Bergsportler und Tourismusvordenker Günter Mussnig („Trail Angels“) über seine Liebe zu Nepal – und die Zukunft des Outdoor-Tourismus.
Du bist soeben von deiner 19. Nepalreise zurückgekehrt. Was fasziniert dich so an dem Land?
Als Bergsteiger faszinieren mich in erster Linie die Berge. Nach all den Reisen dominiert aber das Gefühl, zu Freunden zurückzukehren. Viele meiner besten Freunde sind aus Nepal.
Was war das intensivste Erlebnis bei all deinen Nepal-Reisen?
Noch immer präsent ist die Geiselnahme 2002 durch eine maoistische Rebellengruppe im Rahmen unserer Expedition zum Dhaulagiri 7. Wir waren teilweise selbst schuld, da damals ein Bürgerkrieg herrschte. Nach zwei Tagen wurden wir aber eh wieder freigelassen.
Dein Unternehmen „Trail Angels“ steht für nachhaltigen Tourismus, vor allem für perfekt organisiertes Weitwandern. Wie wandelt sich der Outdoor-Tourismus?
Das beherrschende Thema ist echte Nachhaltigkeit – in den Bereichen Mobilität, Ernährung und soziales Engagement vor Ort. Der Megatrend Individualisierung mit hohem Service- und Komfortniveau nimmt ebenfalls zu. Spannend ist auch, dass Weitwanderwege oftmals zu einem Lebensprojekt werden, wo jedes Jahr einige Etappen entdeckt werden.
Der Alpe-Adria-Trail beweist, dass nachhaltige Weitwanderwege ökonomisch erfolgreich sein können.
Mit „Fair-Trails.com“ willst du überhaupt die Zukunft des Reisens verändern. Klingt das nicht ein bisschen übertrieben?
Impact first! Bei unseren Fernreisen beginnen wir gedanklich beim Impact – konkret helfen wir mit unseren Reisen den Partnern und Menschen vor Ort mit fairer Bezahlung, Versicherungsschutz und der konsequenten Integration lokaler Experten. Dadurch entsteht nachhaltige Wertschöpfung. 4 Prozent vom Bruttoumsatz fließen überdies direkt in Umwelt- und Ausbildungsprojekte im Land.
Euer Leitprodukt „Alpe-Adria-Trail“ feiert heuer das 10-Jahre-Jubiläum. Worauf bist du besonders stolz?
Die funktionierende transnationale Zusammenarbeit dreier Länder! Der „Alpe-Adria-Trail“ beweist aber auch, dass nachhaltige Weitwanderwege ökonomisch erfolgreich sein können, immerhin reden wir von über 10 Millionen Euro Wertschöpfung pro Jahr.
Und was ist noch zu tun?
Viel, vor allem im Bereich einer klimafreundlichen Infrastruktur. So wollen wir jetzt Impulse für E-Shuttlebusse am Trail setzen.
Welche Outdoorregionen stehen bei dir persönlich noch auf der Bucket List?
Leider viel zu viele. Einzigartige Alpinreisen im Norden Indiens stehen derzeit ganz oben auf der Liste.
Du bist eine echte Bergziege. Lieber Skitouren im Winter oder Trekking im Sommer?
Unfaire Frage, beides gleichrangig.
Was gibt dir generell die Natur?
Nahezu alles, weil ich ohne Natur nicht leben kann.