Hallenklettern und Bouldern erfeuen sich auch unter Fitnesssportlern immer größerer Beliebtheit. Worauf man als Einsteiger achten sollte.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Bäume, Kästen, Zäune und Klettergerüste – als Kind wird einfach alles erobert. Fast instinktiv wird höher gestiegen, sich festgehalten und weitergehangelt. Irgendwann zwischen Volksschulabschluss und erstem Ferialjob verliert sich aber für die meisten die Spur in die Vertikale. Schade eigentlich, schult das Klettern, egal ob am Seil oder beim Bouldern, doch nicht nur Koordination und Beweglichkeit, sondern wirkt sich auch mehr als positiv auf Körperspannung, Rumpf- und Oberkörperkraft aus. Gar nicht erst zu reden vom breiten Grinsen und der Unbeschwertheit aus Kindertagen, das uns Erwachsenen jeder erkletterte Zentimeter zurückzugeben scheint. 

Von daher betrachtet: Fein, dass sich der Klettersport in den letzten Jahren deutlich im Aufschwung befindet. Kletter- und Boulderhallen, einst Schlechtwetter-Revier der Fels-Cracks, ziehen heute immer mehr Freizeitsportler in ihren Bann und senken dank ausgewiesener Routen, Matten, Verleih- und Kursangebote die Einstiegshürde. Zum Neueinsteigen, um die ersten Meter in der Hallen-Vertikalen zu sammeln, bietet sich der Herbst jetzt nahezu perfekt dafür an. Wir haben uns mit den Kletter-Insidern Karoline Sinnhuber von Austrialpin und Daniel Gebel von Edelrid zum Wie, Wann und Wo des Einsteigens in die Vertikale unterhalten.

Sicherer Hafen
Verglichen mit dem Klettern am Fels ist Hallenklettern nicht nur sicherer, es ist gleich in mehreren Belangen auch deutlich einfacher. „In der Halle sind die Routen farblich markiert, der Schwierigkeitsgrad steht am Einstieg, eingehängte Expressschlingen weisen den Weg. Nach dem Ablassen zieht man sein Seil ab und ist fertig“, sagt Bergführer Daniel Gebel und führt weiter aus: „Draußen muss man erst mal den Parkplatz und dann den Fels finden. Das hört sich vielleicht banal an, aber auch mit 35 Jahren Erfahrung gelingt mir das manchmal nicht. Man muss das Tope/den Führer lesen können und die Route an der Wand finden. Am Ende muss das ganze mitgebrachte Sicherungsmaterial auch wieder aus der Wand. Draußen ist anders, draußen ist komplizierter.“ 

Hoch die Wände: So gelingt der Einstieg ins Hallenklettern und Bouldern – plus 20 Adressen


Als Sicherheitsaspekt ebenfalls nicht zu vernachlässigen: „Der Fels wird nicht regelmäßig gewartet wie eine Halle. Draußen kann es gut sein, dass ein Griff ausbricht, die Haken rostig oder weit voneinander entfernt sind“, ergänzt die ehemalige Profikletterin Karoline ­Sinnhuber. Die Hallen mit ihren farblich markierten Routen, den (bei Sportkletterrouten) fix montierten Expressschlingen und ihrer regelmäßigen Wartung sind ein sehr sicherer Einstieg in den Klettersport.

Hallenbouldern
Bouldern in der Halle, also freies Klettern ohne Seil in Absprunghöhe über weichen Matten, ist erst einmal simpel. Alles, was es dazu braucht, sind „Kletterschuhe, Magnesium und Motivation“, schwärmt Sinnhuber. Die große Faszination am Bouldern liegt sicherlich in den abwechslungsreichen Bewegungen – oder einfach nur im gemeinsamen Lösen einer kniffligen Stelle. „Bouldern verbindet Menschen. Ich glaube, in keiner anderen Sportart ist es so einfach, neue Leute kennenzulernen, diese anzufeuern und sich mit ihnen zu freuen, wenn sie einen Boulder durchgestiegen sind“, sagt Sinnhuber.

Für viele Kletterer, erklärt Daniel Gebel, ist Bouldern einfach Training. „Möglichst schwere Bewegungen auf möglichst geringem Raum ergeben eine maximale Belastung und somit besten Trainingseffekt“, so seine simple Formel. Für „Boulderer“ dagegen sei das Bouldern vielmehr ein Spiel, das sich um Kreativität, Bewegungsdenken, Kraft, Koordination, Schwung und Beweglichkeit“ dreht. Wie auch immer man das Boulder betrachtet: Es lehrt Klettertechnik, schult den Blick, das richtige Steigen, Eindrehen, Hängen und Greifen – und ist damit die ideale Vorbereitung oder Ergänzung zum Klettern am Seil.

Klettern in der Halle gestaltet den Einstieg in den Sport auf vielfache Weise deutlich einfacher als am Fels.

Hallenseilklettern
Wer sich auf Dauer nicht am knackigen Boulder begeistern kann, der findet sicherlich am Seil seinen Happy Place, ist sich Karoline Sinnhuber sicher. Hier werden viele Züge aneinandergereiht und es wird gegen müde Unterarme angekämpft. Da die Sprünge auf die Matten wegfallen und man gemütlich am Seil abgelassen wird, sei das Seilklettern auch schonender für die Gelenke. „Im Gegensatz zum Bouldern wird beim Sportklettern mit einem Seil gesichert, wodurch über die Absprunghöhe hinaus geklettert werden kann“, erklärt Daniel Gebel. 

Alles, was es für das Klettern in der Halle braucht, kann man sich in der Regel als Einsteiger dort auch direkt ausleihen. Kletterschuhe, Gurt, Seil, Sicherungsgerät und Chalk, mehr Material benötigt es nicht für die Halle. Basisfähigkeiten, so Gebel, sind allerdings das Sichern im Toprope (das Seil ist bereits am Top umgelenkt und der Kletterer steigt nach) und das Sichern im Vorstieg (der Kletterer steigt vor und hängt das Seil am Weg nach oben in den Expressschlingen sowie im Top ein). „Zum Sportklettern, egal ob indoor oder outdoor, sollte man sich unbedingt von einer ausgebildeten Person das Sichern und Ablassen des Kletterers zeigen lassen, schließlich hält der Sicherer dessen Leben in den Händen. Nach Toprope-Anfängen lohnt es sich, für den Vorstieg auch das richtige Einhängen in Expressschlingen zeigen zu lassen – denn auch hier können gefährliche Fehler passieren“, führt Sinnhuber weiter aus.

Wie steigt man also nun am besten in den Klettersport ein? Daniel Gebel sieht den heute üblichsten und vor allem aus seiner Bergführer-Perspektive sinnvollsten Weg zunächst im Indoor-Bouldern, dann im nächsten Schritt weiter zum Indoor-Seilklettern. Wer mag, der wagt sich dann im Frühling zum Sportklettern an den Fels und von dort gegebenenfalls weiter zu Mehrseillängen und alpinen Kletter­eien. „So nimmt die Komplexität in Ausrüstung und Wissen schön langsam zu“, meint Gebel, der aber auch dringend dazu rät, jeden Schritt von Kursen begleitet zu gehen. „All diese Aktivitäten beinhalten Verletzungsrisiken.“ Deswegen der dringende Rat, sich die wichtigsten Dinge in einem Kurs erklären und beibringen zu lassen.

Materialtipps
Wie schon erwähnt, kann man für die ersten Versuche alles benötigte Material in den Hallen auch leihen. Will man dann regelmäßig klettern, zahlt sich ein Kauf eigener Ausrüstung bald aus. Beim für alle Spielarten des Kletterns nötigen Schuh genügt zu Beginn ein Modell für alles. Daniel Gebel empfiehlt Einsteigern erst eher bequeme Schuhe mit tendenziell flachem Zehenbereich und geringer Vorspannung. Diese müssten zu Beginn auch nicht zu teuer sein, da sie anfangs durch unsauberes Steigen schneller kaputtgehen. Bei der Größenwahl hilft der Besuch im kundigen Fachhandel. Sobald ein Seil ins Spiel kommt, wird das Sicherungsgerät essenziell. Die Auswahl am Markt, da sind sich unsere Experten einig, ist riesig. Man sollte zumindest einige Geräte und Typen ausprobieren (am besten direkt im Kurs) und sich ein Sicherungsgerät zulegen, mit dem man sich wohlfühlt. Das Seil selbst muss schließlich im Durchmesser zum Sicherungsgerät passen.

Beim Klettergurt kommt es in der Halle vorrangig auf den Komfort an. Um die Taille, sagt Karoline Sinnhuber, sollte er dabei eng sitzen, um ein etwaiges Herausfallen zu vermeiden. Und beim Magnesium? Um schwitzigen Händen wieder Grip am Griff zu geben, empfiehlt Sinnhuber ob der geringeren Staubbelastung zu Chalkbällen oder Flüssigmagnesium zu greifen. Aber all das probiert man am besten einfach selbst mal in der Praxis aus. Also: Runter von der Couch und rein in die Halle! 

Top-Adressen für den Einstieg

Vorarlberg 
K1 Kletterhalle Dornbirn
2600 m2 Kletterfläche.
k1-dornbirn.at

Tirol 
Kletterzentrum Innsbruck
5750 m2 Kletterfläche.
kletterzentrum-innsbruck.at

Kletterzentrum Wörgl
1700 m2 Kletterfläche.
kletterhalle-woergl.at

Kletterhalle Sankt Johann in Tirol
800 m2 Kletterfläche.
boulderhalle-stjohann.at

Salzburg 
Kletterhalle Salzburg
2500 m2 Kletterfläche.
kletterhallesalzburg.at

Kletterhalle Saalfelden
1700 m2 Kletterfläche.
www.felsenfest.cc

Boulderbar Salzburg
1800 m2 Kletterfläche.
boulderbar.net/standorte/salzburg

Kärnten 
Kletterhalle Villach
2000 m2 Kletterfläche.
kletterhalle-villach.at

Boulderama Klagenfurt
2100 m2 Kletterfläche.
boulderama.at

Steiermark 
Boulderclub Graz
2100 m2 Kletterfläche.
boulderclub.at

BLOC HOUSE Graz
1050 m2 Kletterfläche.
bloc-house.at

Kletterakademie Mitterdorf
2829 m2 Kletterfläche.
www.sf14.at

Oberösterreich 
Kletterhalle Linz
2800 m2 Kletterfläche.
kletterhallelinz.at

Kletterhalle Wels
1200 m2 Kletterfläche.
kletterhallewels.at

Kletterhalle Bad Ischl
1200 m2 Kletterfläche.
kletterhalle-badischl.at

Niederösterreich 
Bigwall Boulderhalle Wr. Neustadt
1200 m2 Kletterfläche.
www.bigwall-bouldering.at

Wien 
Kletterhalle Wien
5000 m2 Kletterfläche.
kletterhallewien.at

Boulderbar Wien
1100 m2 Kletterfläche.
boulderbar.net

Südtirol 
Salewa Cube, Bozen
2000 m2 Kletterfläche.
www.salewa-cube.com/de

Slowenien 
Plezalni center, Ljubljana
1580 m2 Kletterfläche.
www.plezalnicenter.si/o-plezalnem-centru