Skitourengeher statt Alpinskifahrer als Gäste: Taugt das Beispiel der Sattelbergalm im Tiroler Wipptal sogar als Zukunftskonzept für andere kleine Skigebiete?
Luis Nagele, 38, ist auf der Sattelbergalm auf 1.640 m aufgewachsen. Die Skifahrer waren seit den 1970er-Jahren das Lebenselixier der Hütte der Familie Nagele. Als die immer mehr ausblieben, weil das kleine Skigebiet mit den größeren nicht mehr konkurrieren konnte, versuchte sich der junge Hüttenwirt sogar ein Jahr lang selbst noch als Liftbetreiber – erfolglos. 2006 fiel der Vorhang fürs Skigebiet, wurden die Lifte abgebaut.
„Das war wie ein Signal für die Skitourengeher. Obwohl die Sportart damals noch nicht so boomte wie heute. Als der Skibetrieb eingestellt wurde, kamen sie mit einem Schlag in viel größerer Zahl als zuvor – wie um zu signalisieren: Der Berg gehört jetzt uns“, erinnert sich Luis Nagele. Er erkannte die Zeichen der Zeit, kaufte um 5.500 Euro ein gebrauchtes Pistengerät aus dem Bestand des Skibergs und begann in Eigenregie, Aufstiegs- und Abfahrtsspuren zu präparieren. Bis heute wird im Schnitt einmal wöchentlich für die Tourengeher ein Teil des Geländes im Winter mit dem Pistengerät bearbeitet.
NACH DREI JAHREN AUSGEBAUT
20.000 Skitourengeher-„Eintritte“ wurden im Vorjahr auf der Sattelbergalm gezählt; im Vergleich zu 35.000 Skifahrern von früher. Aber der Aufwand war früher ungleich größer – und Luis Nagele kann von seiner Hütte sehr gut leben. Drei Jahre nach Ende des Skibetriebs konnte er schon wieder investieren, Gästezimmer und Appartementbetrieb aufstocken – und neben den Wanderern im Sommer sind nun die Skitourensportler im Winter seine Hauptgäste.
Video: Skitour auf der Sattelbergalm
ALTERNATIVER ANSATZ
„Skitourengehen kann auf alle Fälle eine Alternative und ein wichtiges Standbein für eine Hütte sein. Allerdings müssen gewisse Voraussetzungen gegeben sein. Die wichtigste: Genügend Naturschnee, was die Höhenlage und Staulage bei uns im Wipptal garantieren! Wir profitieren sicher auch von der leichten Erreichbarkeit vom Ballungszentrum Innsbruck“, analysiert Nagele. Im Gelände des ehemaligen Skigebiets, speziell am präparierten Teil, fühlen sich vor allem Einsteiger wohl, weiß der Hüttenwirt. Gestartet wird am Parkplatz in Gries am Brenner auf 1.150 m Höhe, es gibt mehrere Aufstiegsrouten (und einen alternativen Ausgangspunkt von Südtirol aus), die Hütte liegt in der Mitte, und nach der dort eingelegten Rast kann noch weiter auf den 2.125 m hohen Gipfel gestiegen – oder dann eben abgefahren werden. Je nach Lust auf präpariertem wie auch naturbelassenem Untergrund.
Um das Skigebiet tut es Luis trotzdem heute noch Leid – aus emotionalen Gründen: „Schließlich bin ich damit aufgewachsen.“ Nur um selber auf Touren- oder Alpinski zu steigen, bleibt so oder so wenig Zeit. Kein Wunder, bei rund 200 Gästen, die an vielen Winterwochenenden zu seiner Hütte hochsteigen.
Weitere Infos findest du auf www.sattelbergalm.at
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