Worauf man beim Kauf einer Läuferstirnlampe achten soll und welche Möglichkeiten es gibt, sich auf der Laufrunde sichtbar zu machen. Es kommt auch auf die Optik an.
Finstere Gestalten, die sich unterm fahlen Licht der Straßenlaternen tummeln, von Kopf bis Fuß in Schwarz gewandet? Die Rede ist nicht von Ninjas, sondern von manchen „Spezialisten“, die jetzt morgens oder abends in den Städten ihre Laufrunden drehen. Und offensichtlich davon ausgehen, dass sie, solange sie selbst noch ausreichend sehen, von den anderen Verkehrsteilnehmern auch bemerkt werden. Dabei erklärt man schon den Kindern, sich durch helle Kleidung und reflektierende Elemente im Straßenverkehr sichtbar zu machen.
Die Mehrheit unter den Läufern weiß ja immerhin, worauf es jetzt ankommt: Aufs Sehen und Gesehenwerden. Und die Industrie unterstützt uns Laufbegeisterte beim Ausüben unseres Ganzjahressports: durch hochwertige Stirnlampen – aber auch durch speziell auf Sichtbarkeit ausgelegte Bekleidungskollektionen, die nicht nur wirken, sondern auch gut ausschauen.
Starten wir mit dem Blick auf die Stirnlampen: Um im breiten Sortiment (und in den unterschiedlichen Preisklassen) die optimale Lampe für sich und seine Bedürfnisse zu finden, lohnt es sich, sich vorm Kauf ein paar Gedanken zu machen.
„Allgemein gesprochen ist der Faktor Gewicht für Läufer noch wichtiger als in anderen Sportarten. Es geht auch um die Balance am Kopf durch die Stöße bei der Laufbewegung und damit um die Gewichtsverteilung“, zählt Jonas Resch, Marketing-Project-Manager bei „Ledlenser“, auf. Gleich zum Thema Gewicht: Es gibt zwei Faktoren, die das Gewicht einer Stirnlampe nach oben treiben. Die Stärke der Lampe und die Laufzeit des Akkus. Mehr Leistungsstärke heißt also mehr Gewicht (und zudem einen höheren Preis) in Kauf zu nehmen. Es gilt also im Hinblick auf den gewünschten Einsatzbereich den passenden Kompromiss herauszufiltern.
Die Lichtstärke einer Stirnlampe wird in Lumen angegeben. Als grobe Faustregeln kann man festhalten: In einer Stadt, wo Laternen für Sicht sorgen und die Lampe in erster Linie Sicherheitsfaktor ist, reichen rund um 100 Lumen. Zwischen 200 und 300 Lumen sollten es sein, sobald man eine Straße aktiv ausleuchten will. Auf Waldwegen oder beim Trailrunning, wenn es also darum geht, seine Schritte wirklich mit Bedacht zu setzen, sollten es auch deutlich mehr sein – 600 Lumen sind hier ein Richtwert. Ledlenser-Experte Resch empfiehlt jedoch, solche Angaben nicht als Absolutwert, sondern als Orientierungshilfe zu betrachten, die tatsächlich nutzbare Lichtausbeute einer Lampe hängt stark von der Konstruktion ab. Auch gut zu wissen: Der angegebene Wert bezieht sich manchmal nur auf einen „Boost-Modus“, der nur wenige Sekunden erreicht wird.
Ein zweiter Kennwert, der bei Stirnlampen in der Regel genannt wird, ist die Leuchtweite. Die hängt wiederum nicht nur von der Lichtstärke ab, sondern auch von der Konstruktion der Linsen. Legt man Wert auf ein scharf gebündeltes Fernlicht – oder ein breit getreutes Flutlicht, um einen Weg breit auszuleuchten? Auch solche Überlegungen sollten in den Kauf mit einfließen. „Die Leuchtweite wird wichtiger, je höher die Geschwindigkeit: Bei Downhillpassagen in Ultraläufen sollte die Lampe in der Lage sein, die Laufstrecke 30 bis 40 Meter weit perfekt auszuleuchten“, empfiehlt der Experte.
Während in der Stadt rund um 100 Lumen ein passender Richtwert sind, sollten es auf einem dunklen Trail bis zu 600 Lumen sein.
Umgekehrt gilt natürlich: Je stärker die Lampe, desto lästiger bis gefährlicher, wenn man andere blendet. Wie merkt man es, dass man andere Verkehrsteilnehmer blendet? „Wenn ich jemandem ins Gesicht leuchte, Verkehrsschilder über Kopfhöhe reflektieren oder mein Licht in Autoscheiben reflektiert wird: Dann kann ich davon ausgehen, dass meine Lampe andere blendet“, sagt Resch. Abhilfe schafft ein schwenkbarer Lampenkopf. Für einige Lampenmodelle gibt es Gurte, um sie auf Brusthöhe einzuklippen – eine coole Sache für Laufgruppen, wenn man beim Plaudern dem Laufpartner auch ins Gesicht schauen will.
Am Datenblatt von Stirnlampen steht in der Regel auch die Angabe, wie viele Stunden eine Akkuladung durchhält. Diese bezieht sich auf die kleinste einstellbare Leuchtstufe. Wie schon erwähnt, drückt ein großer Akku aufs Gewicht: Während gute Leuchten für die City rund um 100 Gramm wiegen, kann eine Hochleistungsleuchte für Trailrunner mit dem doppelten Wert auf die Waage drücken. Bei schwereren Lampen sind in der Regel Lampenkopf und Stromversorgung geteilt. Das ermöglicht eine bessere Gewichtsverteilung und einen festen, wackelfreien Sitz – zu dem auch die hochwertigen Stirnbänder von guten Geräten beitragen. Es ist auf Dauer unangenehm fürs Auge und Gehirn, wenn das Licht beim Laufen wackelt und sich aufschaukelt.
Was braucht die Wunsch-Stirnlampe noch? Aus Sicherheitsgründen sind ein rotes Rücklicht sowie reflekierende Bänder empfehlenswert. Und wer im Regen damit laufen will, sollte zur zumindest spritzwassergeschützten Variante greifen: Diese wird mit einem „IP“- (Impact Protection)-Wert angegeben. Die Angabe „IPX4“ bedeutet spritzwassergeschützt, was im Regen reicht. Je höher die Zahl (bis zum Maximalwert 8), desto dichter.
180 Meter weit sichtbar
Perfekt für die dunklen Laufzeiten sind auch spezielle Bekleidungs-Kollektionen für diesen Zweck, wie sie mehrere große Hersteller bieten – bei Brooks beispielsweise heißt die Linie „Run Visible“ oder bei Asics „Lite-Show.“ Die Oberbekleidung, Hosen und Schuhe, aber auch weitere Accessoires bestechen mit hellen, fluoreszierenden Farben und großen, strategisch platzierten reflektierenden Elementen. Von Brooks etwa heißt es, dass die „Run Visible“-Teile darauf ausgelegt sind, im Straßenverkehr schon aus 180 Metern Entfernung gut gesehen zu werden, sobald eine Lichtquelle auf sie trifft. Auch bekannte und beliebte Laufschuhmodelle sind als Teile der „Sichtbarkeits“-Kolektionen erhältlich – bei Brooks etwa der „Ghost 14“ und „Glycerin 19“, bei Asics der „Gel-Kumulus 23“ oder der „Gel-Kajano 28“.
Dass die Bekleidungsteile auch sonst alle Ansprüche erfüllen, die man als Läufer an Bekleidung stellt, versteht sich. Und sie schauen cool aus. Die Optik ist übrigens auch bei Stirnlampen ein Kriterium – schmale Bänder, kleine Lampenköpfe, ein „minimalistisches Aussehen“ sind gefragt, sagt Jonas Resch. Alles Argumente, die auch die letzten laufenden Ninjas noch überzeugen sollten.