Egal, ob man mit oder ohne angeborenes Wettkampfgen unterwegs ist: Bei einem Laufevent mitzumachen, lohnt sich. Für alle weniger erfahrenen Wettkämpfer haben wir in der Veranstalterszene Tipps rund um Stadt-, Land- und Trailläufe eingeholt.
Anmelden, hinkommen, mitlaufen, Spaß haben – an einem Laufevent teilzunehmen ist prinzipiell eine unkomplizierte Angelegenheit. Allen, die gern laufen, können wir dieses Erlebnis nur ans Herz legen, egal, ob man ein „Wettkampfgen“ in sich trägt oder nicht. Sowohl bei Straßen- als auch bei Trailruns, bei den Citymarathons und den Läufen am Land, bei großen wie auch bei den kleinen Events gilt: Es gibt Distanzen und Bewerbe für (beinahe) jeden Trainingszustand, die vor allem eines versprechen: gemeinsamen Laufspaß im Kreise Gleichgesinnter. Erlebniswerte, die im Gedächtnis bleiben. Laufende Lebensfreude sozusagen.
Und dennoch lohnt es, sich im Vorfeld eines Events ein paar Gedanken zu machen – ganz einfach, um sich dann, vor Ort, aufs Wesentliche konzentrieren zu können: die Laufleistung (wem diese wichtig ist); und noch mehr: den Laufgenuss. Michael Buchleitner (Wachaumarathon), Michael Kummerer (Kärnten Läuft, Graz Marathon) und Hubert Resch (Großglockner Ultratrail) haben wir um ihre Tipps rund um den Wettkampf gebeten – und fassen sie hier kompakt zusammen.
Planung, An- und Abreise
Wie lange im Voraus ich meinen Startplatz buche und meinen Aufenthalt beim Lauf plane? Lieber etwas früher als später. Da ein Wettkampf auch ein Höhepunkt der Laufsaison sein soll, rund um den man sein Training plant, soll man durchaus zeitiger dran sein. Größere Laufevents erstrecken sich meist über ein Wochenende – mit Rahmenprogramm, Expo, Startnummernabholung an den Vortagen und vielem mehr. Anreise mit dem Auto erst am Eventtag, eventuell Stau und Parkplatzssuche (Parkplätze sind meist nicht im Übermaß vorhanden) sind Stressfaktoren, die man mit einer oder gleich mehreren Übernachtungen vorm Rennen umgeht. Wer beim Buchen seines Hotels früh genug dran ist, kann es sich so aussuchen, dass das Eventgelände fußläufig liegt.
Sind Start- und Zielgelände an unterschiedlichen Orten, kann man sich auch überlegen, wo man lieber wohnt. Der Wachaumarathon-Veranstalter und zweimalige Olympiateilnehmer Michael Buchleitner etwa hat früher beim Berlin Marathon stets ein Hotel bewusst in Zielnähe ausgesucht: „Wenn du eine halbe Stunde nach Zielankunft in der Badewanne liegen kannst, ist das fein.“ Dafür kann man eventuell einen Late-Check-out vereinbaren – oder nach dem Event noch eine Nacht dranhängen.
Wo und wann Bus- oder Bahnshuttles am Lauftag verkehren, das schaut man sich im Idealfall ebenfalls im Vorfeld schon vor Ort an. Bei Trailevents sind es auch in der Regel frühe Startzeiten, wegen denen sich ein Übernachten vorm Rennen lohnt, so Hubert Resch.
Begleitung durch Partner
Rund um einen Lauf ein paar entspannte Tage einzuplanen: Das kann aber auch für Partner und Familie ein Argument sein, mitzukommen, auch wenn sie selbst nicht laufen. Nicht umsonst finden Laufevents in touristisch attraktiven Regionen statt. Sport, Natur- und Kulturgenuss, Kulinarik, Entspannung – ein Lauf ist für viele nur ein Teil eines gemeinsamen (Kurz-)Urlaubs. Familien- und Kinderläufe im Vorfeld der „großen“ Läufe lassen auch den Nachwuchs in das Erlebnis Wettkampf reinschnuppern.
Einen Partner beim Event dabeizuhaben, das hilft nicht nur moralisch – auch organisatorisch kann einem ein solcher einiges abnehmen. Dass es zum Schönsten gehört, wenn die Familie unterwegs anfeuert oder einen dann im Ziel, wenn man alles gegeben hat, in Empfang nimmt und gratuliert, das steht ohnedies außer Frage.
Soll ich eine Renntaktik überlegen?
Vor allem bei Trailruns leuchtet es ein, dass man sich im Vorfeld mit der Strecke beschäftigt: Wo warten steile oder lange Anstiege oder technische Schwierigkeiten? Wie viele Verpflegungsstationen gibt es, wo sind sie, was bekomme ich dort? Aber auch bei flachen Stadt- und Land(schafts)läufen macht ein Vorab-Streckenstudium „zu 100 Prozent Sinn: Wie ist der Untergrund – gibt es Pflastersteinpassagen, kurvenreiche Abschnitte oder Engstellen? Reise ich am Donnerstag schon an, kann ich am Freitag schon ein bisschen die Strecke ablaufen und mich mit ihr vertraut machen“, rät Michael Kummerer.
Stichwort Verpflegung: Nicht jeder verträgt unter Belastung jedes Sportgetränk, nicht jedem sagt alles geschmacklich zu. Sich vorab zu informieren, was es bei den Stationen gibt, und es im Training auszuprobieren, empfiehlt Buchleitner. Oder man nutzt die Möglichkeit, Eigenverpflegung abzugeben.
Braucht’s eine Wettkampfausrüstung?
Für Läufe auf festem Untergrund: nein. Im Rennen auf eine ungewohnte Ausrüstung zu setzen, ist sogar riskant. Schuhe und Socken, die man gewohnt ist und mit denen man keine Blasen kriegt; Bekleidung, die man gern trägt, mehr braucht es nicht. Nicht zu viel im Rennen anzuziehen, weil der Körper viel Energie zur Kühlung der Muskulatur aufwenden muss, dazu rät Michael Buchleitner – wobei das Wärmeempfinden natürlich individuell ist.
Im Trailrunning schaut das mit der Ausrüstung anders aus: Dort ist je nach Länge und Beschaffenheit der Strecken ein Ausrüstungspaket vorgeschrieben. Eine Sicherheitsfrage, erklärt Resch, weil in den Bergen das Wetter rasch umschlagen kann. Im Training mit dem Rucksack Probe zu laufen, um das Gefühl gewohnt zu werden, ist unbedingt zu empfehlen. Ein Wasservorrat gehört auch zu dieser Pflichtausrüstung, ein paar Gels oder Riegel je nach Länge mitzuhaben, ist sinnvoll. Für die Bedingungen passende Trailschuhe sind ebenfalls ein Muss.
Für den kleinen Fußbadruck
Veranstalter von Großevents arbeiten seit einigen Jahren hart daran, den ökologischen Fußabdruck der Events klein zu halten. Und dabei sollten auch die Teilnehmenden mithelfen. Worum geht es da etwa? Wichtig wäre zum Beispiel eine öffentliche An- und Abreise, wann immer möglich. Bei der Expo kann man überlegen, ob man jeden Werbefolder wirklich braucht; eine korrekte Mülltrennung im Zielgelände sollte auch dann noch beachtet werden können, wenn man sich voll ausgepowert hat. Bei Graz Marathon und Kärnten Läuft gibt es einen freiwilligen zusätzlichen Euro bei der Anmeldung, der von den Veranstaltern für „grüne“ Maßnahmen genutzt wird – diesen auch zu bezahlen, sollte bei jedem drin sein.
Der grundsätzlich entspannte Zugang zu den Rennen, in denen nicht jede Minute zählt, ermöglicht es, dass im Trailrunning oft gar keine Becher bei den Verpflegungsstationen ausgegeben werden: Jeder hat hier sein eigenes Trinkbehältnis mit. Generell ist die Trailrunning-Community vorbildlich, was das Verhalten in der Natur betrifft, sagt Hubert Resch. Kaum etwas, das von den Schlussläufern in der Natur eingesammelt werden muss. Zuganreisen sind auch bei vielen Trail-Events in den Alpen möglich und die stressfreiere Alternative zum Auto.