Ob für Neueinsteiger, zum Eingehen zu Saisonstart oder für Genießer: Zum Abrunden unseres Skitourenguides haben wir – mit den Naturfreunden Österreich – zehn leichte und doch sehr schöne Tourenvorschläge quer durchs Land ausgewählt. Und wir klären mit den Experten die Frage: Wie findet man als Skitouren-Neuling die fürs eigene Können passenden, leichten Touren?
Bei Klettersteigen weiß man es: A, B und vielleicht noch die eine oder andere C-Passage – das sind die Schwierigkeitsgrade, in denen sich Neueinsteiger bewegen sollen. Bei Skitouren gibt es allerdings kein klares Klassifizierungssystem wie bei Klettersteigen. In Online-Tourenportalen (wie dem Naturfreunde-Portal www.tourenportal.at) sowie gedruckten Tourenführern wird zwar in der Regel ein Schwierigkeitsgrad angegeben. Oft dreiteilig – „leicht“, „mittel“ und „schwer“. Oder nach Farben wie bei Skipisten: „blau“, „rot“, „schwarz“. Mit eindeutigen, einheitlich definierten Kriterien hinterlegt sind solche Angaben jedoch nicht – sondern sie spiegeln oft bloß den subjektiven Eindruck des Tippgebers wider.
Mit „Schweizer Gründlichkeit“ hat dagegen der Schweizer Alpen Club „SAC“ eine siebenteilige Skala für die Schwierigkeitsbewertung von Skitouren ausgearbeitet: „Vorbildhaft“, sagt Helmuth Preslmaier, Skitourenreferent der Naturfreunde Österreich – und nachahmenswert. Nur ein Teil von Tourenführer-Autoren greift allerdings auf die SAC-Skala zurück.
Alle hier vorgeschlagenen Touren würden wahrscheinlich in die Kategorie „L“ der SAC-Skala passen, sagt Preslmaier. „L“ wie „leicht“ ist die erste der sieben Schwierigkeitsstufen. Beschrieben sind diese Touren als Skitouren „mit weicher, hügeliger Geländeform, einer maximalen Steilheit von 30 Grad, ohne ausgesetzte Stellen und ohne besondere Engstellen“. Also für Einsteiger auch wirklich stressfrei machbar – aber auch für Genussgeher erste Wahl.
Wenn Skitouren-Neulinge sich zum ersten Mal selber Skitouren suchen, dann sollten sie sich jedenfalls nicht nur auf eine Bezeichnung wie „leicht“, „einfach“ oder „blau“ verlassen, sondern auch nachlesen, mit welchen Kriterien der jeweilige Autor seine Einschätzung definiert hat, empfiehlt der Naturfreunde-Experte. Auch ein guter Rat: auf die Quelle achten. Während man sich auf professionelle Einschätzung durch alpine Verbände, ausgebildete Bergführer oder Verlage in der Regel gut verlassen könne, heißt es: Vorsicht bei „Community-Portalen“ oder Foren, wo jeder User einfach eine Tour einstellen kann.
Zu beachten ist auf Skitouren weiters, dass sich die Schwierigkeits-Angaben auf gute Verhältnisse beziehen und sich je nach Schneelage ändern können. Und ferner, dass die Schwierigkeitsbewertung in der Regel nur die technische Schwierigkeit einer Tour meint: Der konditionelle Anspruch, der sich über die Höhenmeteranzahl einschätzen lässt, ist gesondert zu betrachten. 700 bis 1000 Höhenmeter sind hier ein Richtwert, sagt Preslmaier, der auch für die meisten Einsteiger noch gut passt.
Natürlich sind auch Lawinenlagebericht sowie Wettervorhersage immer zu beachten. Auch bei Touren, bei denen man der Beschreibung nach im Gelände unter 30 Grad Hangsteilheit bleibt – jener Grenze, ab der Schneebrettlawinen abgehen können. Aber man kann auch bei solchen Touren versehentlich in steileres Gelände geraten. Für Einsteiger gilt generell die Empfehlung, zusätzlich zum Gelände unter 30 Grad nur bis Lawinenwarnstufe 2 unterwegs zu sein.
Und noch einmal ein Blick ins Nachbarland Schweiz: Dort gibt es das Portal „Skitourenguru“ (www.skitourenguru.ch). In diesem fließt die aktuelle Lawinensituation in die Suche bereits ein und der Algorithmus wirft nur Touren aus, die mit der aktuellen Lawinensituation machbar sind. Ein zusätzliches Sicherheitsnetz, das der Naturfreunde-Experte ebenfalls nachahmenswert findet. Aber auf jeden Fall gilt: Mitdenken bei der Suche nach passenden Touren, sorgfältig planen und die aktuellen Witterungsbedingungen und Lawinenverhältnisse mitbedenken – dann klappt es mit den ersten sicheren Genusstouren im freien Gelände.
10 leichte Genusstouren
Vorgeschlagen von den Naturfreunde-Experten Helmuth Preslmaier, Martin Edlinger und Arno Studeregger. Alle Detail-Infos zu den Touren auf: www.tourenportal.at