Die Haute Route, "die Königin aller Skitouren" von Chamonix (FRA) bis Zermatt (SUI), zu der SPORTaktiv erstmalig im letzten Frühling geladen hat, war für alle Teilnehmer ein traumhaftes Erlebnis in majestätischer Bergwelt. Als Leser mit dabei war damals Tomaz Druml aus dem Nordischen Kombinierer-Team des ÖSV. Für uns erinnert er sich an das Erlebnis zurück.
Den Lohn hat es schon im Voraus gegeben: Gleich am ersten Abend der „Haute Route", dieser einwöchigen Skitour von Chamonix bis Zermatt, bot sich den Teilnehmern ein unvergleichliches Bergpanorama. „Der Sternenhimmel und die Berge auf der Argentiere-Hütte waren sensationell", sagt Tomaz Druml, der als „Spitzensportler auf Abwegen" mit SPORTaktiv zum ersten Mal die Haute Route erlebt hat. „Am nächsten Morgen sind wir dann im Sonnenaufgang los und hatten eine traumhafte Powder-Abfahrt". Von da an konnte also fast schon kommen, was wollte, so aufgegangen ist den Teilnehmern das Skitouren-Herz.
Wobei: Spaziergang ist die Haute Route auch bei perfekten Bedingungen keine. „Eine Woche jeden Tag auf Tourenskiern unterwegs zu sein, das bist du von daheim ja nicht gewöhnt", sagt Druml. „Bei der Haute Route lebst du aber eine Woche lang echt aus dem Rucksack." Und das noch dazu auf rund 3.000 Metern Seehöhe – ebenfalls keine Kleinigkeit. „Da pumpert das Herzerl schon ordentlich und du schläfst schlechter", sagt Druml.
Auch die Erholung leidet darunter. Die meisten Teilnehmer sind ja die extreme Höhenlage nicht gewohnt – Druml schon: Als Weltcupathlet der nordischen Kombinierer ist er immer wieder auf Gletschern – „aber es hat auch mich wirklich gefordert", sagt er.
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In Erinnerung wird ihm vieles bleiben. Das Gruppenerlebnis zum Beispiel: „Es waren total unterschiedliche Leute dabei. Aber wir haben uns schnell zusammengefunden und aufeinander eingestellt." Zusammenwarten war Pflicht und die Abseilpassagen haben ohnehin immer alle gemeinsam absolviert.
Der dritte Tag: Im Morgengrauen ging es da zur Valsoreyhütte auf knapp über 3.000 Meter hinauf. „Die ersten 600 Höhenmeter waren gleich so steil, dass wir die Passage mit den Skischuhen bewältigen mussten." Ein Teilnehmer war da allerdings schon nicht mehr dabei. „Er hat nach dem ersten Tag gesehen, dass es für ihn keinen Sinn hat, weil er körperlich nicht fit genug war", erzählt Druml, der im Dezember zuvor noch selbst Probleme gehabt hatte: Wegen Herzrhythmusstörungen musste er die Saison bei den Kombinierern frühzeitig beenden. Bei der „Haute Route" mitzugehen, war dann aber kein Problem – „die Ärzte haben mir sogar dazu geraten". In der Knochenmühle Spitzensport wirkt eine aktive Auszeit oft Wunder.
Zum tollen Gesamteindruck hat auch beigetragen, dass es mit dem Wetter gleich weitergegangen ist wie zu Beginn der Woche. Jeden Tag also verbanden sich Anstrengung und Genuss, Herausforderung und Belohnung zum einmaligen Erlebnis.
Brenzlige Situationen gab es keine – bis zum Schlusstag. Ausgerechnet die letzte Etappe nach Zermatt musste die Gruppe streichen: „Wir wären fünf Stunden im Schneesturm unterwegs gewesen. Das wäre gefährlich und sinnlos gewesen", erinnert sich Druml. Der „Königin der Skitouren" fehlte damit zwar die Krönung, getrübt hat das die Stimmung aber nicht – weil eben die Erlebnisse an den vergangenen Tagen so beeindruckend waren. „Und weil auch das Leihmaterial, unter anderem von Hagan, super gepasst hat. Und die Bergführer hervorragende Arbeit geleistet haben."
Diesen Winter ist er zwar wieder im Weltcup der Nordischen Kombinierer voll im Einsatz – irgendwann will Tomaz Druml aber auch die letzte Etappe der Haute Route nachholen: von der Vignettes-Hütte über drei Pässe nach Zermatt am Fuße des Matterhorns: „Das steht jetzt unbedingt noch auf meiner To-do-Liste!"
Der Haute-Route-Bezwinger | TOMAZ DRUML, 28 Jahre, wohnt in Feistritz an der Gail; der Kärntner ist Profiathlet im Weltcup-Team der nordischen Kombinierer. Web: www.tomazdruml.at |
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