Egal, ob du geschmeidig über Stock und Stein flitzen willst, dich dem Adrenalinrausch einer rasanten Abfahrt hingeben willst oder ob du einfach nur sicher durch die City cruisen möchtest: Es kommt immer drauf an, ob du auf dem Mountainbike die Haltung bewahrst. Die Top 7 der grundlegenden Fahrtechniktipps erfährst du hier ...
Für die meisten Biker bedeutet Radfahren in erster Linie Ausdauertraining. In fahrtechnisch schwierigen Situationen, wo es auf richtiges Steuern, Bremsen, Gewichtsverlagerung oder Linienwahl ankommt, ist es mit dem Können oft nicht weit her. Dabei sind es immer wieder dieselben Fehler, warum Hobbyradler auch nach Tausenden gefahrenen Kilometern ängstlich durch die Kurven kriechen, bergab schnell an ihr Limit kommen, vor den kleinsten Hindernissen absteigen oder im schlimmsten Fall gar stürzen. Damit es euch künftig leicht fällt, die richtige Haltung einzunehmen, zeigen wir in einem anschaulichen Fahrkurs die wichtigsten Positionen und Techniken.
Haltung bewahren: Die 7 besten Fahrtechniktipps für Mountainbiker / Bild: Thomas Polzer
1. DIE GRUNDSTELLUNG
Natürlich sitzt man beim Radeln die meiste Zeit im Sattel, bei der Grundposition aber musst du Steherqualitäten beweisen. Denn diese Grundstellung ist der Ausgangs- und Endpunkt für alle wichtigen Fahrsituationen wie Kurvenfahren, Bremsen, Hindernissenausweichen, Vorderradanheben usw.
So wird’s gemacht:
- Die Kurbelarme stehen waagerecht, der bevorzugte Fuß ist vorne. Die Kurbeln bleiben auch in schwierigen Geländeabschnitten waagerecht.
- Die Beine sind fast gestreckt, aber im Kniegelenk ganz locker, um abfedernde Bewegungen aufzunehmen. Die Beine tragen das Hauptgewicht des Körpers.
- Die Arme sind leicht angewinkelt, die Ellenbogen zeigen nach außen, um Stöße mit den Armen abfedern zu können.
- Um immer bremsbereit zu sein, befinden sich an den Bremshebeln mindestens ein, maximal zwei Finger.
- Der Körperschwerpunkt befindet sich über dem Tretlager, der Rücken ist gerade und die Schultern sind über dem Lenker .
- Der Blick geht nicht auf den Vorderreifen, sondern weiter nach vor in Fahrtrichtung. Der Blickwechsel und die Entfernung
- des Blickes hängen von der Geschwindigkeit und vom Untergrund ab.
Alle Bewegungen beginnen in der Grundposition und enden auch wieder in der Grundposition. Dadurch ergibt sich ein flüssiger Bewegungsablauf. Bergab wird grundsätzlich im Stehen gefahren, in der Ebene immer dann, sobald das Gelände leicht technisch wird.
Haltung bewahren: Die 7 besten Fahrtechniktipps für Mountainbiker / Bild: Thomas Polzer
2. DAS KURVENFAHREN
Um schnell und sicher durch eine Kurve zu fahren, muss der ganze Körper mitarbeiten. Kopf, Arme, Schulter und Hüfte sind an der Bewegung beteiligt. Beim sportlichen Radfahren fährt man nicht aufrecht durch die Kurve – das Bike wird in die Kurve gelegt, also Richtung Boden gedrückt. Um die Kurvenlage noch stabiler zu gestalten, wird der Schwerpunkt auf das äußere Pedal verlagert, das sich am unteren Totpunkt befindet.
So wird’s gemacht:
- Es gilt: Immer schön locker bleiben! Ellbogen und Knie sind leicht angewinkelt und beweglich. Dadurch federt der Körper automatisch mit und gleichzeitig wird der Schwerpunkt nach unten verlegt, was wiederum mehr Kurvenhalt bringt.
- Man sollte versuchen, Kurven immer im größten Radius zu durchfahren. So ist die Zentrifugalkraft am kleinsten und die größte Kurvengeschwindigkeit möglich. Die Kurve wird außen angefahren, am Scheitelpunkt zieht man nach innen und lässt sich dann wieder nach außen tragen, um wieder optimal beschleunigen zu können.
- In der Kurve selbst sollte man nur sehr fein dosiert bremsen – oder, noch besser, gar nicht. Ein abruptes Bremsmanöver in der Kurve ist einer der häufigsten Gründe für Stürze. Ein weiterer Effekt: Die Bremskräfte zwingen das Rad, sich aus der Schräglage aufzurichten. Eine gleichmäßige Schräglage wird dadurch unmöglich. Die Geschwindigkeit muss also vor der Kurve entsprechend reduziert werden.
- Welche Kurve welche Geschwindigkeit und Schräglage verträgt, hängt vom Kurvenradius, von der Straßenbreite und vom Untergrund ab. Die Einschätzung ist Erfahrungssache, man sollte sich vorsichtig an das Optimum herantasten.
Viele Biker richten aus Angst, aus der Kurve zu fliegen, ihren Blick sofort auf die Außenseite der Kurve. Dadurch verschlechtert sich die Linienwahl, die Schräglage wird unsicher, plötzliches Bremsen und nervöse Lenkbewegungen bringen zusätzliche Unruhe ins Fahrwerk.
Richtig ist: Der Blick sollte noch vor der Einfahrt zum Scheitelpunkt zur Innenseite der Kurve gehen und dann erst zum Kurvenausgang. Grundsätzlich gilt: Die Blickrichtung bestimmt die Fahrtrichtung. Man lenkt und schwenkt das Bike unbewusst immer in die Richtung des Blickes. Bei der Kurvenausfahrt wird das Bike wieder aufgerichtet und die Bremse (falls betätigt) wieder gelöst.
Haltung bewahren: Die 7 besten Fahrtechniktipps für Mountainbiker / Bild: Thomas Polzer
3. DIE BLICKRICHTUNG
Vor allem Mountainbiker sind häufig von diesem Problem betroffen: Die meisten Hobbyradler konzentrieren im schwierigen Gelände ihren Blick zu sehr auf den Bereich unmittelbar vor dem Vorderrad. Eine optimale Linienwahl ist so nicht möglich, man hat kaum eine Chance, rechtzeitig auf plötzlich auftauchende Hindernisse wie Steine, Querrillen oder Wurzeln zu reagieren. Das Resultat ist eine sehr unsichere und unruhige Fahrweise.
So wird’s gemacht:
Kopf hoch! Der Blick sollte ständig zwischen dem Bereich direkt vor dem Vorderrad und einigen Metern davor wechseln. Je schneller die Geschwindigkeit, desto weiter wandert der Blick in Fahrtrichtung. Nur so ist es möglich, eine exakte Linienwahl zu treffen, flüssig zu fahren und reaktionsschnell auf Hindernisse zu reagieren.
Haltung bewahren: Die 7 besten Fahrtechniktipps für Mountainbiker / Bild: Thomas Polzer
4. DAS BREMSEN
Könner verwenden fast ausschließlich die Vorderbremse und das hat gute Gründe: Die Vorderbremse überträgt bei gleicher Handkraft fast doppelt so viel Bremskraft wie die hintere Bremse. Die hintere Bremse neigt rasch zum Blockieren, dadurch verschlechtert sich der Bremsweg und das Rad lässt sich kaum noch steuern. Der effiziente und sichere Umgang mit der Vorderbremse erfordert allerdings viel Feingefühl und aktive Gewichtsverlagerung.
So wird’s gemacht:
- Der Körperschwerpunkt wird, ausgehend von der Grundstellung (siehe Punkt 1), nach hinten verlagert.
- Die zentrale Position bleibt erhalten, die Arme werden aber etwas mehr gebeugt und der Körperschwerpunkt wandert leicht schräg hinter den Sattel. Grund für das Beugen der Arme ist die Erhaltung der Steuerfähigkeit des Bikes auch bei starken Bremsungen. Bei voll durchgestreckten Armen und mit einem weit hinter dem Sattel liegenden Körperschwerpunkt verliert das Vorderrad an Traktion und eine Steuerung des Bikes ist kaum mehr möglich.
- Je stärker man die Bremsen betätigt, umso ausgeprägter ist auch die Ausgleichsbewegung. Sobald die Bremse wieder gelöst wird, geht man zurück in die Grundposition.
- Bei Blockieren eines Laufrades die entsprechende Bremse sofort lösen und dann wieder an die maximal mögliche Bremskraft herantasten.
In sehr steilen Abfahrten verschärft sich die Situation, denn hier hat die hintere Bremse nur eine sehr geringe Bremswirkung. Unser Tipp: Die optimale Dosierung der Bremskraft zwischen Vorderrad und Hinterrad, die sich je nach Gefälle und Untergrund immer wieder ändert, sollte stetig geübt werden, damit sie automatisiert beherrscht wird.
Haltung bewahren: Die 7 besten Fahrtechniktipps für Mountainbiker / Bild: Thomas Polzer
5. DAS BERGABFAHREN
Gerade Anfänger bleiben aus falschem Sicherheitsdenken bergab lieber im Sattel sitzen. Der Nachteil: Eine aktive, dynamische Fahrweise wird dadurch verhindert, außerdem werden sämtliche Stöße von der Fahrbahn direkt auf die Wirbelsäule und die Hände des Fahrers übertragen. Richtig ist: Wenn’s bergab geht, sollte man möglichst rasch aus dem Sattel und in die Grundstellung (1) gehen. Das erlaubt schnelle Gewichtsverlagerung, Abfederung von Unebenheiten und schnelles Reagieren beim Steuern.
So wird’s gemacht:
Nochmals der Hinweis auf die richtige Grundposition, die du beim Bergabfahren einnehmen sollst: Der Oberkörper befindet sich zentral über dem Bike. Das heißt, die Schulterachse ist über dem Lenker und dein Körperschwerpunkt ist über der Kurbel. Die Kniegelenke und Ellbogen sind leicht gebeugt und die Kurbelarme stehen waagrecht. Zwei Finger befinden sich immer bremsbereit an den Hebeln und der Blick geht nach vorne in Fahrtrichtung.
Haltung bewahren: Die 7 besten Fahrtechniktipps für Mountainbiker / Bild: Thomas Polzer
6. DAS BERGAUFFAHREN
An steilen Anstiegen entscheidet nicht nur allein die rohe Muskelkraft über Fahren oder Schieben – mit der richtigen Technik geht es um einiges einfacher. Wichtig ist auch: Die Übersetzung muss rechtzeitig der Steigung angepasst werden! Mittendrin in einer steilen Steigung zu schalten, funktioniert vor allem an den Kettenblättern der Kurbel schlecht oder gar nicht. Hektisches, unrundes Treten bringt Unruhe ins Fahrgestell, gefragt ist gleichmäßiges, kraftvolles Pedalieren.
So wird’s gemacht:
- Grundsätzlich fährt man steil bergauf im Sitzen, das bringt Traktion auf das Hinterrad und eine ruhigere Fahrweise.
- Um das Vorderrad auf dem Boden zu halten, ist der Oberkörper tief über den Lenker gebeugt.
- Die Ellbögen werden nicht nach außen abgespreizt, sondern sie befinden sich möglichst knapp an den Beinen.
- Der Oberkörper bleibt ruhig und die Muskulatur ist angespannt, so bildet sich eine stabile Basis für die Tretarbeit.
- Mit den Armen wird ein gleichseitiger Zug auf den Lenker nach hinten/unten ausgeübt. Unnötige Lenkbewegungen stören die Linienführung.
- Je steiler der Anstieg, desto weiter rutscht man an der Sattelspitze nach vor.
- Der Blick wechselt zwischen der Strecke direkt vor dem Vorderrad und einigen Metern davor. So „liest“ man den Untergrund, entscheidet sich für eine Linie und kann rechtzeitig auf Unebenheiten reagieren.
- Idealerweise wählt man die Linie mit dem griffigsten Untergrund.
Haltung bewahren: Die 7 besten Fahrtechniktipps für Mountainbiker / Bild: Thomas Polzer
7. IM STEILEN ANFAHREN
Für viele Freizeitradler ist es Schwerarbeit, auf einer stärkeren Steigung anfahren zu müssen. Mit der richtigen Haltung ist das aber keine Hexerei.
So wird’s gemacht:
- Der Körperschwerpunkt muss nach vorne! Dazu setzt man sich am besten auf die Sattelspitze und beugt die Arme.
- Der Oberkörper senkt sich über den Lenker, der Blick ist nach vorne gerichtet und fokussiert die gewählte Fahrtrichtung.
- Beim Anfahren befindet sich ein Kurbelarm parallel zum Unterrohr des Rahmens.
- Die Gangwahl richtet sich nach der Steilheit des Geländes.
- Wichtig: Man bleibt auch nach dem Anfahren in dieser Position, bis sich das Gleichgewicht stabilisiert hat.