Outdoorsport lebt von der Natur – Sportler wie Sportartikelhersteller haben daher gleichermaßen Interesse daran, Umwelt und Klima zu schützen. Wie das konkret geschieht, haben wir bei drei österreichischen Unternehmen nachgefragt.

Christof Domenig
Christof Domenig

Die Begeisterung für den Sport und die Liebe für die Natur – zwei Dinge, die Outdoorsportler meist in sich tragen und die ebenso in Unternehmen aus der Outdoorsportbranche verbreitet sind. „Wir haben schließlich nur den einen Planeten und auf den müssen wir schauen“, sagt Markus Reisegger-Huber, Nachhaltigkeitsmanager beim österreichischen Sporttextilproduzenten Löffler. In der Outdoorbranche, die von der Natur lebt, haben Themen wie Umwelt- und Klimaschutz, aber auch soziale Themen wie faire Entlohnung einen überdurchschnittlichen Stellenwert. Das weiß man mittlerweile. Aber wie schaut es 2024 mit dem Thema aus? Was wird konkret gemacht, was entwickelt sich und wie weit ist das Bewusstsein für die Thematik auch bei Konsumenten verbreitet? Und worauf können Sportler achten, die beim Ausrüsten auch auf das Thema Wert legen? Für unser sommerliches „Green Special“ haben wir uns diesmal bei drei österreichischen Firmen erkundigt, die den Ruf haben, auf Nachhaltigkeit viel Wert zu legen: Bei Löffler aus Ried im Innkreis und bei Martini Sportswear aus Annaberg, beide Textilproduzenten. Und bei Austrialpin, Hersteller von Sicherheitsausrüstung, unter anderem für den Berg- und Klettersport, aus Fulpmes im Stuibaital.

Made in Austria, made in Europe
Löffler produziert einen wesentlichen Teil seiner Textilien in Ried, also „made in Austria“, einen Teil auch in Bulgarien, also in Europa. „Fernost“ war nie ein Thema, betont man bei Löffler. Fast alle Herstellungsschritte selbst zu machen, nach höchsten Arbeits-, Umwelt- und Qualitätsstandards zu produzieren, sich auf regionale Lieferanten zu konzentrieren, dass Transportwege kurz sind: Das koste den einen oder anderen Euro mehr, „aber es ist uns wichtig“. Die Oberösterreicher bringen auch alle drei Jahre einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht heraus: Der aktuelle ist im Dezember 2023 erschienen. Ein Highlight daraus ist etwa das Offenlegen der kompletten Lieferkette über das deutsche Start-up ReTraced, wie Markus Reisegger-­Huber hervorhebt. Endverbraucher können damit erstmals im Detail nachvollziehen, was in Produkten genau steckt, bis hin zu Materialien und Komponenten, wo und wie sie produziert werden, welche Zertifikate es dafür gibt usw. Ein „großer Meilenstein“, betont Reisegger-Huber.

Martini Sportswear produziert „zu 98 Prozent in Europa. Die Europaproduktion war bei uns immer schon verankert, sie ist ein zentraler Punkt“, erklärt Ludwig Moz für das Salzburger Unternehmen. Bei den Martini-Textilien werde auch, wo immer es geht und sofern es mit der erforderlichen Funktion in Einklang zu bringen ist, auf nachhaltige(re), etwa recycelte Materialien gesetzt. Im Heimatort Annaberg wurde vor Kurzem ein neues Logistikzentrum eröffnet, „es war uns wichtig, dass das Lager dorthin kommt, wo unsere Wurzeln sind. Beim Bau wurde nachhaltig gebaut, mit Photovoltaik, Erdwärme etc., um Energie zu sparen“, sagt Moz. 

Austrialpin stellt all seine Metall­erzeugnisse im Stammhaus in Fulpmes im Stubaital her, lediglich einige wenige „Made in Europe“-Zukaufprodukte gibt es, erklärt Doris Günther für das Tiroler Unternehmen. Das impliziere einerseits höhere Sozialstandards, aber auch höhere Umwelt- und Klimaschutzauflagen und kürzere Transportwege, als etwa bei einer Fernost­produktion – welche für das Unternehmen als „im Stubaital verwurzeltes Familienunternehmen“ aber nie in Frage gekommen wäre. „Allein mit der Einhaltung der vorgegebenen Standards geben wir uns nicht zufrieden und drehen an den verschiedensten Stellschrauben, um das Wirtschaften noch nachhaltiger zu gestalten – von der Nutzung der Abwärme bis hin zur kontinuierlichen Umstellung auf plastikfreie Verpackung.“

Die Austrialpin-­Sprecherin betont in dem Zusammenhang auch, dass Umwelt- und Ressourcenschonung in gewissen Bereichen durchaus auch mit höherer Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen können. Ein spannendes Beispiel dafür: Früher wären Metallspäne und die darin gebundenen Abwässer gemeinsam zu einem Entsorgungs-  und Recyclingbetrieb gebracht worden – ein aufwendiger Prozess, bis die Austrialpin-Konstrukteure eine Maschine entwickelten, die nun Metallabfälle direkt aus der Fräsmaschine auffängt und zu Nuggets presst. Das Abwasser werde nun mittlerweile über eine eigene Abwasseraufbereitung wieder in die Fräsmaschinen eingeleitet. „Das Volumen der Metall­abfälle kann durch dieses Verfahren derart verringert werden, dass viel weniger Lkw-Fahrten notwendig sind und auch der Wiederaufbereitungsprozess beim Recyclingunternehmen viel weniger Energie beansprucht“, berichtet Doris Günther. 

Honoriert es der Konsument?
Wie steht es eigentlich um das Bewusstsein von Outdoorsportlern? Ludwig Moz ist überzeugt, dass das Bewusstsein dafür, sich bewusst, mit fair produzierten, hochwertigen, langlebigen Produkten auszurüsten, nach wie vor steigt: „Es hat sich durchgesetzt. Man schaut darauf, wie wird ein Produkt gemacht, wo und unter welchen Umständen.“ Derartiges Feedback käme etwa oft von den Partnern im Handel. „Vor allem für jüngere Kundinnen und Kunden wird nachhaltig produzierte Kleidung immer wichtiger.“

Ist der Konsument auch bereit, für ein nachhaltigeres Produkt mehr zu bezahlen? „Eine spannende Frage, die bei uns auch intern oft diskutiert wird“, sagt Markus Reisegger-Huber von Löffler dazu. Der Eindruck bei den Oberösterreichern: „Ja, bis zu einem gewissen Grad.“ Das Thema Nachhaltigkeit sei beratungsintensiv. „Wird ein Kunde in einem Shop gut beraten, dann kann er nachvollziehen, warum ein Produkt mehr kostet“, ist Reisegger-Huber überzeugt. Wenn die Kunden sich nicht gerade selbst intensiv mit der Thematik auseinandersetzen würden, sei es sonst schwierig zu erkennen, wo der Mehrwert zu einem günstigeren Produkt liege.

Doris Günther von Austrialpin: „Unserem Eindruck nach wird das Thema in der Textilbranche durch die vielen unterschiedlichen Labels deutlich stärker transportiert als im Bereich Hartware.“ Bergsportprodukte unterliegen einer europäischen (CE-)Norm und damit hohen Sicherheitsauflagen, „jeder Karabiner, der in Europa auf den Markt kommt, muss geprüft und zertifiziert sein. Sicherheit und optimale Funktionsweise haben für Kunden oftmals Priorität vor der Frage, wo das Erzeugnis schlussendlich hergestellt wird.“ Aber: „Es gibt tatsächlich auch einen stetig wachsenden, sehr umweltbewussten Teil der Kletter-Community, der das aktiv einfordert und Engagement von Firmen zu schätzen weiß.“

Und worauf achten?
Und worauf kann man nun achten, wenn man sich bewusst ausrüsten will? „Ein wichtiger Punkt ist sicher die Herkunfts-Kennzeichnung. Natürlich lässt sich nicht per se sagen, Produktion in Asien ist schlecht und in Europa gut. Es herrscht in Österreich und der EU jedenfalls ein gesetzliches Umfeld, dass Umweltstandards einfordert. Darüber hinaus ergeben sich viele Möglichkeiten für Firmen, diese Anforderungen für sich noch zu steigern, etwa in der Art der Energiegewinnung oder bei der Abwasseraufbereitung “, sagt Doris Günther von Austrialpin.

Ludwig Moz von Martini Sportswear empfiehlt, sich über Gütesiegel und Auszeichnungen zu informieren, wofür diese jeweils stehen, „was vertrauenswürdig ist und was nicht.“ Ein „grüner Punkt“ auf einem Produkt sei jedenfalls noch kein hinreichendes Zeichen, ein Blick „unter die Oberfläche“ würde sich lohnen. Wofür Unternehmen stehen – aber auch, wofür Gütesiegel stehen und welche Organisation dahintersteht. Denn qualitativ hochwertige Siegel, bei denen unabhängige Institutionen strenge Kriterien anlegen, seien durchaus eine gute Möglichkeit zur Orientierung.

Ähnlich die Empfehlung des Löffler-Nachhaltigkeitsmanagers, auch er empfiehlt grundsätzlich die Orientierung an Gütesiegeln. Erste Produkte von Löffler seien nach „Öko-Tex Made in Green“ zertifiziert, „ein Standard, der überprüft, ob die Mitarbeiter fair behandelt und entlohnt werden, ob die Arbeitsbedingungen sicher und nachhaltig sind, ob die Materialien schadstofffrei und sicher sind. Auch die Lieferketten sind transparent einsehbar. Das geht sehr in die Tiefe. „Öko Tex Made in Green“ wurde auch von Greenpeace in einem Gütesiegelvergleich als sehr gut bewertet.“ Reisegger-Huber verweist noch einmal auf das Offenlegen der Lieferkette über ReTraced, mit dem Löffler gestartet hat, hiermit würde Kunden „das Wissen, das wir intern haben, als Entscheidungshilfe gegeben.“ Und er ergänzt: „Wir sind davon überzeugt, dass mehr Transparenz zu mehr Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit in der gesamten Branche führen kann."

Zum Thema Preis hält Doris Günther fest: „Unternehmen wie Austrialpin betreiben einen sehr hohen Aufwand entlang der Wertschöpfungskette. Niedrigstpreise sind hier nicht realisierbar.“