Wenn die Frühlingssonne den Schnee zum Glitzern bringt, beginnt die magischste Skitourenzeit – die Firnzeit. Was man sich davon erwarten kann und was dabei wichtig ist, lest ihr hier.

Lara Wulz
Lara Wulz

Der Charme von Frühlingsskitouren liegt einerseits in der Endlichkeit des sich verabschiedenden Winters. Und andererseits in den regelrecht magischen Momenten, die man bei diesen Touren erlebt. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn man früh am Morgen durch die noch kühle, klare Luft aufsteigt. Der Schnee knirscht unter den Skiern, und der Blick reicht weit über die Berglandschaft, die in der Frühlingssonne glitzert. Lisa Derflinger, Skitouren-Enthusiastin der Tourismusregion Katschberg Lieser-Maltatal, findet die passende Beschreibung für ausgedehnte Touren mit firnigem Höhepunkt: „Die längeren Tage und wärmeren Temperaturen bieten ideale Bedingungen für unvergessliche Touren – und die Firnabfahrten sind genauso traumhaft wie Pulverschnee.“ ​

Am Gipfel angekommen, wartet die Belohnung: ein atemberaubendes Panorama bei milden sonnengetränkten Temperaturen, die Stille der Berge und die Vorfreude auf die Abfahrt. „Wenn der Firn nachgibt und die Ski mühelos über die Hänge gleiten, ist das ein Fahrgefühl, das süchtig macht“, ergänzt Armin Höfl, erfahrener Skitourenprofi (den uns die Region Salzburger Lungau als Experten vermittelt hat), für den die Skitourensaison in der zweiten Hälfte des Winters erst so richtig beginnt.

Darum ist der Frühling ideal
Mit dem Frühling beginnt die zweite und oftmals beliebtere Hälfte der Skitourensaison – und das aus gutem Grund. „Viele Gipfel, die im Hochwinter aufgrund der Lawinengefahr zu gefährlich sind, werden im Frühjahr zugänglich“, erklärt Höfl. Durch die Wärme komprimiert sich der Schnee und eine stabilere Schneedecke entsteht. Das bedeutet nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch abwechslungsreiche Bedingungen: Von harten, gefror­enen Schneefeldern am Morgen  bis hin zu weichem Firn am späten Vormittag bietet der Frühling eine beeindruckende Vielfalt. Ein weiterer Vorteil sind die geöffneten Bergstraßen, wie etwa die Malta- Hochalmstraße oder die Großglockner-Hochalpenstraße, die den Zugang zu abgelegenen Gipfeln erleichtern. 
 

Die längeren Tage und wärmeren Temperaturen bieten ideale Bedingungen für unvergessliche Touren.

Planung und Sicherheit
Frühlingsskitouren erfordern eine sorgfältige Planung, da die tageszeitlichen Veränderungen der Schneedecke oft nicht unerheblich sind. „Die Tour sollte früh gestartet werden, damit man vor der intensiven Sonneneinstrahlung wieder im Tal ist“, rät Höfl. Morgens ist der Schnee oft noch hart und stabil, aber mit der Erwärmung am Nachmittag wird er weicher und instabiler.

„Nassschneelawinen sind die größte Gefahr im Frühling“, ergänzt Derflinger. Die richtige Wahl der Hänge ist ebenso wichtig. Süd- und Osthänge bieten oft schon am Vormittag griffigen Firn, während Nordhänge länger gefroren bleiben können. Eine genaue Analyse der Lawinenlageberichte und der Wetterprognosen ist jedenfalls unerlässlich. Höfl empfiehlt außerdem, sich vor Ort über die Verhältnisse zu informieren. „Auch wenn Apps und Bücher gute Grundlagen bieten, sind die aktuellen Bedingungen vor Ort entscheidend.“

Ein weiterer Aspekt ist die Routenwahl. Im Frühling sind oft längere Anstiege nötig, da man höhergelegene Gipfel ansteuert. Hier spielt die persönliche Fitness eine wichtige Rolle, um sicher und entspannt unterwegs zu sein.

Die richtige Ausrüstung
Neben der richtigen Vorbereitung ist auch noch etwas anderes unerlässlich: Die richtige Ausrüstung macht den Unterschied zwischen einer entspannten Tour und einem stressigen Erlebnis. Im Frühling spielt vor allem die Anpassungsfähigkeit an die wechselnden Bedingungen eine zentrale Rolle. Der „Zwiebellook“ hat sich bewährt: Eine atmungsaktive Basisschicht sorgt für Feuchtigkeitsmanagement, während eine isolierende Mittelschicht Wärme bietet. Eine leichte, wetterfeste Außenschicht schützt vor Wind und eventuellem Schneefall. „Ein Stirnband und leichte Handschuhe sind ideal, da sie bei steigenden Temperaturen schnell verstaut werden können“, rät Derflinger. Nicht zu vergessen: Sonnencreme und Sonnenbrille, um sich vor der intensiven UV-Strahlung in der Höhe zu schützen​.

Eine vollständige Lawinenausrüstung – bestehend aus LVS-Gerät, Sonde und Schaufel – ist ein Muss. Auch ist es nie ein Fehler, ein Erste-Hilfe-Set mit zu haben. Der Skitouren Profi aus dem steirischen Krakau betont: „Man sollte nicht nur die Ausrüstung dabeihaben, sondern sie auch richtig nutzen können.“ Ein LVS-Check vor der Tour sollte selbstverständlich sein.

Ein Lawinenrucksack kann im Ernstfall Leben retten, insbesondere in steileren Passagen. Zusätzlich empfiehlt es sich, immer eine Karte, ein GPS-Gerät oder eine App mit Offline-Karten dabei zu haben, um im Notfall die Orientierung nicht zu verlieren.

Im Frühling schwitzt man durch die höheren Temperaturen oft mehr. Neben Kleidung zum Wechseln sollte deshalb auch ausreichend Wasser mitgenommen werden, um die Flüssigkeitsreserven aufzufüllen. „Ein kleiner Snack für zwischendurch und eine Jause für den Gipfel gehören auch immer dazu – der Kaiserschmarrn auf der Hütte schmeckt in der Frühlingssonne aber einfach am besten“, weiß Derflinger.

Die richtige Ausrüstung macht den Unterschied zwischen einer entspannten Tour und einem stressigen Erlebnis.

Der Frühling auf Skiern
Warum man seine Bretter also nicht schon zu früh in der Saison an den Nagel hängen sollte, ist nun klar. Frühlingsskitouren verbinden sportliche Herausforderung, Naturerlebnis und Genuss auf eine einzigartige Weise und stellen somit das Grande Fi(r)nale des Winters dar. Die stabileren Schneeverhältnisse, die längeren Tage und die angenehmen Temperaturen machen die zweite Hälfte der Skitourensaison zu einem besonderen Erlebnis. Mit der richtigen Planung, der passenden Ausrüstung und einem Auge für die Sicherheitsaspekte steht unvergesslichen Touren nichts im Weg. 

Geheimtipps
Ein persönlicher Favorit der Expertin aus dem Maltatal ist die Tour auf die Kölnbreinspitze im Maltatal. „Die Malta-Hochalmstraße öffnet jedes Jahr im Mai und ermöglicht Zugang zu traumhaften Touren mit Blick auf den tiefblauen Stausee und die umliegenden Gipfel der Hohen Tauern – ein Erlebnis, das an norwegische Fjorde erinnert“, schwärmt Lisa Derflinger. Auch Armin Höfl teilt gerne seinen Tipp für eine traumhafte Skitour mit uns: „Das Roteck ist immer wieder eine Herausforderung und ein Genuss zugleich – landschaftlich spektakulär und mit oft perfekten Bedingungen“.​

Weitere 20 Top-Tipps für atemberaubende Skitouren im Frühling findet ihr am Ende des Textes. Also: Route aussuchen und gut planen, Rucksack packen, Ski anschnallen und die Magie der Frühlingsfirntouren in den Bergen erleben.