Lust, den Massen im Skigebiet den Rücken zu kehren und mit Tourenski auf eigene Faust loszuziehen? Wir haben nützliche Tipps für euch, um den Einstieg ins Tourengehen zum Erfolg zu machen.
Die Gründe, mit dem Skitourengehen zu beginnen, sind vielfältig. Die unberührte Winterlandschaft fernab überfüllter Skipisten und Lifte, die Ruhe der verschneiten Berge, das Knirschen des Schnees unter den Skiern und die klare Bergluft an kalten Wintertagen bieten ein wohl einzigartiges Naturerlebnis. Andererseits sehen viele im Skitourengehen auch eine fast schon spielerische Möglichkeit, den Körper zu trainieren: Der Aufstieg erfordert Ausdauer, während die Abfahrt unter wechselnden Schneebedingungen zur Herausforderung für die eigenen skifahrerischen Künste werden kann. Die Muskeln werden gestärkt, ordentlich Kalorien verbrannt – alles so ganz nebenbei, während man einsame Gipfel erklimmt und über Tiefschneehänge schwebt. Dazu kommt die Freiheit, abseits der Lifte, der Pisten und des Gedränges die Marschrichtung mehr oder minder selbst zu bestimmen.
Auf die Tourenski – nur wo?
Doch wie gestaltet man sinnvollerweise die ersten Schritte in dieser Sportart? Eine Möglichkeit: Mehr und mehr Skigebiete bieten eigene Aufstiegsrouten im gesicherten Gelände mit Abfahrten über die Pisten zurück ins Tal. Ein Angebot, das vor allem auch Einsteiger unbedingt nützen sollten, wie Berg- und Skiführer Herbert Raffalt als eröffnenden Ratschlag mit auf den Weg gibt: „Man solle unbedingt mit einer einfachen Pistenskitour beginnen, um den Umgang mit der Tourenausrüstung – Fellen, Tourenbindung, anderem Schuhwerk – zu üben. Und um den Tourenski mit seinen speziellen Fahreigenschaften kennenzulernen.“ Außerdem, so seine Einschätzung und gleichzeitig Warnung, braucht es für Touren im Gelände Erfahrung, was auf der Piste eben so nicht der Fall ist.
„Grundsätzlich haben die meisten Einsteiger das Problem, nicht sicher Ski fahren zu können“, identifiziert Flo Köfer, einst einer der ersten heimischen Freeski-Profis und heute mit seiner Ski- und Alpinschule snowlove.at unverändert tief im Sport verankert, eine der größten „Baustellen“ unter Skitouren-Neulingen. Die richtige Technik, so seine Einschätzung, lernt man durch viel Skifahren und richtiges Training mit Lehrer. Seine Empfehlung: Ski- und Alpinschulen bieten Techniktrainings und auch Einsteiger-Kurse zum Skifahren im Gelände, genauso wie in weiterer Folge auch Skitouren-Trainings.
Bringt jemand hingegen schon das nötige skifahrerische Können mit, spricht für Köfer auch nichts dagegen, das Thema Pistentour auszulassen und direkt mit leichten Touren im freien Gelände zu beginnen. „Da es im freien Gelände aber stark um die Aspekte Tourenplanung und Faktoren wie Lawinenlage, Wetter und Schneebeschaffenheit geht, sollte man sich hier idealerweise einem Skiführer anvertrauen“, rät Köfer von Alleingängen dringend ab.
Auch Raffalt empfiehlt, sich für erste Touren einem Bergführer oder einem schon erfahrenen Skitourensportler anzuschließen. „Jeder Tourengeher, der im freien Gelände abseits der Skigebiete unterwegs ist, muss mit den Sicherheitsaspekten vertraut sein. Wie handle ich im Fall einer Lawine oder bei einem Unfall, wie hole ich Hilfe“, betont Köfer weiter die Dringlichkeit einer soliden alpinen Ausbildung. Für die ersten Solotouren sollten dann auch möglichst ideale Bedingungen am Berg herrschen, zeichnet Raffalt den Weg zum gelungenen Einstieg vor.
Was sind Skitouren-Lehrpfade?
Skitouren-Lehrpfade, Testcenter und ähnliche Infrastruktur sind es, die es grundsätzlich einer breiten Masse ermöglichen, erste Erfahrungen ohne großen Aufwand zu sammeln, weiß der ehemalige Flugretter und Bergführer Martin Himly. Wie man sich solch einen Skitouren-Lehrpfad vorstellen kann? „Ein Skitouren-Lehrpfad ist eine eher kurze Skitouren-Route, angelegt im für Einsteiger passenden Gelände. Auch Dauer und Länge sind für die ersten Versuche überschaubar“, klärt Flo Köfer auf. Anhand verschiedener Lehrtafeln werden entlang der Route gewisse Techniken dargestellt und Basiswissen vermittelt: Ein Art Leitfaden mit Tipps, welche gleich an Ort und Stelle umgesetzt werden können.
Zudem gibt es klar definierte Start- und Zielpunkte sowie eine vordefinierte Route zur Abfahrt. „Bei unserem Lehrpfad am Falkert wurde zusätzlich ein Lawinensuchfeld geschaffen, auf dem man im Zuge der ersten Tour auch gleich ein Lawinensuchtraining integrieren kann – ein zentrales Thema beim Einstieg in die Materie Skitour“, spannt Köfer den Bogen vom Einsteiger-Tipp hin zur Warnung. Denn: Auch Lehrpfade sind auf eigene Gefahr zu begehen und in der Regel nicht vor alpinen Gefahren, etwa Lawinen, gesichert. Regionale Lawinenlage, Wetter und Schneebeschaffenheit gilt es also auch hier zu beachten.
Wertvolle Experten-Hinweise
Dass man ohne vernünftige Tourenplanung nie eine Tour ins freie Gelände starten sollte, darin ist sich unser Expertenteam einig. Aber auch darüber hinaus gibt es für Ein- und Aufsteiger so einiges zu beachten. Das beginnt schon in der Auswahl der Tourenpartner. Flo Köfer empfiehlt, Alleingänge weitestgehend zu vermeiden, in Gruppen wiederum sollte die Tour dem Können und der Leistungsfähigkeit der Teilnehmer angepasst sein. Niemals, so Raffalt, sollte man in Gelände unterwegs sein, das man nicht kennt – sprich: mit dem man sich nicht in der Planung auseinandergesetzt hat. Auch davon, Spuren anderer Tourengeher unhinterfragt nachzugehen oder in Hänge unreflektiert einzufahren, nur weil dort bereits Spuren sind, ist dringend abzuraten.
Auch Lehrpfade sind auf eigene Gefahr zu begehen und in der Regel nicht vor alpinen Gefahren wie Lawinen gesichert.
Windverfrachtungen sollte man im Auge behalten, ist doch der Wind der Baumeister der Lawinen. Windabgewandte Hänge, so Raffalts Sicherheits-Tipp, gilt es ebenso zu meiden. Hat es geschneit und gestürmt, unbedingt zuwarten, bis sich die Lage wieder entspannt. Raffalts Motto: „Lieber eine sichere Pistentour als Risiko im freien Gelände“. Nicht davor scheuen, bei Experten Rat zu suchen. Was die Tourenlänge angeht, reichen 600 bis 700 Höhenmeter auch fitten Einsteigern zu Beginn völlig.
Technisch geht es darum, so effizient wie möglich zu gehen, um sich Kraft für die Abfahrt zu sparen, rät Flo Köfer: „Diese sollte das Schönste sein und ist wohl meist auch der Grund, weshalb wir alle so gerne aufsteigen.“ Zu besagter Effizienz gehört beispielsweise, die Ski beim Gehen auf dem Schnee gleiten zu lassen und nicht zu steigen (abheben der Skifläche vom Schnee) – „Schlapfen“ nennt Martin Himly diesen „Skitouren-Schritt“. Außerdem, so Köfer, sollte man eher große Schritte machen als zu viele kleine.
Die Anlage der Spur ist abhängig vom gewählten Gelände bzw. der geplanten Tour. Wird das Gelände steiler – ab etwa 30 Grad – kommt zur Richtungsänderung die sogenannte Spitzkehre zum Einsatz. Dieses Umsetzen der Ski in die gewünschte neue Richtung erfordert etwas Übung und gelingt am besten, wenn man sich die Technik einmal unter kundiger Anleitung zeigen hat lassen.
Ganz allgemein empfiehlt Martin Himly, auf Tour seine eigene Spur im Schnee anzulegen und diese in Steilheit und Richtung den Gegebenheiten und der Landschaft anzupassen. Letztendlich lernt man einfach immer am besten beim (angeleiteten) Tun. Auf den folgenden Seiten haben wir 20 Tourenvorschläge zusammengetragen, auf denen dies den noch weniger Erfahrenen auf Tourenskiern besonders gut gelingt.
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