Eiskaltes Wasser als Spielverderber? Blödsinn – wahr ist vielmehr: Wer bei Wassertemperaturen von 20 Grad oder darunter im nassen Element Sport betreibt, sollte sich einen Neoprenanzug zulegen. Über die Vorteile und Eigenschaften der „zweiten Haut" haben wir uns bei Tom Staud vom Blue Tomato Shop in Graz erkundigt.
Dass es Neoprenanzüge für unterschiedliche Sportarten gibt, wissen die meisten ja. Dass sie bei kühlerem Wasser Sinn machen, auch. Aber damit hört sich das „Allgemeinwissen" oft schon auf. Wir helfen weiter – und lassen den Experten Tom Staud vom Blue Tomato Shop in Graz die wichtigsten Fragen rund ums Thema Neoprenanzüge bzw. „Wetsuits" beantworten:
WAS IST NEOPREN UND WIE FUNKTIONIERT DER ANZUG?
„Das ist ein synthetischer Gummi bzw. Kautschuk. Ein Surfanzug – was ja unser Kernthema ist – schützt Surfer in erster Linie vor Auskühlung, aber daneben auch vor der Sonne. Das Neopren schützt vor der Kälte, indem sich zwischen Anzug und Haut ein dünner Wasserfilm bilden kann, der durch die Körperwärme erwärmt wird und so warm hält."
AB WELCHER WASSERTEMPERATUR MACHT SO EIN ANZUG SINN?
„Wetsuits zu tragen, ist ab 20° C Wassertemperatur und darunter absolut sinnvoll. Die unterschiedlichen Temperaturklassen gehen bis ca. 10 Grad hinunter. Es hängt aber auch vom persönlichen Temperaturempfinden ab. Surfanzüge gibt es in unterschiedlichen Ausführungen für verschiedene Temperaturbereiche. Optional können Surfer bei tiefen Temperaturen noch Booties, also Neoprenschuhe, Neoprenhandschuhe oder einen Hood – eine Neoprenhaube – dazu anziehen. Die Haube ist angenehm, wenn es sehr windig ist."
GIBT ES UNTERSCHIEDE ZWISCHEN SUITS FÜRS SURFEN, TAUCHEN UND TRIATHLON?
„Ja, ganz wesentliche. Ein Tauchanzug ist schon ganz anders aufgebaut als ein Surfanzug, da er bei höherem Umgebungsdruck Verwendung findet. Auch bei der Neoprenoberfläche unterscheiden sich die beiden Anzüge, da der Tauchanzug eine wesentlich porösere Oberflächenstruktur hat und zudem ein doppelt kaschiertes Neopren verwendet wird, was zu einer besseren Wärme-Isolierung führt. Die Oberfläche eines Surfanzugs ist viel glatter und verfügt daher über bessere Abperl-Eigenschaften. Oder: Ein Surfanzug hat den Zipper hinten und der Tauchanzug vorn. Ein Surfer würde mit einem Tauchanzug schon deshalb nicht glücklich werden, weil er am Surfboard immer am Reißverschluss liegen würde. Und die Anzüge für Triathleten unterscheiden sich von Surf- oder Taucheranzügen ebenfalls wesentlich in mehreren Eigenschaften – zum Beispiel durch bessere ‚Strömungseigenschaften'."
WO LIEGT DER UNTERSCHIED BEI GÜNSTIGEN UND HOCHWERTIGEREN MODELLEN?
„Allein beim Neopren gibt es verschiedenste Varianten und Qualitäten. So kann zum Beispiel ein teureres Modell einen wesentlich größeren Temperaturbereich abdecken. Wenn man viel Zeit in kaltem Wasser verbringt, ist es also schon von Vorteil, ein paar Euro auszugeben. Hochwertige Neoprene sind weiters wesentlich langlebiger und ,stretchen' viel besser. Die Nähte sind zusätzlich auch geklebt, was verhindert, dass es zu einem unnötigen Wasseraustausch kommt. Weitere Unterschiede finden sich in der Isolierung und im Zip: Kurze ‚Chest-Zips' setzen sich im höherpreisigen Segment zunehmend durch. Diese kurzen Querzipper vorn ersetzen immer mehr den üblichen ‚Back-Zip', weil sie ebenfalls unnötigen Wasseraustausch minimieren."
WORAUF SOLL MAN BEI DER AUSWAHL ACHTEN?
„Wesentlich für die richtige Wahl ist, dass man weiß, wo der Neoprenanzug eingesetzt werden soll – und auch zu welcher Jahreszeit, also bei welcher Wassertemperatur. Wenn man sich darüber im Klaren ist, zählt noch, wie oft man im Jahr den Neoprenanzug benutzt. Bei häufiger Verwendung über einen längeren Zeitraum ist eine Investition in ein besseres Modell durchaus zu empfehlen. Übrigens: Auch als Anfänger ist ein eigener Neoprenanzug eine feine Sache. Schließlich wird er direkt auf der Haut getragen – sich einen (Leih-)Anzug mit anderen zu teilen, ist absolut nicht Jedermanns Sache ...
Zur richtigen Größe: Wenn man beim Probieren im Shop das Gefühl hat, dass der Neoprenanzug eine Nummer zu klein ist, dann passt er perfekt. Sobald man im Wasser ist, gibt das Neopren nach und rutscht durch den Wasserfilm überall an die richtigen Stellen. Der Abschluss bei Hals, Handgelenken und Fußgelenken sollte möglichst eng sein, damit so wenig Wasseraustausch wie möglich stattfindet."
WIE PFLEGT MAN SEINEN SUIT?
„Wichtig ist, ihn nach dem Verwenden in Salzwasser abends mit kaltem Süßwasser auszuwaschen, damit das Salz das Neopren nicht angreift. Drei- bis viermal pro Saison empfiehlt es sich, den Suit in spezielles antibakterielles Waschmittel einzulegen und dann mit kaltem Süßwasser auszuwaschen. Das Waschmittel tötet alle Bakterien ab, aber greift nicht das Neopren an. Außerdem beugt es Geruch vor. Anschließend gut trocknen, damit kein Schimmel entsteht. Achtung: Neoprenanzüge niemals bei direkter Sonneneinstrahlung trocknen, sonst sind Risse im Material vorprogrammiert. Und nie in die Waschmaschine damit – das steht aber auch in jedem Neoprenanzug drin!"
Der Experte | TOM STAUD kennt sich mit Neoprenanzügen, wie sie beim Surfen, Wakeboarden oder Stand-up-Paddling verwendet werden, bestens aus. Noch Fragen offen? Alle Mitarbeiter/-innen in den Blue Tomato Shops helfen gern fachkundig weiter. Als Online-Service gibt es einen Neopren Buyer's Guide von Blue Tomato – unter: www.blue-tomato.com/buyersguidewetsuits |
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