Beim Urlaub in den Bergen kommt wirklich jedes Familienmitglied auf den Gipfel seiner sportlichen Gefühle. Weil die alpine Abwechslung grenzenlos ist – für Groß und Klein, für Abenteurer und Erholungsuchende.

Von Linda Freutel


Mit Familienurlauben ist das ja an sich so eine Sache: Papa träumt vom ultimativen Adrenalinkick und den neuesten sportlichen Trends. Mama wünscht sich einfach Ruhe und am besten ein bisschen Wellness, während sich die Kinder bereits beim Gedanken an Ferien mit den Erwachsenen langweilen. Und so wird aus der schönsten Zeit des Jahres nicht selten auch die anstrengendste.

Fällt ihre Wahl im Sommer allerdings auf das Urlaubsziel Berg, dann liegen Familien schon einmal im Vorteil. Alpiner Urlaub hat sein altbackenes Image entstaubt. Zwischen Gipfeln und Grotten hat sich ein buntes Potpourri an sportlichen Möglichkeiten entwickelt, wie es kaum eine andere Landschaft zu bieten hat – und wo wirklich jeder auf seine Kosten kommt – wie wir hier in einem kurzen Überblick zeigen wollen.

ERHOLUNG TRIFFT NERVENKITZEL
Angefangen bei all jenen, die einfach nie stillsitzen wollen; im Urlaub erst Recht nicht. Adrenalin-Junkies bleibt in Österreichs Alpen keine Challenge verwehrt. Etwa am Schleierwasserfall in Going am Wilden Kaiser in Tirol, einem Mekka für Kletter-Freaks, wo schon die Kulisse schlicht begeistert. Geklettert wird auf einen urigen, rund 60 Meter hohen Felsdom, in dessen Mitte ein rauschender Gebirgsbach als tosender Schleier in die Tiefe fällt und sich zu einem romantisch kleinen Badeplatz sammelt – die wohl schönste und verdienteste Erfrischung nach dem schweißtreibenden Anstieg. Und das Beste für alle, die neue Herausforderungen suchen: Neben den regulären 150 Kletterrouten gibt es hier auch noch ungekletterte Projekte zu finden.

Noch mehr Freiheitsgefühl verspricht, wenn man Gurt und Seil weglässt, während man sich am Fels entlanghangelt. Ausprobieren kann man das in einem der vielen Bouldergebiete; z.B. dem Silvapark Galtür (ebenfalls in Tirol). Dessen Königsroute „Anam Cara" mit Schwierigkeitsgrad 8c ist freilich nichts für schwache Nerven und Muskeln.

ABENTEUER FÜR JEDES ALTER
Wollen Eltern mit ihren Teenie-Sprösslingen gemeinsamen Nervenkitzel erleben, dann ist Canyoning eine gute Wahl. Eine Highlight-Location dafür ist eine der längsten Schluchten des Landes, die Strubklamm in Faistenau (Salzburg). Durch märchenhafte Flusslandschaften führen besonders lange Schwimmstrecken, teilweise extrem enge Felspassagen und insgesamt 17 Sprünge. Die bis zu zehn Meter hohen Sprungstellen sind nichts für schwache Nerven; dafür aber eine echte Augenweide für Naturliebhaber.

Wer den freien Fall ins türkis leuchtende Nass nicht wagen will, kann sich natürlich sicher abseilen; verpasst dabei aber das berauschende Gefühl von Selbstüberwindung. Wer es etwas weniger wild, dafür aber nicht weniger nass mag, kann die wundersamen Wasserlandschaften der Alpen natürlich auch per Boot erkunden. Geführte Kanu- oder Raftingtouren gibt es in diversen Schwierigkeitsstufen; sodass durchaus die ganze Familie durch die Schluchten schippern kann.

Mit einer Stirnlampe auf dem Kopf die ewige Finsternis einer alten Höhle erkunden: Das können Familien zum Beispiel in der Odelsteinhöhle bei Johnsbach im steirischen Gesäuse. Ebenfalls für alle Altersstufen geeignet: eine Flusswanderung oder ein Besuch im Hochseilgarten. So ziemlich jede alpine Ferienregion hat solche Abenteuer im Angebot.


ENTSPANNEN AUF ALPINE ART
Wer in den Alpen dagegen einfach nur seelische Erholung sucht, bekommt diese auch. Wellnesshotels, die mit Heukuren für die Haut, alpinen Moorbädern oder regionalen Kräutermassagen die Kraft der Natur an die Haut ihrer Gäste lassen, gibt es in den Bergregionen annähernd so viele wie Blumen vor den Balkonen. Oder wie wäre es mit einem Ausflug auf einen „Gesundheitsbauernhof", auf dem es darum geht, innere Eintracht mit Mutter Natur zu finden? Beim Yoga oder einer entspannten Almwanderungen können gestresste Großstadtgemüter ebenso entspannen wie bei gemeinsamer Meditation.

Wem auch solche Relaxangebote noch zu viel Trubel bedeuten, der kann seine Ruhe auch fernab jeglicher Zivilisation finden: Indem man sich einfach einen Tag an einem der unzähligen Bergbadeseen gönnt, sich nach ein paar geschwommenen Kilometern erschöpft ans Ufer legt und die warme Sonne genießt. Sollen doch die anderen Kitesurfen, Standup-Paddeln oder all die anderen Wassersport-Aktivitäten ausprobieren.

GROSSE AUGEN BEI DEN KLEINEN
Doch was ist mit den Jüngsten? Neugierige Knirpse sollen beim Familienurlaub schließlich auch auf ihre Kosten kommen. Wie wäre es mit einem Spaziergang über einen der unzähligen Naturlehrpfade? Einige führen vorbei an düsteren Hexenwäldern (z. B. dem Hexenwasser am Wilden Kaiser) oder zu wunderschönen Blumen und Blüten (in St. Jakob im Defereggental), barfuß über kitzelndes Gras oder zu einem Einblick in das Leben der fleißigen Bienen (z. B. in Reith).

Für leuchtende Kinderaugen sorgt natürlich immer auch ein Ausflug zum Bauernhof – am besten ist es freilich gleich, dort zu übernachten. Von Kuhglocken geweckt zu werden und frische Milch zum Frühstück zu genießen, ist schließlich nicht nur für Kleinkinder ein Erlebnis der Extraklasse. Natürlich darf bei den Kleinsten auch der sportliche Aspekt nicht zu kurz kommen. Spezielle Familienwanderwege sind großteils sogar für Kinderwägen geeignet: Papa schiebt, während die Zwerge die Natur bewundern, die Teenies Blumen und Kräuter sammeln und Mama sich auf den verdienten Kuchen nach dem Marsch freut. Und schon herrscht Familienfriede; kein Wunder: Die Berge sind schließlich für alle da.


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