Ein Streifzug durch die vielen Welten der Bikes für groben Untergrund. In Teil 1 entführt uns XC-Athletin Laura Stigger in jene der Crosscountry Racer.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Das Herz pocht bis zum Hals, langsam aber sicher fordert das Tempo seinen Tribut, bringt die Beine aus ihrem runden Tritt. 15 Meter noch über die steile Rampe, dann verspricht die folgende Zwischenabfahrt ein paar Sekunden Erholung für den geschundenen Körper. Cross-Country- und Marathon-Bikes eignen sich für jedermann als sportives Tourenbike. Ihr volles Potenzial aber schöpfen sie nahe dem persönlichen Limit aus. Egal ob im Training, im Rennen oder mit den Vereinskollegen auf flotter Tour.

Eine, die es weiß, die Cross-Country-Bikes ihres Ausrüsters Specialized im Grenzbereich von Körper und Material zu bewegen, ist die Tiroler XCO-Weltcup-Athletin Laura Stigger. Auch wenn es von außen betrachtet anders aussehen mag, ist für sie weniger die Geschwindigkeit als die Präzision der ausschlaggebende Faktor, welcher die Faszination am XC-Rennsport ausmacht: „Die größte Herausforderung ist, dass man in die Downhill-Passagen, in denen man eigentlich regenerieren sollte, mit Maximalpuls einfährt. Da ist es durchaus schwierig, Konzentration und damit Präzision beizubehalten“, nennt Laura Stigger die Crux am Rennsport beim Namen und sinniert weiter: „Wenn man am Limit fährt, dann kann man nicht mehr lange überlegen. Alles muss irgendwie automatisiert funktionieren, damit unterm Strich die bestmögliche Leistung möglich ist. Ich habe im XCO-Rennen einen Pulsbereich von durchschnittlich 190 Schlägen pro Minute. Das ist eine gewaltige Herausforderung, für Erholung bleibt hier nahezu keine Zeit.“

Cross-Country- und Marathonbikes, sprich Hardtails und vollgefederte MTBs mit Federwegen um die 90 bis 120 mm sowie sportlich ausgelegter Geometrie sind nicht nur vom Rennsport inspiriert, sondern auch für selbigen entwickelt. Abschrecken lassen sollte man sich aber vom Konzept auch als Freizeitsportler nicht. Effizienz bergauf und auf langen Touren dank leichtem Gewicht treffen auf souveräne Abfahrtsqualitäten für Forststraßen, Almwege und gemäßigte Trails – und in kundiger Hand auch durchaus ernst zu nehmendes Gelände. Das ist auch auf Tour ein Gewinn. Oder wie es Laura Stigger ausdrückt: „Im Prinzip kann jeder Radbegeisterte direkt von zu Hause weg den Cross-Country-Sport ausüben. Als Mountainbiker ist man ständig in freier Natur unterwegs und braucht keine speziellen Sportstätten, während stets neue Regionen erkundet werden.“ 

Die Vollgas-Genießerin: Laura Stigger sorgt im MTB-Cross-Country-Weltcup für Furore
Laura Stigger

Geb. 25. Sept. 2000, wohnhaft in Haiming (T). Obwohl noch im U23-Alter, sorgt sie als Profi im Specialized-Factory-Racing- Team im MTB-Cross-Country-Eliteweltcup seit 2020 regelmäßig für Furore: bestes Resultat bisher Platz zwei (Short Track) in Petropolis (Bra) im April 2022, im Juni Platz 3 beim Heimweltcup in Leogang im XCO (wie schon 2021). Als Juniorin je zweimal Welt- und Europameisterin im XCO; 2018 dazu Gold bei der Straßenrad-WM (!) in Innsbruck. Stiggers Olympiaauftritt in Tokio 2021 im XCO-Rennen endete mit Ausfall; Ende 2021 dafür Sieg mit Sina Frei (CH) beim prestigeträchtigen Cape Epic in Südafrika.

Die erfolgreiche Innsbrucker XC-­Athletin nimmt 2025 eine weitere ­Herausforderung an und wird neben dem XCO-Weltcup auch Straßen-­Rennen in Angriff nehmen.

WEB: www.laurastigger.at | www.specialized.com