Eine Skitour auf knapp 3000 Metern Seehöhe zu gehen, ist schon ein Erlebnis an sich. Erst recht, wenn der Bergführer Peter Habeler heißt. Der legendäre Bergfex macht den Ausflug mit Schmäh und Erfahrung zu einem echten Highlight.

Von Klaus Molidor


Schon bei der Begrüßung in Galtür hat die Gruppe einen kollektiven Grinser im Gesicht. „Bärig, dass ihr da seids", sagt Peter Habeler im breiten Zillertalerisch. Das hebt die Stimmung sofort, denn der bald 75-Jährige ist authentisch, lebensfroh, immer noch fit wie ein Turnschuh und vor allem – eine Legende: 1978 waren er und Reinhold Messner die ersten, die den Mount Everest ohne Sauerstoff bezwungen haben.

Auf der Jamtalhütte oberhalb von Galtür mischt er dann Schnurren von früher und heute mit Skitourentipps. „Die Leute haben ein bissl vergessen, auf die Natur zu hören", sagt Habeler. Darum: Wenn Zeit ist, Sport und Bewegung um jeden Preis, ungeachtet der alpinen Gefahren. „Dabei musst du am Berg nein sagen können, wenn das Wetter oder die Schnee-Verhältnisse nicht passen.


Jetzt passt aber beides. Blauer Himmel. Leichter Wind, leichter Anstieg Richtung Jamtalgletscher. „Bärig" entfährt es da sogar Nicht-Tirolern. Schritt für Schritt schieben wir die Ski durch den Pulverschnee nach oben, Habeler spurt an der Spitze. Immer wieder schaut er sich um, muntert auf, lässt seinen Blick konzentriert über die weiten Schneefelder wandern. „Damit wir keine Gletscherspalte übersehen."

Dann eine schwierige Hangquerung, Habeler geht voraus, prüft nach jedem Schritt mit dem Stock den Schnee, dann winkt er die Gruppe einzeln weiter. Kurz darauf stehen wir auf dem Rußkopf, 2693 Meter hoch. Habeler verteilt „Gipfelbusserln" an die Damen, Handschläge und ein herzliches „Berg Heil" an die Herren. Ein Schluck aus der Flasche, ein Stück Müsliriegel und runter geht es.

Für den Nachmittag ist starker Wind angesagt. „Der Baumeister der Lawinen", wie der Bergfex erklärt. Also: Felle runter, den hinteren Bindungsteile im Uhrzeigersinn von Gehen auf Fahren gedreht, Helm auf und los geht's. Mit einer leichten Querfahrt fangen wir an. Dann: der erste Schwung im Tiefschnee. „Des schaffts scho. Anstemmen, drehen und wieder in die Knie gehen", ruft Habeler und wedelt sieben, acht Schwünge voraus. Und siehe da: es geht. Pulverschnee plus breite Ski ergibt Auftrieb, ergibt: ein unglaubliches Gefühl mit Suchtgefahr.

Bei der Hütte dann haben alle einen noch breiteren Grinser im Gesicht als bei der Begrüßung, weil das Erlebnis einmalig war. Das liegt auch an Habelers aufmunternden Worten und seiner Art, Stress gar nicht erst aufkommen zu lassen. „Das Wichtigste", sagt er, „ist, dass du Ruhe ausstrahlst. Wenn du zu nerverln beginnst, überträgt sich das auf die Gruppe und dann wird's zach." So aber war es mit einem Wort: bärig.


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