Das Pitztal Gletscher Trail Maniak Wochenende „kraftvoll.berührend" – mit diesem Slogan stellt sich das Tiroler Pitztal seinen Gästen vor. Über 30 3.000er Gipfel beheimatet dieses enge Gebirgstal im Südwesten Tirols. Die perfekte Szenerie für eines der härtesten Ultra-Trail Rennen der Alpen: dem Pitztal Gletscher Trail Maniak, der im Vorfeld die Frage aufwarf: „Are you tough enough?" – und das nicht unbegründet!


Davon angezogen stellten sich am 26. Juli bei schwierigen Wetterbedingungen 301 Athleten den drei Bewerben - 95K (6.768HM), 42K (2.825HM) und 15K (700HM). Wer das Ziel erreichte, durfte wirklich stolz von sich behaupten: „Yes, I'm tough enough!" Bereits bei der Fahrt von Imst hinein ins Pitztal wird klar: wer hier knapp 100 Kilometer laufend zurücklegen möchte, muss viele, verdammt viele Höhenmeter überwinden. Hier gibt es kein „Rundherum" laufen, sondern nur: ab ins hochalpine Terrain, hinauf auf bis zu 3.000 Meter Seehöhe. Und damit dieses Trail-Rennen tatsächlich seinem Werbeslogan „Are you tough enough" gerecht wird, geht es gleich mehrmals mehrere hundert Höhenmeter rauf und runter.

GEHEIMTIPP: AKKLIMATISIERUNG
Um die Teilnehmer bestens auf die Veranstaltung vorzubereiten, bot das Trail Maniak Team bereits in der Woche vor dem Rennen ein umfangreiches Trailrunner Akklimatisierungsprogramm. Dabei wurden locker laufend und wandernd die einzelnen Streckenabschnitte der drei Bewerbe besichtigt. Ideal, um sich mit dem technisch sehr schwierigen Terrain sowie der Höhe anzufreunden.

SAFETY FIRST
Sicherheit schrieb das OK-Team groß und so erhielten die Teilnehmer im Vorfeld Sicherheitschecklisten. Nur wer mit dem angeführten Equipment zur Startnummernausgabe erschien, bekam seine Unterlagen ausgehändigt. Zudem musste jeder Läufer seine eigene Trinkflasche oder -becher mitbringen, denn an den Labestellen gab es keine Wegwerfbecher. Die malerische Berglandschaft sollte keine unliebsamen Erinnerungen abbekommen – ausgenommen Schuhabdrücke und Schweißtropfen. An Verpflegung sollte es – selbst im hochalpinen Bereich - nicht fehlten eben nur ohne Verpackung...

AUF LOS GEHT'S LOS
Am Vorabend des Rennens wurden die 301 Teilnehmer aus über 10 Nationen beim Racebriefing herzlich willkommen geheißen. Rennleiter Michael Raab erklärte nochmals ausführlich die Streckenverläufe, wies eindringlich auf die Sicherheitsvorgaben hin und zeigte sich leicht optimistisch was die Wetterprognose für den bevorstehenden Samstag anging. Frühmorgens trocken, ab dem frühen Nachmittag leichte Regenschauer. Alle konnten nur hoffen, dass es dabei blieb.

HART UND GNADENLOS: DER 95K ULTRA DURCH DIE PITZTALER BERGE
Kurz vor vier Uhr war es dann soweit: die 73 Läufer versammelten sich bei (noch) trockenen, milden Wetterbedingungen an der Startlinie. Es war ausgesprochen still, fast gespenstisch. Schlussendlich ries der Startschuss aus einer Original Tiroler Flinte alle aus der Komfortzone. Die Spots der Stirnlampen und darunter die Läuferbeine setzten sich in Bewegung. Bereits nach drei Kilometer erfolgte der erste sechs Kilometer lange, steile Anstieg hinauf zur Kaunergrathütte und von dort weiter zum höchsten Punkt der Strecke (2955m). Auf der westlichen Seite führte der Trail durch hochalpines, teilweise noch mit Schnee bedecktes Terrain, in Richtung Norden. Über die Tiefentalalm (1.900m) ging es weiter zur Mauchelealm – von dort über den Talweg wieder hinauf zur Tiefentalalm und schlussendlich zurück nach Mandarfen, um die erste Schlaufe mit ihren 54 Kilometern zu beenden.
Noch ehe die ersten Athleten von der ersten Schleife zurückkamen, fielen bereits die ersten Regentropfen vom Pitztaler Himmel. Was als zartes Nieseln begann, verwandelte sich bald in einen intensiven Dauerregen. Da es bereits in den Tagen davor immer wieder stark geregnet hatte, waren die Trails bereits aufgeweicht. Mit der neuerlichen Nässe verwandelten sie sich binnen kürzester Zeit in rutschige, teils überschwemmte Pfade.

VORSICHT, UMLEITUNG!
Zur Sicherheit der Läufer leitete das OK-Team die 95K Läufer um. Anstatt der geplanten, zweiten Schlaufe mit zwei steilen Anstiegen auf jeweils 2.900m, entschieden sie die Athleten zwei Mal über die dritte Schleife zu schicken, eine 15K Runde mit „nur"2.300m Höhenmetern, hinauf zum Riffl- und Plodersee. Dank der Schleifenführung, die die 95K Teilnehmer zwei Mal an Start und Ziel vorbei brachte, konnte das Läuferfeld ohne zusätzlichen, organisatorischen und sicherheitstechnischen Aufwand umgeleitet werden. Auch wenn die Gesamtstrecke dadurch 12 Kilometer kürzer wurde, die ingesamt 83 Kilometer auf meist matschigen, rutschigen Untergrund hatten es trotzdem in sich.
Der Steirer Stefan Pointner hielt sich zu Beginn des Rennens dezent zurück und überließ dem Österreicher Hermann Schwaiger und dem Ungarn Miklös Kiss die Führungsarbeit. Nach und nach holt Pointner auf und ließ sich am Ende des Tage mit der beachtlichen Zeit von 13 Stunden, 42 Minuten und 21 Sekunden in Mandarfen als Sieger feiern. Gerade einmal 10 Minuten später erreicht sein Verfolger, der Deutsche Petru Muntensasu, als Zweiter das Ziel. Mit dem Österreicher Hermann Schwaiger war das Siegerpodest über die Ultradistanz komplett.

TOUGHE DAMEN
Im Damenrennen setzte sich von Beginn an die erfahrene Kärntner Ultraathletin Ulrike Striednig an die Spitze. Die Führung gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab und holte sich nach 18 Stunden, 30 Minuten und 50 Sekunden überlegen den Sieg. „Ich musste mich unglaublich verausgaben, aber die Mühen lohnten sich. Ich freue mich riesig," so die Siegerin. Als zweite Damen kam Stephanie Lieb ins Ziel (19:49:06).
Von den 73 gestarteten Läufern erreichten gerade einmal 27 Athleten das Ziel. Aber: 2013, bei der Premiere der Pitztal Gletscher Trail Maniak, schafften dies nur 11 Sportler.

SCHNELL UND HART: DIE 42K IM PITZTAL
Um 8 Uhr morgens ging es für die 123 Athleten los, die sich der 42K Strecke stellten. Sie starteten - ähnlich wie die 95K Läufer – hinauf in die westliche Gebirgslandschaft, zweigten jedoch nach 18 Kilometer bereits wieder hinunter ins Tal und liefen entlang des Panoramaweges entlang des Pitze-Flusses zurück nach Mandarfen. Von dort führte sie der Wege ebenfalls hinauf zum Rifflsee, ehe es mit einer langen Bergabpassage in Richtung Ziel ging.
In einem packenden Finish holte sich der Pitztaler Alexander Gstir nach 5 Stunden, 58 Minuten und 24 Sekunden um nur acht Sekunden vor dem Deutschen Mingo den Heimsieg. Der Österreicher Philipp Brugger kam gut eine Minute später als Dritter ins Ziel.
Im Damenrennen lief bereits nach 23k die deutsche Athletin Maria Koller alleine vorne weg. Ihre Führung gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab und siegte sicher mit großartigen 7:18:15 zehn Minuten vor ihrer Landsfrau Stefanie Felgenhauer (7:28:24). Das Siegerinnenpodest komplettierte die Trans-Alpin Siegerin 2012 Ildiko Wermescher aus Ungarn, die es trotz einer Fußverletzung ins Ziel schaffte und in 7:37:30 finishte.

KNACKIGER "BERGSPRINT": DAS 15K RENNEN
Um 16:00 wurden schlussendlich die 15K Läufer auf die Strecke gelassen. 66 Athleten stellten sich den 700 Höhenmetern und einer durch den Regen in Mitleidenschaft gezogenen Strecke. Während bei den längeren Distanzen mehrheitlich Männer die Startreihen zierten, so zählte der Veranstalter über diese Kurz-Distanz fast ein Drittel Frauen.
Nach einer Stunde, 39 Minuten und 50 Sekunden lief das Brüderpaar Georg und Benedikt Rosensteiner zeitgleich über die Ziellinie. Der Deutsche Georg Burkhard kam mit 1:40:21 als Dritter ins Ziel. Die Damenwertung gewann Edith Zuschmann (1:54:47/ Ö) vor Susanne Strnadel (2:06:20/D) und Marina Kiss (2:11:36/H).

SPITZEN STIMMUNG
Während am Samstagabend bereits die strahlenden Siegerinnen und Sieger in der Trail Maniak City geehrt wurden, liefen die Ultraläufer bis weit nach Mitternacht im heißersehnte Ziel in Mandarfen ein. Sie bekamen am Sonntag Vormittag die große Bühne. Im Rahmen der Weißwurst Party, bei der es für alle Teilnehmer Weisswurst, Brezen und alkoholfreies Bier gab, verlieh ihnen das erweiterte OK-Team die Trophäen und die einzigartige Pitztal Trail Maniak „Superior" Gürtelschnalle.
Die Stimmung unter den Teilnehmern: gelassen, fröhlich und motiviert, 2015 erneut diese besondere Herausforderung anzunehmen. Erleichterung auch beim Veranstaltern: „Trotz der sehr harten und schwierigen Bedingungen kam es erfreulicherweise zu keinen gröberen Zwischenfällen," so Rennchef Michael Raab. In Summe waren 301 Athleten aus Europa und den USA gestartet. Gleich, ob gefinisht oder frühzeitig aus dem Rennen gestiegen: alle waren von der Härte des Pitztal Trail Maniaks positiv angetan. Bei niemandem waren im Vorfeld falsche Erwartungen geweckt worden: Das Pitztal sorgte für das perfekte Ambiente für einen der härtesten Trailläufe in den Alpen, die Athleten wurden ordentlich gefordert – ohne gänzlich überfordert zu werden und die Zuschauer erhielten eine tolle Extremshow, die einiges an Spannung bot. Es ist eben etwas Besonderes ein echter Trail Maniak im Pitztal zu werden.


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