E-Bikes gibt es mittlerweile in so gut wie jeder MTB-Kategorie zu finden. Egal, ob Tour oder Enduro, der Akku bleibt ein heiß diskutiertes Thema. Wir haben uns rund ums Thema schlaugemacht.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer


Akkus. Sie versorgen E-Mountainbikes respektive deren Antriebe mit Energie, bürgen gut geladen für ein breites Grinsen, sorgen im letzten Viertel ihrer Kapazität mitunter für besorgte Blicke auf die Akkustandsanzeige und entladen für Schweißausbrüche und bald müde Beine. Aber wie „viel“ Akku braucht man als Mountainbiker eigentlich? Und wie handhabt und pflegt man das teure Stück richtig? Und wie bekommt man die maximale Reichweite aus seinem System? Beim Bikefestival in Riva hatten wir die Chance uns mit Bosch eBike Systems CEO Claus Fleischer zum Thema auszutauschen. Viele der gesammelten Informationen stammen auch aus dem „Bosch eBike Battery Guide“ – einer auch für Hobby-­E-Biker durchaus lesenswerten Lektüre.

Die richtige „Pflege“
Der Bosch E-Bike Battery Guide ist ein umfassender Leitfaden zur Handhabung und Pflege von E-Bike-Akkus, insbesondere der Bosch PowerTube-, PowerPack- und DualBattery-Systeme. Aber natürlich lassen sich viele der darin enthaltenen Informationen und Tipps auch auf Lithium-Ionen-Akkus anderer Hersteller übertragen. Die Lebensdauer eines Akkus wird demnach vor allem durch die Art und Dauer der Beanspruchung beeinflusst. Jeder Lithium-Ionen-Akku altert auf natürliche Art, selbst (oder gerade dann) wenn man ihn nicht benützt. Mit der Zeit büßt er einfach an Kapazität ein.

Faktoren, die die Lebenszeit verkürzen, sind starke Beanspruchung, regelmäßige Lagerung bei über 30° C Umgebungstemperatur, Lagerung in ganz vollem oder völlig leerem Zustand, häufiges Abstellen des Bikes in der prallen Sonne und regelmäßiges „Leerfahren“ des Akkus. Umgekehrt wirkt sich geringere Belastung positiv auf die Lebensdauer aus. Bosch empfiehlt eine Lagerung bei rund 10 bis 20° C sowie in einem 30- bis 60 %igen Ladezustand. Voll geladen oder entladen bedeutet hingegen Stress für den Akku. Außerdem sollte man seine Akkus nur mit vom Hersteller freigegebenen Ladegeräten laden. 
 

Volle Ladung: allerhand Wissenswertes rund um das Thema Akku am E-Mountainbike

Transport
Ein weiterer nicht unwesentlicher Punkt in der Akku-Handhabung ist der Transport. Nachdem Akkus eine große Menge an Energie speichern können, wird auch hier empfohlen den Akku auf etwa 30 % zu entladen und erst am Zielort wieder voll aufzuladen. Wird das E-Bike auf einem Fahrradträger transportiert, so ist der Akku vorab zu entnehmen und sicher im Auto zu verwahren. Übrigens: E-Bike-Akkus gelten als Gefahrengut, mit allen besonderen Vorschriften des Gefahrengutrechts. Der Transport in Passagierflugzeugen wurde (wie alle Li-Ion-Akkus über 100 Wh) von der Luftfahrtvereinigung IATA sogar untersagt.

Kapazität und Reichweite
Aber wie viel Kapazität braucht man jetzt in seinem neuen E-Bike? Reichen 300 Wh oder braucht es 500, 625, 750 oder gar 1250 Wh? Und wie weit komme ich damit? Claus Fleischers ehrliche wie ernüchternde Antwort: Das kommt ganz darauf an. Eine Begründung für großen Akkus sieht er vor allem bei zwei Nutzergruppen. Entweder ich möchte lange und weit am Stück fahren oder ich möchte meinen Akku auf Kurzstrecken nur selten laden (der klassische Pendlerbetrieb). Dies treibt aber natürlich auch das Gewicht in die Höhe und mehr als 750, vielleicht 800 Wh, so seine professionelle Einschätzung, lassen sich mit aktueller Technik auch gar nicht mehr im Rahmen integrieren. Fleischer sieht den Trend hier gerade am E-MTB schon wieder etwas in die andere Richtung schwappen: „Es werden auch wieder mehr 500 Wh-Akkus nachgefragt, da diese einfach leichter sind und sich positiv aufs Handling auswirken.“

„Man sollte sich vor dem Kauf überlegen, was man mit dem Bike anstellen möchte“, erklärt Fleischer weiter. „Spielt das Gewicht eine untergeordnete Rolle und ich möchte einfach nur Reichweite, dann sollte der Akku so groß wie möglich sein. Suche ich nach einem Bike für die sportlich gefahrene 1000 hm Feierabend-Runde, reichen mir vermutlich 500 Wh auch.“ Aber damit ist es noch nicht getan: „Bin ich ein leichter Fahrer, der mit hoher Trittfrequenz und niedriger Unterstützung fährt, bringe ich natürlich eine größere Reichweite (km) oder Reichhöhe (hm) aus dem gleichen Konzept als ein schwerer Fahrer mit niedriger Trittfrequenz und hoher Unterstützungsstufe“, so seine Übersicht. Im Detail: Einen großen Faktor in Sachen Reichweite und -höhe stellt die Gesamtmasse dar, hier sollte man unnötige Dinge lieber zu Hause lassen, leichte Fahrer sind gegenüber schweren im Vorteil.

Der zweite große Faktor ist der Rollwiderstand. Griffige Reifen kosten genauso Reichweite wie ein falsch gewählter Luftdruck. Wie beim Auto ist auch häufiges Anfahren und Abbremsen ineffizient – vorausschauend fahren verlängert den Fahrspaß. Außerdem sollte man die Gangschaltung so nutzen, als hätte man keinen Motor zur Hilfe. Anfahren und Steigungen in kleinen Gängen, hochschalten entsprechend dem Gelände, der Geschwindigkeit und der Trittfrequenz. Trittfrequenzen von 65 bis 85 rpm optimieren (bei Bosch) den Wirkungsgrad des Motors, sehr langsames Treten unter 50 rpm, vor allem in hohen Gängen, kostet unnötig Energie. Neben all diesen Faktoren spielt dann natürlich auch noch die gewählte Unterstützungsstufe eine enorme Rolle. Hersteller Bosch hat zur Orientierung einen auf diese Faktoren abgestimmten Reichweitenkalkulator online verfügbar.

Ein Blick in die Glaskugel
Aktuell sieht Claus Fleischer bei Akkukapazität und Leistung der Motoren den Zenit erreicht. Für ihn geht die Entwicklung (auch) hin zu leichteren Mountainbikes mit kleineren Akkus und weniger drehmomentstarken Motoren. Die Zukunft liegt in einer breiten Auswahl, von Minimal-Assist- mit kleinem Akku über High-Power- Modelle mit großem Akku bis zum Mittelweg aus leistungsstarken Motoren mit kleineren Akkus.