Die Umsteiger vom klassischen Alpinskifahren hin zum Tourengehen werden jährlich mehr. Aber nicht nur für diese Quereinsteiger ist es interessant, zu wissen: Was unterscheidet eigentlich einen Tourenski von einem Alpinski? Intersport-Händler Franz Pachleitner hat die beiden miteinander verglichen.
1. Gewicht. Der erste Blick aufs Datenblatt gilt üblicherweise der Gramm-Angabe. „Wirklich aufstiegsorientierte Tourenski starten bei ca. 750 g pro Ski", weiß Franz Pachleitner. „Das ist allerdings nur etwas für echte Racer, bei denen es darum geht, so schnell wie möglich am Berg zu sein. Denn dieses leichte Gewicht hat natürlich Einfluss auf die Abfahrtseigenschaften".
Beim Allround-Tourenski, der leicht genug ist, um im Aufstieg gute Performance zu bieten, und trotzdem stabil in der Abfahrt liegt, muss man zwischen 1.250 und 1.500 g pro Ski rechnen. Und jetzt der Vergleich: „Alpinski haben bald einmal das Doppelte an Gewicht. Hier liegt das Hauptaugenmerk aber auf der Stabilität, die ja auch für den Kantengrip, vor allem auf hartem Untergrund, verantwortlich ist."
Skitour Video Blog - Folge 3: Der richtige Tourenski |
2. Material. Die Unterschiede beim Gewicht ergeben sich aus den verwendeten Materialien. Holzkerne sind zwar da wie dort Usus – „allerdings weisen Alpinski meist einen wesentlich stärkeren Holzkern auf, weil eben dort nicht so aufs Gewicht geschaut werden muss. Der schwerere Kern erhöht grundsätzlich die Verwindungssteifigkeit. Dieser Nachteil der Tourenski, der sich aus dem leichteren Material ergibt, wird im modernen Skibau durch spezielle Bauweisen und Materialien, zum Beispiel durch Carbonbegurtungen, immer besser ausgeglichen."
Im Vergleich: Der Unterschied zwischen Tourenski und Alpinski / Bild: Hersteller
3. Flex/Torsion. Zwischen Gewicht, Material und Biegeverhalten gibt es also klare Zusammenhänge. Womit wir beim dritten wichtigen Unterscheidungsmerkmal wären: dem Biegeverhalten, aufgegliedert in Flex (= Biegsamkeit in Längsrichtung) und Torsion (= Verdrehbarkeit um die Längsachse).
Moderne Tourenski zeichnet ein weicher Flex bei vergleichsweise hoher Torsionssteifigkeit aus. Gerade was die Kombination dieser Eigenschaften bei geringem Gewicht betrifft, hat der Tourenskibau in der jüngeren Vergangenheit große Fortschritte erzielt. „Ein weicher Flex steht für einen ‚anschmiegsamen' Ski, der leicht dreht und gut im Gelände bzw. auf weichem Untergrund zu fahren ist. Dafür bietet er andererseits eben weniger Stabilität auf Eis und bei schnellen Abfahrten", erklärt Franz Pachleitner. „Ein harter Flex, der typisch für pistenorientierte Alpinski ist, erfordert mehr Kraft und Technik beim Führen des Skis, dafür hält er aber auf Eis sehr gut und flattert auch bei schnell gefahrenen Passagen nicht."
4. Taillierung. Im Allround-Tourenbereich sind fast nur mehr Ski mit einer Mittelbreite ab 80 mm aufwärts gefragt. „Hier hat sich in den letzten Jahren definitiv viel getan; die Kombi aus Komfort und Sicherheit, die sich aus einem Plus an Breite ergibt, wird definitiv geschätzt." Bei der Klasse der abfahrtsorientierten Freeride-Tourer ist die durchschnittliche Mittelbreite noch um einiges größer. Im Vergleich mit den Alpinskiern sind betreffend Taillierung die Unterschiede mittlerweile klein geworden. „Universell auf Pisten und im Gelände eingesetzte All-Mountain-Ski bzw. Freeride-Ski weisen jeweils ähnliche Maße wie moderne Tourenski auf."
5. Skispitze/Skiende. Auch hier zeigen sich Parallelen zwischen Touren- und Alpinskiern. „Die Rockerkonstruktion hat sich definitiv auch im Tourenbereich behauptet. Sie macht den Ski drehfreudiger und einfacher im Handling. Das ist bei weicherem Schnee und besonders im Gelände bei selektiven Passagen von Vorteil."
Der Experte | FRANZ PACHLEITNER betreibt „Intersport Pachleitner" mit vier Shops in Hinterstoder Tal, Hinterstoder Höss, in Kirchdorf an der Krems und in der Wurzeralmarena (alle OÖ). Besonderheit am letztgenannten Standort: das exklusive Touren-Testcenter mit den Marken Dynafit, K2 und Hagan. |