Ob leicht und schnell im Aufstieg, laufruhig und auftriebsstark in der Abfahrt oder irgendwo zwischendrin – so findest du deinen perfekten Ski.
Wandelt man durch die Skiabteilungen diverser Sportshops, findet man Tourenski in vielerlei Gestalt. Bunt und schlicht, kurz und schmal, lang und breit, mal unglaublich leicht und mal mit mehr Gewicht auf den Rippen. Eine große Auswahl, die für jeden Fahrer den individuell passenden Ski verspricht. Wie man diesen für sich findet? Das ließen wir uns von Dynafits Fabian Strödel, Völkls Stefan Bieringer, Blizzards Thorsten Steiner und Scotts Lucas Landauer erklären.
Aufstieg, Allround oder Freetour
In der Regel ordnet der Markt die große Auswahl an Tourenski in drei Segmente (auch wir folgen dieser Ordnung in unseren anschließenden „Top 6“-Produktvorstellungen). Die wohl leichtfüßigsten Modelle am Markt bilden die rein aufstiegsorientierten Ski. Diese, so fasst es Fabian Strödel gut zusammen, richten sich an Tourengeher, die großen Wert auf Leichtigkeit und Effizienz im Aufstieg legen. Oder wie es Lucas Landauer beschreibt: „Ski für begeisterte Skitourengeher, die lange Aufstiege in den Bergen genießen“. Um hier auch für längere Touren gewappnet zu sein, empfiehlt der Dynafit-Experte leichte, agile und schmale Ski mit Mittelbreiten um die 80 bis 88 mm (im Rennsport auch noch schmaler; Anm.) und nicht viel mehr als 1000 Gramm. Die ideale Länge geht maximal bis zum Kinn. Das, so der Tipp, spart zusätzlich Gewicht, überzeugt in technisch anspruchsvollen Passagen mit Wendigkeit und erleichtert Spitzkehren.
Stefan Bieringer erkennt hier im Einsatzbereich oft einen größeren Pistenanteil, weshalb für ihn bei aufstiegsorientierten Skiern auch eine hohe Zuverlässigkeit und Kantengriff bei harten Schneebedingungen auf der Soll-Liste stehen. Oftmals stehen aus seiner Sicht in der Klasse der Aufstiegsorientierten auch Fitnessziele im Vordergrund, die skifahrerische Routine sieht er mitunter eher begrenzt, und die Belastung bergauf ist wichtiger als die Abfahrt, die hier gerne als Form des Abstiegs angesehen wird – gutmütige Eigenschaften gehen hier also über Fahrdynamik. Seine Eckdaten-Empfehlung: ein fehlerverzeihender Tip-Rocker und ein Radius von unter 15 m (bei 160 bis 165 cm Skilänge).
Die zweite große Gruppe: Wer Aufstieg und Abfahrt gleichermaßen genießt, der, so Fabian Strödel, ist mit Allround-Tourenski gut aufgestellt. Stefan Bieringer identifiziert hier einerseits eine Zielgruppe mit alpinistischem Hintergrund, deren Touren oft lang und kräftezehrend ausfallen, mitunter durch komplexes Gelände mit wechselnden Schneebedingungen führen. Kontrolle von Richtung und Tempo unter allen Bedingungen und Störungsresistenz bei anspruchsvollen Bedingungen stehen hier am Merkzettel. Gleichzeitig sind die Ski aber oft auch die erste Wahl für Pistenskifahrer, die den Weg ins Tourensegment finden und ihre hohen Ansprüche an die Fahrdynamik und den Fahrspaß auch an ihr Tourenmaterial stellen.
Ski dieser Kategorie, so Fabian Strödel, sind mit 1200 bis 1400 Gramm immer noch leicht, bieten aber durch ihre Konstruktion die nötige Stabilität und Kontrolle bei höheren Geschwindigkeiten und ungünstigen Schneeverhältnissen. Ski-Mittelbreiten, so Fabian Strödel, starten ebenfalls bei über 80 mm, reichen aber bis etwa 95 mm. Ausgewogene Front- und je nach Auslegung auch Tailrocker sorgen für Auftrieb und die nötige Agilität. Stefan Bieringer empfiehlt je nach Einsatzzweck (wendig: kurz; laufruhig: lang) und Fahrkönnen Skilängen von „Körpergröße minus 10 cm“ bis „plus 5 cm“. Unser Tipp: Ski mit ausgeprägtem Rockerprofil können auch etwas länger gefahren werden.
Steht (wie es Fabian Strödel ausdrückt) der Fokus auf „Abfahrten in anspruchsvollem Gelände, steilen Hängen, Rinnen und unverspurtem Tiefschnee“, dann sind Ski aus der Kategorie Freetouring anzudenken. Die Ski sind im Prinzip gewichtsoptimierte Freerider, starten bei Mittelbreiten von rund 90, 95 mm und werden mit zunehmendem Pulver-Fokus entsprechend breiter und länger. Da die Nutzer dieser Ski oft mehr Auftrieb und Tempostabilität erwarten, als es ein klassischer Touren- ski zu bieten vermag, müssen die Ski trotz moderatem Gewicht mehr Dämpfung bieten, sind in ihrer Fahrdynamik ob der Ansprüche von Fahrern mit Freeride- oder Pistenskihintergrund auch entsprechend dynamisch abgestimmt. Tip- und Tailrocker gehören hier mittlerweile fast zum guten Ton, je nach Breite (bis zu 120 mm Mittelbreiten finden sich in den Katalogen), liegen die Gewichte zwischen 1500 und 2000 Gramm. Die Länge sollte mit Hilfe eines fachkundigen Beraters individuell an Fahrergewicht, Einsatzgebiet und Ski-Geometrie angepasst werden.
Tipps und Trends
„Neueinsteiger sollten auf einen ausgewogenen Ski achten, der leicht genug für Aufstiege ist und dennoch gute Abfahrtseigenschaften bietet“, rät Lucas Landauer Einsteigern zur goldenen Mitte der Allrounder. Stefan Bieringers Tipp: ein einfach zu handelndes Fellanbindungssystem. Außerdem sei es ratsam, keine Ski mit zu großen Radien zu kaufen – es gibt Modelle, deren Radien im Bereich von Pistenski vergleichbarer Länge liegen und so Umsteiger vor keine zu großen Veränderungen stellen.
Thorsten Steiner legt Einsteigern ans Herz, bei Händlern oder Testevents ausführlich zu testen, um ein Gefühl zu bekommen, ob einem der Sport überhaupt liegt und womit man sich wohlfühlt. Vor Angeboten mit großen Rabatten für die gesamte Ausrüstung rät Steiner dabei eher ab. Oftmals, so seine Einschätzung, verstecken sich hinter zu günstigen Set-Angeboten Produkte, die es für ein bisschen mehr Geld spürbar besser gibt.
Allgemein empfiehlt Landauer für lange Aufstiege und firnige Bedingungen den Griff zu Leichtbaumodellen. Technisch anspruchsvolle Abfahrten und schwierige Schneebedingungen, in denen Kontrolle und Stabilität gefragt sind, verlangen nach seiner Einschätzung nach Modellen mit höherer Dämpfung und Stabilität.
So unruhig und instabil wie leichte Ski noch vor einigen Jahren waren, sind sie dank neuer Materialkombinationen und Technologien aber heute nicht mehr, meint Thorsten Steiner sinngemäß. „Grundsätzlich hat sich das Tourensegment in den vergangenen Jahren technisch enorm weiterentwickelt. Wo früher das Gewicht als wichtigstes Kriterium galt, ist es mittlerweile vielmehr die gute Balance zwischen Gewicht, Performance und Stabilität geworden. Generell ist zu beobachten, dass Tourenski mittlerweile eher breiter gekauft werden. Wenn wir einige Saisonen zurückdenken, waren noch Tourenski mit Mittelbreiten um die 80 bis 85 mm im Fokus, mittlerweile liegen 90 bis 95 mm absolut im Trend“, fasst Steiner die aktuellen Entwicklungen am Markt zusammen.
Hier geht's zu unseren Top 6 Aufstiegs-Tourenski.
Hier geht's zu unseren Top 6 Allround-Tourenski.
Hier geht's zu unseren Top 6 Freetour-Tourenski.