Klar: LVS-Gerät, Schaufel und Sonde sind unentbehrlich auf Skitouren. Ein Lawinenrucksack aber ist ein zusätzliches wichtiges Sicherheits-Back-up.

Christof Domenig
Christof Domenig

Wie wird eigentlich ein Lawinenrucksack hergestellt? Bei Ortovox in Bayern hatten wir letzten Winter die Möglichkeit, in die Produktionshallen der neuen LiTRIC-Airbagrucksäcke zu blicken. Von der Herstellung der Elektronik-Platinen bis hin zum finalen Zusammenbau der Teile war viel Interessantes zu erfahren. Etwa: Dass die verwendeten Superkondensatoren sehr große Energiemengen liefern, damit sich im Bedarfsfall der Airbag binnen sechs Sekunden mit Luft füllt; dass eine Vollladung für mindestens 60 Stunden Einsatzbereitschaft oder zwei Auslösungen reicht; oder dass auch an das Material der Airbaghülle besondere Anforderungen bestehen: Außen sehr reißfest, innen luftdicht und sehr dehnbar muss der in knalligem Orange gehaltene Stoff sein.
 

Vor allem legte Ortovox’ Product Manager Safety Patrick Wesch bei der Werksbesichtigung ausführlich die Überlegungen dar, die den Hersteller dazu bewogen haben, zusätzlich zu einem System mit mechanischer Auslösung auch eines mit elektronischer Auslösung anzubieten. Im Zentrum steht dabei die Möglichkeit, reale Auslösungen einfach und ohne Ressourcenverbrauch zu trainieren. Eine Auslösung des Airbags von Zeit zu Zeit auszuprobieren, zu spüren, wie sich der Luftsack am Rücken aufbläst, ihn danach einfach entlüften und wieder unkompliziert verstauen zu können – das dürfte tatsächlich ein nicht unbeträchtlicher Mehrwert sein. Schließlich soll der Griff zum Auslösezug im Ernstfall intuitiv sitzen und wie Studien zeigen, gelingt eben dieses Auslösen einer nicht kleinen Anzahl an Verwendern im Stress eines Lawinenabgangs nicht. 

Weitere Vorteile: Mehrfachauslösungen sind auf einer Tour möglich und man kann die Rucksäcke, anders als jene mit mechanischer Auslösug und Druckluftpatrone, auch auf Flugreisen mitnehmen. Ein früherer Nachteil elektronischer gegenüber den mechanischen Airbag-Systemen gilt nicht mehr: Die leichtetsten Airbageinheiten, egal mit welcher Auslösung, wiegen lediglich ein rundes Kilogramm.

Lawinenrucksäcke wurden immer bequemer und leichter und werden auch nicht mehr als Last wahrgenommen. 

Elektronik auch bei ABS
Dass Lawinenrucksäcke ein zusätzliches Sicherheits-Back-up sind, um das Risiko im Gelände zu mindern, betont auch Lukas Zierke von ABS Sports + Protection, dem Pionier und Erfinder der Lawinenrucksäcke (bereits 1985 wurde das erste ABS-System vorgestellt). „Wenn ein solcher Rucksack immer bequemer und leichter ist und auch nicht mehr als Last wahrgenommen wird – dann sollte es dazu führen, dass immer mehr sagen: Der Rucksack ist so selbstverständlich wie die restliche Lawinenausrüstung Schaufel, Sonde und LVS-Gerät“, erklärt Zierke.

Eine bedeutende Neuigkeit von ABS für diesen Winter ist, dass es nun auch beim Gattungsbegründer Rucksäcke mit elektronischer Auslösung gibt. Vertraut wird auf das bekannte „Alpride 2“-System. Die beiden von ABS selbst entwickelten Systeme mit mechanischer Auslösung sowie Druckluftpatronen, „Solid“ und „Easytech“, bleiben aber ebenfalls im Programm. Einen Vorteil der bewährten mechanischen Systeme wiederum sieht man bei ABS im direkten Vergleich – rund 400 Euro Preisunterschied.

Generell sind die Einstiegs-Preisniveaus von Lawinenrucksäcken über die Jahre durch die Etablierung am Markt gesunken – und zugleich die Geräte bequemer, besser und vor allem leichter geworden. Wer früher einen Lawinenrucksack aus diversen Gründen nicht in Betracht gezogen hat, sollte wieder einmal einen Blick darauf werfen. Und wenn man schon länger einen besitzt? Eine jährliche Probeauslösung durch einen Fachmann, alle drei Jahre ein großes Service und maximal zehn Jahre im Gebrauch, empfiehlt ABS.