Logisch: Auch das neueste Equipment kann nur helfen, wenn man damit umgehen kann. Was Naturfreunde-Experte Martin Edlinger sonst noch zum Thema Ausrüstung rät.


Eine positive Meldung gleich vorweg: Schlecht ausgerüstete Bergsportler sind heute kaum noch unterwegs. Eher haben sich in jüngerer Zeit die Problemfelder verlagert, meint Martin Edlinger – zumindest in den materialintensiven Bergsportarten. „Es geht heute eher um Bedienungsfehler und um die Spezialisierung der Ausrüstung.

Ein Beispiel: In früheren Seiten gab es eine Halbmastwurfsicherung, die mit jedem Seil und beim Sportklettern genauso wie beim Alpinklettern verwendet wurde. Heutzutage gibt es viele unterschiedliche Systeme, die einerseits perfekt in ihren vorgesehenen Einsatzbereichen funktionieren, andererseits aber aufeinander abgestimmt sein müssen. Nicht jedes Sicherungsgerät ist für Mehrseillängentouren geeignet; nicht jedes Seil kann mit jedem Sicherungsgerät verwendet werden." Der wichtige Appell des Naturfreunde-Experten: Anwender müssen sich sehr genau informieren – in Kursen, Ausbildungen, im Fachhandel – und auch die Bedienungsanleitungen durchlesen. „Auch beim populären Klettersteiggehen passieren die meisten schweren Unfälle nicht durch schlechte Ausrüstung, sondern durch ihre fehlerhafte Anwendung."

Unabhängig von der Sportart sind folgende Ausrüstungsteile standardmäßig auf jeder Bergtour angelegt bzw. im Rucksack:

  • für den Einsatzzweck passendes, festes Schuhwerk;
  • Verpflegung, vor allem genügend Getränke;
  • Witterungsschutz (vor Regen und Wind);
  • Orientierungshilfen: gedrucktes Kartenmaterial und eine Routenbeschreibung, optional kommen GPS-Geräte ergänzend dazu (S. 30/31);
  • voll aufgeladenes Handy;
  • Erste-Hilfe-Paket, event. Biwaksack.


WANDERN
Mit dieser „Basisausrüstung" finden Wanderer eigentlich ihr Auslangen. Das einzige grobe Ausrüstungsproblem sieht Martin Edlinger darin, „dass heute viele Wanderer auf eine gedruckte Karte verzichten, weil die Smartphone-App ja vermeintlich auch den gleichen Zweck erfüllt. Aber elektronische Geräte können immer ausfallen und den Handy-Akku braucht man unbedingt, um im Ernstfall einen Notruf absetzen zu können.

Logisch: Regenschutz, warme Bekleidung, Haube und Handschuhe sollten auch im Sommer auf keiner Bergtour fehlen, um für Wetterstürze gerüstet zu sein.

AUF HOCHTOUREN
... gilt zusätzlich folgende Packliste:

  • Bekleidung: Funktionswäsche, Isolationsschicht (Softshelljacke und -hose), wasserdichte Außenschicht (z. B. Gore-Tex-Jacke, Überhose), Mütze, Handschuhe;
  • die Schuhe müssen steigeisen- bzw. bedingt steigeisenfest sein;
  • Rucksack: ca. 30–40 l groß, mit einer Vorrichtung für die Pickelbefestigung;
  • Gletscherausrüstung: Klettergurt, Seil (50–60 m, Vollseil empfohlen), Steigeisen mit Antistollplatte, Pickel mit geradem Schaft (kein „Eisgerät"), Helm; dazu: Karabiner, Bandschlingen, Reepschnüre, 1 Eisschraube;
  • Orientierung: Karte und Höhenmesser, evtl. Bussole und/oder GPS;
  • Für den Notfall: Zusätzlich zu Handy, Erste-Hilfe-Paket und Biwaksack kommt noch eine Stirnlampe;
  • Sonnenschutz und Gletscherbrille nicht vergessen!

Martin Edlinger hält viele Hochtourenkurse ab. Einer der häufigsten Fehler, der ihm bei diesen Ausbildungen begegnet, ist, „dass die Meinung herrscht, ein 30-Meter-Seil würde genügen. Aber um nach einem Gletschersturz eine Kameradenrettung aufzubauen, ist fast immer ein 50- bis 60-m-Seil nötig." Wichtig: Unerfahrene sollten sich auch über Ausrüstungsdetails gut informieren.

AUF KLETTERSTEIGEN
... benötigt man diese zusätzlichen Ausrüstungsteile:

  • Helm;
  • Klettersteigset;
  • Klettergurt;
  • Funktionsbekleidung
  • Klettersteigschuhe;
  • Klettersteighandschuhe;
  • wind- und wasserdichte Jacke und Ersatzwäsche (für den Gipfel);
  • Sonnencreme und Sonnenbrille;
  • Topo/Klettersteigführer.

Zwei ergänzende Materialtipps hat unser Experte noch. Erstens: „Je schwieriger der Klettersteig ist, desto wichtiger ist es, einen ‚klettertauglichen' Schuh mit griffiger Sohle zu verwenden. Ideal sind die speziellen Klettersteigschuhe, die im vorderen Fußbereich eine Reibungssohle haben, während der Rest der Sohle mit einem groben Profil ausgestattet ist, das man für den Abstieg im Gelände benötigt."

Zweiter Tipp: „Kinder, Jugendliche und sehr leichte Personen unter 50 kg sollten zusätzlich mit einem Seil gesichert werden. Wie man das korrekt macht, muss man natürlich vorher schon lernen, sonst macht das Seil keinen Sinn."

BEIM KLETTERN
... hängt von der Art der Kletterei ab, was noch mit eingepackt wird:

  • beim Sportklettern: Kletterseil, Sicherungsgerät, Karabiner, Expressschlingen;
  • beim Mehrseillängenklettern: zusätzlich Standplatzausrüstung, Bandschlingen, Reepschnüre, Kletterhelm;
  • bei alpinen Touren: zusätzlich mobile Sicherungsmittel (wie Friends, Klemmkeile...).

Auch für den Klettersport hat Martin Edlingers einen Zusatztipp: „Sehr häufig passieren Sicherungsfehler. Es gibt ja eine große Zahl an Sicherungsgeräten am Markt, die alle ihre Vor- und Nachteile haben und unterschiedlich zu bedienen sind. Pflicht ist daher, dass sich jeder Kletterer sehr genau über sein eigenes Sicherungsgerät informiert und die Bedienung auch trainiert, damit jeder Handgriff sitzt!"