Was muss ein Hochtourenrucksack können, wie viel Platz muss er bieten und was unterscheidet ihn von anderen Rucksacktypen? Bergretter und Rucksackentwickler Martin Vallazza erklärt es am Beispiel des Ortlieb Elevation Pro 2 – den auch die österreichische Bergrettung verwendet.

Welche Haupteigenschaften braucht ein Hochtourenrucksack?
„Er sollte leicht und robust zugleich sein“, sagt der Vorarlberger Bergretter Martin Vallazza, der den „Elevation Pro 2“ von Ortlieb mitentwickelt hat. Das Material muss deutlich robuster als bei gewöhnlichen Wanderrucksäcken sein. Im Hochgebirge geht es nicht gerade sanft zu, da muss der Rucksack mitunter auch eine rauhe Behandlung stoisch hinnehmen. In der Form unterscheidet sich der Hochtourenrucksack von einem Wandermodell ebenfalls. „Er muss schmäler sein: Auf der Hochtour ist man meist mit Stöcken unterwegs, da soll er die Armpendelbewegung nicht stören.“

Welche größe ist optimal?
„Rund 40 Liter“, empfiehlt Vallazza. „30 Liter sind zu wenig, 50 eher zu viel.“ Aber aufgepasst: „Jeder Hersteller hat andere Messverfahren, sodass Rucksäcke bei gleicher Angabe oft unterschiedlich viel Platz bieten.“ Ein Insidertipp, wie man das Volumen bestmöglich ausnützt: „Dinge, die man nur zur Reserve mithat und nur in Notfällen braucht, wie Erste-Hilfe-Packerl, zusätzliches Ersatz-Shirt oder -Jacke kann man vakuumdicht verpacken lassen. Dadurch wird die Luft herausgesaugt und die Dinge benötigen viel weniger Platz.“

Wie sieht das optimale Tragesystem aus?
Da nennt Vallazza eine Faustregel: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ Die Gurte werden bei Hochtourenrucksäcken in der Regel weniger stark gepolstert als bei einem Trekkingmodell, weil diesen Effekt die mehrschichtige Kleidung mitübernimmt. Beim Elevation Pro 2 von Ortlieb so wie bei vielen anderen Modellen schon Standard: der abnehmbare Hüftgurt. Er trägt zwar im Normalfall die Hauptlast, stört aber andererseits, wenn man einen Klettergurt trägt. „Außerdem besteht dann die Gefahr, dass man die Seile in den falschen Gurt einbindet.“ Und was ist mit der Traglast, die dann an den Schultern hängt: „Die wird ein wenig vom Klettergurt aufgefangen, auf dem der Rucksack dann aufsitzt.“

Wenige oder viele Fächer: Was ist optimal?
„Ein Hauptfach und ein gutes, höhenverstellbares Deckelfach müssen unbedingt sein“, sagt Martin Vallazza. Für ihn entscheidender als die Anzahl der Fächer ist die einfache Zugriffsmöglichkeit. „Bei Hochtourenrucksäcken braucht es einen Reißverschluss am Boden oder an der Seite, damit man auch schnell an jene Dinge kommt, die in tiefen Regionen eingepackt sind. Du willst die Gruppe am Gletscher ja nicht zehn Minuten warten lassen, bis du ein Teil heraußen hast.“ Sonst noch wichtig: Es sollten alle Utensilien so verstaut werden können, dass nichts baumelt und dadurch beim Gehen stört.

Martin Vallazza

DER EXPERTE

MARTIN VALLAZZA ist Physiotherapeut und Bergretter in Bludenz und hat den Elevation Pro 2 von Ortlieb mitentwickelt.

Mehr Infos: www.ortlieb.com

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