Diesmal unter der Testlupe: eine Jacke mit Wundermaterial, ein Skischuh-Ass und ein blasenfreier Bergschuh.
Von Christoph Heigl, Oliver Pichler und Christof Domenig
Kuschelwarmer Gipfelstürmer
Nur 368 Gramm wiegt diese moderne Isolationsjacke in Large, beachtlich. Dabei ist die V-SERIES MIMIC HOOD von Haglöfs (UVP € 300,–) angenehm dick gefüttert und trotzdem leicht in jeden Rucksack zu packen. Das Besondere ist aber die erstmalige Verwendung des neuen Wundermaterials Graphen, mit dem Haglöfs die eigene Mimic-Platinum-Isolation noch verstärkt (Bild unten rechts). Die Jacke soll durch diesen innovativen Materialmix und die synthetische Hochleistungsisolierung schneller warm werden und die Wärme länger halten.
Ausprobiert: Wow-Effekt! Die hochwertige Jacke fühlt sich sehr angenehm an, auch über einem T-Shirt. Sie wärmt sofort und vermittelt selbst am Gipfelgrat Kuschelfaktor 100. Beweis: Der Junior schmiegt sich an und spürt selbst von außen sofort den Wärmeeffekt. Technisch ist die Mimic Hood sowieso top: Gore-Tex-Infinium-Liner, winddichtes und wasserabweisendes Pertex-Außenmaterial mit 7D-Ripstop und DWR-Beschichtung. Der Kragen ist vorne sehr hoch, die Kapuze groß und einstellbar. Bis dato ist uns mit der Graphen-Jacke nie kalt geworden. Möge der Winter frostig, grimmig und grauslich werden!
Der Trumpf-Ass-Schuh
Der Spagat, den Tourenskischuhe schaffen müssen, ist extrem: Leicht, bequem und sehr beweglich im Aufstieg sollten sie sein. Trotzdem wird eine sehr gute Abfahrtsleistung erwartet. Festgemacht wird sie an der Flex-Bewertung. Die Flex-Zahl sollte klassischen Alpinskischuhen ähnlich sein.
TECNICAs Trumpf-Ass unter den Tourenskischuhen ist der orange ZERO G TOUR PRO (UVP € 700,–). Carbon und Grilamid als Materialien, gerade einmal 1320 Gramm Gewicht. Vier Schnallen für bestmöglichen individuellen Halt und Stabilität des Schuhs. 55 Grad Bewegungswinkel. Und das Versprechen, bei der Abfahrt einen Flex von 130 zu bieten, lauten seine Ansagen. Der Zero G Tour Pro ist schnell und einfach an-/auszuziehen. Am Fuß fühlt er sich vom ersten Moment an sehr gut an. Schon vor der Feinanpassung durch den Händler. Der Innenschuh ist dank Schnürmöglichkeit, schon bevor man die Schnallen schließt, sehr gut und bequem fixierbar. Angenehm beweglich im Aufstieg, geht er sich, wichtig bei Ski-Hochtouren, auch in felsigem Gelände (Ski am Rücken) sehr gut. Und dann wäre da noch die Abfahrtsperformance: Der Halt ist top und er ist dann steif, wenn man es braucht. Es fühlt sich so an, als wäre der Schuh, mit dem man aufgestiegen ist, ein anderer als der, mit dem man talwärts unterwegs ist.
Keine Reiberei am Grossvenediger
Mit nagelneu aus der Verpackung genommenen Schuhen auf den Großvenediger zu steigen, ist in etwa so sinnvoll, wie sich auf der Marathonmesse am Samstag noch geschwind einen schönen Schuh für den Sonntag zu gönnen. Also gar nicht. Wegen der Blasen, wie man weiß. Bei einem nicht eingegangenen Schuh besteht immer die Gefahr, dass es zu Blasen, Druckstellen und Reibereien kommt.
Weil SPORTaktiv-Redakteure aber keine Herausforderung scheuen, habe ich das „blisterfree“-Versprechen des SALEWA Raven 3 GTX (UVP € 300,–) wortwörtlich genommen und bin den steigeisenfesten alpinen Bergschuh standesgemäß eingegangen: Bei der Großvenediger-Tour mit unserer Leserin Alexandra Suchanek (Story in der Oktober-Ausgabe). Salewas 3F-System, das für den präzisen, blasenfreien Sitz sorgen soll, hat sein Versprechen gehalten!
Für hochalpine Touren mit Steigeisen ist der Raven 3 GTX jedenfalls ein stabiler und dennoch verhältnismäßig leichtgewichtiger Typ fürs Grobe. Dass es sich mit ihm nicht geht wie mit einem weichen Hüttenpatschen, versteht sich von selbst. Die Fußmuskeln schätzen jedenfalls die steife Sohle nach mehreren Stunden über verblocktes Gelände. Fesch ist er auch noch, der giftgrüne Raven 3.