Die einen tragen das Herz auf der Zunge, Skifahrer tragen das Herzstück auf den Füßen. Denn der perfekte Skischuh verbindet Mensch und Ski, ist für Komfort und Performance auf der Piste verantwortlich. Zwei Experten verraten, was man beim Skischuhkauf unbedingt beachten muss.

Lara Wulz
Lara Wulz

Der passende Skischuh ist das wichtigste Ausrüstungsteil, um ein tolles Skierlebnis zu garantieren – und das sowohl in puncto Komfort als auch Performance. Technisch tut sich dabei so einiges. Von Verschlusssystemen über unterschiedliche Passformen gibt es so allerhand zu beachten. Wir haben bei zwei Profis aus dem Sporthandel nachgefragt, worauf man achten muss, wie man herausfindet, wann ein Skischuh passt und wann eine Anpassung sinnvoll ist. Warum der Skischuh das Herzstück der Ausrüstung ist, begründet Florian Obergruber von Gigasport: „Hier findet die gesamte Kraftübertragung auf den Ski statt. Wenn der Schuh nicht passt, dann underperformt man und kann sein Potenzial nicht ausschöpfen.“
 

Der richtige Fit
Die Passform entscheidet, wie der Skischuh am Fuß sitzt und wie bequem er über den Tag hinweg bleibt. Gut sitzende Skischuhe verbessern den Komfort und die Kontrolle und sollten gut angepasst sein, da sie der Schlüssel zur Kraftübertragung auf den Ski sind und somit einen wesentlichen Einfluss auf die Technik haben, weiß auch Skischuh-Experte Stefan Dornetshuber von Intersport und ergänzt: „Um herauszufinden, welcher Fit am besten passt, sind Fahrstil, Niveau und Komfortbedürfnis wichtige Faktoren. Ein enger, sportlicher Fit ist vor allem für fortgeschrittene bis erfahrene Skifahrer ideal, die hohe Präzision und eine exakte Kraftübertragung wünschen. Ein komfortabler Fit ist dagegen besser für Anfänger oder Freizeitfahrer geeignet, die weniger Wert auf maximale Kontrolle legen und mehr auf Bequemlichkeit.“ Die richtige Passform ist also sehr wichtig. Fehler bei der Auswahl des Skischuhs können zu Druckstellen und Blasen führen. Sich Zeit und professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, ist hier also, der Schlüssel zum Erfolg.

Wunderwaffe Bootfitting?
Hat man seinen Fit gefunden, kann man mittels Bootfitting immer noch ein bisschen nachhelfen, um die Passform des Skischuhs individuell anzupassen. Von einer gezielten Erwärmung und Verformung des Schuhs bis hin zur Anpassung der Innensohle kann viel getan werden. „Dank moderner Skischuhfitting-Technologien ist es möglich, den Schuh individuell an die Fußform anzupassen. Im Fachhandel kannst du deinen Fuß genau vermessen lassen und spezielle Anpassungsmethoden wie Thermoformung und das Aufweiten oder Fräsen von Schalen helfen, die Passform optimal zu gestalten. Mit einem angepassten Schuh vermeidest du Druckstellen und erreichst ein besseres Fahrgefühl“, erklärt der Experte von Intersport. Dennoch sind dem Bootfitting Grenzen gesetzt. So können nicht alle Druckstellen und Fußfehlstellungen perfekt ausgeglichen werden. Wichtig ist daher, bereits bei der Modellauswahl auf eine gute Passform zu achten und nicht davon auszugehen, dass jedes Modell durch Bootfitting passend gemacht werden kann.

Was viele nicht wissen ist dass Skischuhe auch in verschiedenen Leistenbreiten angeboten werden, um unterschiedliche Fußformen abzudecken. „Für Personen mit einem flacheren Fußgewölbe, die zu einem sogenannten Senkfuß neigen, ist oft ein breiterer Skischuh besser geeignet“, erklärt Florian Obergruber. „Bei einem schmalen Fuß hingegen kann ein engerer Schuh mehr Halt bieten.“ Da es dabei keine Regeln gibt und jeder Fuß individuell ist, empfiehlt sich auch hier professionelle Beratung.

Skischuhe werden in verschiedenen Leistenbreiten angeboten, um unterschiedliche Fußformen abzudecken.

Neuheiten beim Verschluss
Mit der Wintersaison 2023/24 wurde das BOA-System bei Skischuhen von führenden Marken wie beispielsweise Atomic, Salomon und Fischer eingeführt und bietet eine präzise Anpassungsmöglichkeit durch das beliebte Drehverschluss-System. Der Mechanismus zeichnet sich durch eine gleichmäßige Druckverteilung aus, die Druckstellen verhindert und einfache Feinanpassungen ermöglicht. Besonders geschätzt wird dieses System bei All-Mountain- und Touring-Skischuhen, da es eine schnelle Anpassung und hohen Komfort bietet. Hersteller wie K2 setzen bei ihren Modellen das BOA-System in Kombination mit modernen Liner- und Schalenmaterialien ein, um Flexibilität und Komfort weiter zu optimieren und den Skifahrern mehr Stabilität und Kontrolle zu bieten. „Das BOA-System setzt sich bereits seit Jahren in der Sportwelt durch und wurde auch für den Skischuh-Bereich lange getestet. Wir merken, dass es gut angenommen wird“, erklärt Gigasport-Experte Florian Obergruber.

Abschließender Ratschlag der Experten: Egal, wie selten oder oft man in einer Saison die Skischuhe anhat – man ist auf jedem Fall gut beraten, bei der Wahl des richtigen Schuhs auf eine umfassende individuelle Beratung zu setzen.