Im letzten Winter waren aufgrund der speziellen Situation viele kleinere Skigebiete beliebt wie schon lange nicht mehr. Jede Wette, dass sich aber auch heuer viele der „Kleinen“ großer ­Beliebtheit erfreuen werden. Warum? Eine tippreiche Spurensuche.

Oliver Pichler

Ob Familien mit Kindern, Wiedereinsteiger, Senioren oder passionierte Skifahrer, die ein paar Stunden auf die Piste wollen. Sie alle kommen mit Begeisterung in kleinere Skigebiete. Überschaubarkeit, kaum volle Pisten, oft niedrigere Preise und vielfach nur kurze Anreisewege sind Gründe, warum es Gäste zu den Kleinen zieht. „Kleinere Skigebiete spezialisieren sich meist auf ausgewählte Zielgruppen, etwa Familien, Anfänger, Snowpark-Fans und Ähnliches. Die günstigeren Lifttickets sind ein weiteres Argument, ebenso die Tatsache, dass man Kinder schnell alleine auf die Piste lassen kann“, fasst Skigebietstester Oliver Kern vom Testportal www.skiresort.at zusammen.

„Anfänger und Familien schätzen unsere Überschaubarkeit“, bestätigt Ines Buchgeher von der Erlebnisarena St. Corona am Wechsel die Einschätzung des Testers. „Wir haben den Vorteil, dass sich Anfänger nicht allein schon durch den Anblick der Möglichkeiten überfordert fühlen. Sie haben alles im Überblick und können von Herausforderung zu Herausforderung denken“, erzählt sie. Und weiter: „Es gibt Steigerungsmöglichkeiten ohne weite Wege. Ist der kürzere Zauberteppich geschafft, wechselt man auf den nächstlängeren, dann zum Tellerlift und als Nächstes zum Schlepp­lift. Der seit dem Vorjahr neue Schlepp­lift und die neue Funline haben sich sehr bewährt.“

„Bei uns finden sich die Gäste, ganz speziell Kinder, leicht und schnell zurecht“, ist laut Rudolf Huber von den Loser Bergbahnen auch in seinem Gebiet eines der Argumente, warum Kids so gerne kommen. „Trotz unserer relativ geringen Größe bieten wir unterschiedlichste Schwierigkeitsgrade bei den Pisten, begeistern Jugendliche mit dem Funpark ‚Loserfenster‘, haben aber auch Freeride-Möglichkeiten“, betont der Loser-Chef.
 
„Unser Anspruch ist bereits seit Jahren, dass wir nicht ein Skigebiet sein wollen, das klein und billig ist. Heute verstehen wir uns auch gar nicht mehr so sehr als kleines Gebiet. Alleine bei der persönlich-authentischen Atmosphäre unterscheiden wir uns“, betont Erwin Petz die Sonderstellung der Riesneralm in Donnersbachwald, einem Seitental des steirischen Ennstals nahe Liezen. „Wir haben amerikanische Verhältnisse – wenige Lifte, aber viele Pisten, vier davon lange Talabfahrten. Mehr Skifahren, weniger Liftfahren lautet unser Motto“, beschreibt Petz seinen Skiberg. „Auch gute Skifahrer fühlen sich in kleineren Gebieten sehr wohl, weil sie meist mehr Freiraum auf den Pisten haben, vor allem aber mehr Zeit für Einkehrschwünge bleibt und man sich nicht gehetzt fühlt, weil es noch Pisten gibt, die man nicht gefahren ist“, nennt Skigebietsexperte Kern Motive passionierter Pistensportler, kleinere Gebiete zu wählen.

Ruhig, familiär, innovativ
„Die Kleinen sind meist nicht so überlaufen. Es geht dort in der Regel familiärer zu. Wenn man sich überhaupt einmal verfährt oder unabsichtlich voneinander getrennt wird, findet man sich leicht und schnell wieder“ betont Kern weitere Pluspunkte. „Unsere familiäre Atmosphäre kommt bei den Gästen sehr gut an. Die persönliche Betreuung durch unsere Seilbahnmitarbeiter, die Skischulen, aber auch durch die Hüttenwirte wird sehr geschätzt“, streicht Huber eine weitere Stärke des Losers hervor. Auch für Erwin Petz sind Beschaulichkeit, Freiraum und viel Platz zum Skifahren entscheidend: „Wesentlichste Teile der Riesneralm erreicht man mit nur einer 4-er-Sesselbahn. Deshalb kann ich selbst in der Hauptsaison unseren Gästen viel Bewegungsfreiheit und sogar an Spitzentagen Platz für weite Carvingschwünge garantieren.“ 

Dass nie so viel auf den Skipisten los sein kann, freut auch Familien mit Kindern. „Wir unternehmen viel, um Kinder fürs Skifahren zu begeistern. Deshalb haben wir die ‚Erste österreichische Kinder-Skischaukel‘ geschaffen. Zusammen mit unserer Skischule ‚Magic Snow‘ bieten wir umfassende Kursmöglichkeiten. Zu Spitzenzeiten sind bis zu 40 Skilehrer im Einsatz“, berichtet Petz. Die Kinder-Skischaukel ist nicht die einzige Innovation auf der Riesneralm. Mit einem eigenen Kraftwerk wird etwa deutlich mehr Strom erzeugt, als das Skigebiet das ganze Jahr über benötigt.

Auch die Innovationskraft von St. Corona am Wechsel ist legendär. Wurden dort doch alte Lifte ab- und rückgebaut, um voll und ganz auf Anfänger und Familien zu setzen. Aktuell begeistern die Niederösterreicher mit gezielten Akzenten für Snowboard-Kids. „Die Generation Snowboard, also Erwachsene, die in ihrer Kindheit mit dem Snowboarden begonnen haben, hat heute Kinder, denen sie die Welt der coolen Boarder zeigen und sie üben lassen will. Deshalb haben wir den ‚Burton Riglet Park‘ geschaffen, in dem etwa Kiddies auf Miniboards über Obstacles (kleine Hindernisse) gezogen werden, Balance trainieren und ein erstes Gefühl fürs Boarden bekommen“, berichtet Ines Buchgeher.

Von klein zu groß
Kleine Gebiete sind ideal fürs Skifahrenlernen, für ein paar schöne Skistunden und als beliebter Kontrast zu den Großen. Das sehen viele Einheimische, aber auch Urlaubsgäste so. „In unserem kleinen Skigebiet, dem Galsterberg bei Pruggern im Ennstal, beobachten wir, dass der gleiche Gast einen Skitag im kleinen und den nächsten im großen Gebiet verbringen will“, berichtet Georg Bliem von den Planaibahnen in Schladming. „Wir Großen brauchen die kleinen Skigebiete ganz dringend, weil sie, oft in Orts- oder Stadtnähe gelegen, ideal sind, um Kinder und Anfänger mit dem Skifahren vertraut zu machen“, streicht Hansjörg Kogler aus der Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental die Rolle kleiner Gebiete hervor. „Vom Osten Österreichs aus ist die Anreise in die meisten großen Skigebiete recht weit. Wir beobachten daher, dass viele unserer Gäste Besuche bei uns als Vorbereitung für folgende Skiurlaube in einem der großen Gebiete nützen. Zuerst bei uns in St. Corona üben, um dann im Urlaub möglichst viele auch schwierigere Pisten befahren zu können, lautet oft die Devise“, beschreibt Buchgeher die Symbiose zwischen Kleinen und Großen. 

10 kleine Skigebiete mit Charme und Spaßgarantie

Falkert – HeidiAlm (K)
Am Falkertsee – Nockberge, 12 km Pisten | 3 Lifte
www.heidialm.at

Hochrindl (K)
Sirnitz / Deutsch Griffen – Nockberge 
20 km Pisten | 7 Lifte
www.hochrindl.at

St. Corona – Erlebnisarena (NÖ)
Familienskiland mit Förderbändern, Tellerlift und Schlepplift am Wechsel, 2 km Pisten | 2 Lifte
www.erlebnisarena.at

Riesneralm (ST)
Donnersbachwald nahe Liezen 
32 km Pisten | 7 Lifte
www.riesneralm.at

Loser (ST)
Altaussee – Salzkammergut, 34 km Pisten | 8 Lifte
www.loser.at

Filzmoos (S)
In der Salzburger Sportwelt, 20 km Pisten | 8 Lifte
www.filzmoos.ski

Glungezer (T)
In der Region Hall-Wattens, 23 km Pisten | 6 Lifte
www.glungezerbahn.at

Wurzeralm (OÖ)
Spital am Pyhrn, 22 km Pisten | 7 Lifte, davon eine der schnellsten Standseilbahnen Europas
www.hiwu.at

Zugspitze (Bayern)
Skifahren zwischen 2000 und 2720 m Höhe 
20 km Pisten | 9 Lifte
www.zugspitze.de

Mittenwald – Kranzberg (Bayern)
Im Karwendel, 15 km Pisten | 9 Lifte
www.skiparadies-kranzberg.de

Quellen: www.skiresort.at, www.bergfex.at