Diesmal im Check: Eine Laufjacke für kalte Tage, ein Licht für dunkle Zeiten und ein Traillaufschuh für eine lebenswerte Zukunft.
Von Christof Domenig und Klaus Molidor
Am Gefrierpunkt
Graz im November, 4 Grad: Der Läufer schwitzt. Graz im November, -2 Grad: Die Jacke sitzt. ARCTERYX bietet seine ARGUS-Jacke (UVP: € 200,–) ja auch explizit für „anstrengende Aktivitäten an kalten Tagen“ an. Das merkt man schon beim Angreifen und Anziehen, die Isolierung im Inneren fühlt sich tendenziell eher flauschig als sportlich an. Der Schweißabtransport funktioniert dann aber gut. Es brauchte für mich Temperaturen um den Gefrierpunkt oder besser noch darunter, um die Jacke beim Laufen als wirklich angenehm zu empfinden – wobei das Temperaturempfinden und „Schwitzverhalten“ von Mensch zu Mensch bekanntlich auch verschieden ausfällt.
Der Hersteller aus British Columbia in Kanada preist die Argus-Jacke vorrangig fürs Trailrunning an, schreibt aber auch, dass sie für Langlauftouren und andere Ausdaueraktivitäten im Winter ebenso gut eingesetzt werden kann. Mit ihrem kurzen Schnitt und der „Exosphere“ genannten dezenten graublauen Farbe passt sie auf jeden Fall auch beim Cityrun an kalten Tagen und weckt dabei Besitzerstolz ohne optische Aufdringklichkeit. Da ist es fast schade, die Jacke „nur“ irgendwo in der Bergeinsamkeit auszuführen.
Volle Sicht voraus
Laufen im Dunkeln schärft die Sinne. Man hört besser, man riecht besser – also aktiv, nicht unbedingt passiv, man spürt die Schritte anders als im Hellen. Man wird halt aber auch nicht gesehen und wenn dann das Fahrgestell schon ein bisserl angeschlagen ist, kann man Stolperfallen schon noch weniger brauchen als sonst. Daher: Stirnlampe. Die NEO 6R von LEDLENSER (UVP € 49,90) ist genau für diesen Einsatzbereich. Kein High-Power-Fluter, der auch an der Spitze einer Lok gute Figur machen würde, sondern eine Lampe, die gerade so viel ausleuchtet, dass man damit auch in stockfinsterer Nacht und mittlerem Tempo noch gut sieht. Der Lichtkegel ist in der Neigung verstellbar, von den drei Stufen (schwach-hell-blinkend) wählt man für die aktive Sicherheit die helle Stufe, alles andere ist zu wenig. Dafür blinkt hinten am Akkuteil ein rotes Punkterl.
Und ein Bonusteil gibt es auch noch. Nämlich einen Gurt, mit dem man die Lampe auf der Brust tragen kann. Bis man das Leuchtteil allerdings vom einen Bandl heruntergefummelt und auf den anderen Gurt draufgenestelt hat, ist es schon wieder hell. Zumindest wenn man feinmotorisch herausgefordert ist, wie der Schreiber. Ist aber egal: Mehrere Tests haben gezeigt: Die Lampe am Kopf zu tragen ist und bleibt das Beste, weil der Kopf die Bewegungen am besten ausgleicht und der Lichtkegel so am ruhigsten bleibt und nicht für Schwindelanfälle sorgt, wenn die Lichtquelle auf Brust oder Hüfte sitzt.
Weißer Gipfelstürmer
Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Produkte liegen ja gerade im Trend. Darum verzichten auch immer mehr Schuhhersteller auf Einfärbung ihrer Produkte. Löst immer noch ungläublige, ja nahezu angewiderte Blicke aus, wenn man mit so einem Teil wie dem CATAMOUNT von BROOKS durch die Wiese zum Laufbuddy gehüpft kommt. „Ein weißer Trailschuh?“ Warum nicht? Gebrauchsspuren darf man ruhig sehen und ein Trailschuh wurde ja für guten Halt im Gelände gebaut und nicht für den Style-Preis in der City.
Also los, über eine Forststraße zum „Berg der Saison“, der in Pandemiezeiten fast zur Hausrunde geworden ist. Grip bergauf ohne Fehl und Tadel, auch der feuchte Almboden führt nicht zum Schleudertrauma. Bergab erfreut mich die für Brooks typische breite Zehenbox, die Sohle ist auch auf schnelleren Schotterdownhills mehr als okay. Einzig das superluftige Mesh des 160-Euro-Schuhs ist zu hinterfragen, wenn schon ein Halbschritt durch den Morgentau für nasse Füße sorgt. Man möchte meinen, dass Trailschuhe etatmäßig mit wasserdichten Membranen daherkommen, was sie – für mich – leider nicht tun.