Ausrüstung ist und bleibt das Tourenfell. Denn seine „verbindenden Eigenschaften" – einerseits soll das Fell nach vorne gleiten, beim Bergaufgehen das Zurückrutschen verhindern und andererseits bestmöglich an der Skiunterseite haften – sind Grundbedingung für Spaß am Tourenerlebnis.

Hochwertige Steigfelle liegen preislich je nach Hersteller und Material in einem Bereich zwischen 120 und 250 Euro. Vergleicht man es mit den Skiern, sind die Felle bei der Anschaffung eines neuen Skitouren-Equipments eine verhältnismäßig kleine Investition – die aber große Auswirkungen hat. „Beim Fell darf es keine Kompromisse geben – das muss hundertprozentig passen", sagt unser Experte, Sport-2000-Händler Josef Pramstaller. „In unseren ‚Sport ­Seppl'-Filialen in Gries und Kühtai forcieren wir deshalb nach wie vor Zuschneidefelle, die fachmännisch an den jeweiligen Ski angepasst werden."

Wer seine Felle selbst zuschneiden möchte, sollte für dieses Vorhaben das entsprechende Know-how mitbringen. Dabei ist grundsätzlich zu beachten, dass zwar der Belag vom Fell komplett abgedeckt werden soll, die Kanten aber frei bleiben. Was in der Theorie logisch und einfach klingt, birgt in der Praxis einige Tücken. „Experimente", die später womöglich deine Performance negativ beeinflussen oder das Fell gar komplett unbrauchbar machen, sind hier jedenfalls fehl am Platz – ein falscher Schnitt kann dafür aber bereits genügen. Wer auf Nummer sicher geht, überlässt das Anpassen also lieber dem Fachmann – oder kann bereits beim Skikauf ein Modell wählen, für das passende Felle erhältlich sind.

KLEBER ODER VAKUUM
Klassische Spannklebefelle haften dank Spezialkleber an der Skiunterseite und lassen sich im Normalfall ohne Rückstände wieder entfernen. Um lange Freude an solchen Fellen zu haben, gilt es, die Klebeflächen stets sauber zu halten und die Felle ordnungsgemäß zu lagern (siehe unten).Eine Alternative zum Kleber bieten die sogenannten Vakuum- oder Adhäsionsfelle, die Dank ihrer speziellen molekularen Beschaffenheit am Ski haften. Solche „Saugfelle" lassen sich jederzeit zusammenlegen, ohne dass wie bei Klebe-Modellen ein Netz dazwischengelegt werden muss.
Oft nicht beachtet und trotzdem ein wesentlicher Bestandteil von Steigfellen sind die Haken, die jeweils an der Spitze und am Ende des Skis befestigt werden. Ein Tipp: An ihrer Verarbeitung lässt sich mitunter die Qualität des ganzen Felles bestimmen. Was die Gleiteigenschaften betrifft, können reine Kunststofffelle mit Mohair nicht wirklich konkurrieren. Das ist einer der Gründe, warum namhafte Hersteller hochwertige Hybrid-Felle entwickelt haben, die die gewünschten Eigenschaften aus beiden Materialien vereinen.

NATUR ODER SYNTHETIK
Die Haare der Angora-Ziege, besser bekannt als Mohair, wurden lange Zeit als das Nonplusultra bei der Materialwahl eines Tourenfells betrachtet. Die hervorragenden Halt- und Gleiteigenschaften, über die Mohair auch bei großer Kälte verfügt, sind bis heute unbestritten. Dass das Ziegenfell dauerhaft Wasser abweist, sorgt zudem dafür, dass Schnee daran nicht so einfach festfriert. Der Nachteil: Naturfelle sind entsprechend teurer und nicht ganz so haltbar wie Synthetik-Modelle. Robuste Kunstfelle ohne Mohair-Anteil eignen sich aufgrund ihres Preisvorteils speziell für Einsteiger, die noch keine großen Investitionen wagen möchten.

 

Richtiger Umgang und Pflege von Steigfellen

  • INSPEKTION: Noch vor der ersten Tour sollten die Fasern bzw. ­Haare auf etwaige Abnützungsspuren kontrolliert werden. Gleiches gilt für den Halt der Klebeflächen sowie der Fixierungshaken. Bemerkt man etwaige Mängel erst zu Beginn einer Tour, kann dies die Freude schnell vermiesen oder in ­extremen Fällen gar ein Sicherheitsrisiko darstellen.
     
  • IMPRÄGNIERT werden Tourenfelle ausschließlich mit dafür vorgesehenem Spray oder Fellwachs. Ein einfacher Selbsttest: Ob ein Fell imprägniert werden muss, erkennt man daran, dass Wasser vom Fell aufgesaugt wird und nicht, wie gewünscht, in Tropfenform abperlt.
     
  • AUF TOUR sollte stets darauf geachtet werden, dass die Felle möglichst nicht mit Wasser (in Form von Lacken, Bächen etc.) in Berührung kommen, weil dadurch Schneebrocken leichter an ihnen haften bleiben (Stolleffekt). Prinzipiell kann man auch mit angelegtem Fell berg­ab fahren, allerdings nur über ganz kurze Passagen ohne Steine oder Eisplatten.
     
  • FALTEN STATT ROLLEN: Klebe­felle sollten niemals (auch nicht auf der Tour) aufgerollt oder gar offen aufbewahrt werden! Gerade ­geschnittene Felle können in der Mitte gefaltet werden, bei Carvingfellen wird vor dem Zusammenlegen der vordere Bereich am besten mit der Originalfolie abgeklebt. Befinden sich kleine Steine, Nadeln o. ä. auf der Klebefläche, sollten diese gleich entfernt werden.
     
  • TROCKNEN lässt man sein Steigfell am besten bei Zimmertemperatur. Keinesfalls sollte man versuchen, die Trocknungszeit mit einem Fön oder am Heizkörper zu beschleunigen. Zu hohe Temperaturen können die Klebeeigenschaften stark negativ beeinflussen oder das Fell gar komplett unbrauchbar machen.
     
  • AUCH KÄLTE kann sich wie zu viel Wärme ebenso ungünstig auf die Klebeflächen auswirken. Wer seine Felle beispielsweise bei Minusgraden über Nacht im Auto lagert, muss mit schlechterem Halt rechnen. Gleiches gilt für die Ski – sie sollten beim Anlegen des Fells nicht eiskalt sein.