Freeskierin und contour-Athletin Sandra Lahnsteiner-Wagner fand in Marokko zum Skitourengehen und entdeckte auf Tourenskiern ihre Heimat neu. Abfahren ist für sie nicht mehr das einzige Abenteuer.
"She’s the essential Boss Babe!" Mit diesen Worten beschrieb Julia Mancuso, Ski-Olympiasiegerin und Protagonistin in Sandra Lahnsteiners Kurzfilm „Couples“, einmal die Salzburgerin. Selbst ihre Persönlichkeit zu skizzieren – das fällt der als Freeriderin bekannt gewordenen Wintersportlerin und Filmemacherin aus dem Gasteinertal gar nicht leicht. Das Zitat weist jedenfalls auf Lahnsteiners Stärke hin, Visionen vom Papier in die Realität zu bringen, und sei der Weg dorthin auch steinig. Welche Charakterzüge sie dazu benötigt? Ehrgeiz, eine Menge Motivation, Anpassungsfähigkeit und Kreativität. Diese Eigenschaften sind sowohl auf sportlicher Ebene wie auch in ihrem beruflichen Leben von Vorteil.
Doch wie ist die studierte Sport- und Trainingswissenschafterin eigentlich in der Filmproduktion gelandet? Dazu müssen wir ein paar Jahre zurückgehen, und zwar ins Jahr 2008. In diesem Jahr war es Lahnsteiner gegönnt, die Henne im Korb eines österreichischen Freeride-Films zu sein. „Das war generell zu dieser Zeit so. Jeder Ski-Film hatte genau eine Frau, und auch jeder Sponsor hatte exakt eine Frau“, so zeichnet die Salzburgerin das Bild der damaligen Szene. Dennoch hat sie dieses Filmprojekt mit den „Jungs“ als etwas in Erinnerung, das sie nicht missen möchte. Zeitgleich regte sich jedoch der Gedanke, dass so ein Projekt auch rein mit Frauen ziemlich genial sein könnte. Und so dauerte es nicht lange, da stand 2009/10 Sandra Lahnsteiners erster eigener Film in den Startlöchern. Das war er, der allererste Ski-Film mit ausschließlich weiblichen Protagonistinnen: „As We Are – A Girls Ski Movie“, der es mit seinen Screenings gleich bis nach Amerika und Japan schaffte.
Damals war der heute 41-Jährigen noch nicht bewusst, dass sie damit den Grundstein für ihre Karriere legte. Denn der Stein, der damit ins Rollen gebracht wurde, war scheinbar unaufhaltbar. Aufbauend auf ihrem ersten Film entwickelte sich die mehrmals ausgezeichnete „Shades of Winter“-Filmreihe, die als Bühne für Athletinnen gilt. Die Mission dahinter: sich als Frauen gegenseitig zu pushen, frei nach dem Gedanken: „Wenn ich sehe, was sie macht, dann kann ich das auch machen.“
Und genau dieses „machen“ wird bei Lahnsteiner großgeschrieben. Denn wenn sie auf diese Jahre zurückblickt, dann ließ sie ihre Visionen nicht in der Traumwelt verweilen, sondern hat sie einfach durchgezogen. Der Weg dorthin war nicht immer einfach, erklärt sie: „Das ist wie beim Skifahren, manchmal ist es bumpy, mal ist super Powder. Aber wenn man eine starke Vision hat und daran arbeitet, dann funktioniert es auch.“
Die jahrelange harte Arbeit verhalf der Wahl-Gasteinerin dann schließlich auch zu einem ihrer jüngsten Filmprojekte: der Trans Salzburgerland – einer Skidurchquerung zusammen mit Freeride-Kollegin Sabine Schipflinger sowie einer weiteren Olympiasiegerin, Viktoria Rebensburg, durch die Berge ihrer Heimat. Die Idee dazu bestand schon länger: „Die Berge daheim einfach besser kennenzulernen, das war die Motivation dahinter. Wirklich einmal zu sagen: Hey, da war ich schon oben. Und nicht einfach hinzusehen und denken zu müssen: Eigentlich wohne ich da, aber da war ich noch gar nicht.“ Denn zu Hause fällt es allzu leicht, eine Tour zu verschieben, wenn der Tag dafür nicht optimal erscheint.
Beim Skitourengehen muss man sich das komplette Rauf und Runter überlegen, es müssen so viel mehr Dinge zusammenspielen.
Tatsächlich wurde ihr durch die Trans Salzburgerland vor Augen geführt, wie schön es eigentlich daheim ist und dass es nicht immer ein weit entfernter Berg sein muss, um etwas Außergewöhnliches zu erleben, meint Lahnsteiner. Ihren persönlichen Höhepunkt der Tour verrät sie mit einem Schmunzeln: „Es klingt vielleicht etwas unspektakulär: Aber das Highlight war sicher, als wir dann endlich losgestartet sind.“ Denn als Filmemacherin weiß sie zu schätzen, wenn ein monatelang geplantes Projekt endlich in die Realität umgesetzt werden kann.
Beginn einer neuen Liebe
Aber die Liebe fürs Skitourengehen überkam sie schon früher, und zwar in einem Land, welches vermutlich niemand in erster Linie mit Skiern und Schnee assoziieren würde: Marokko. Zwischen Wüste und Ozean war der höchste Berg Nordafrikas, der 4167 Meter hohe Mount Toubkal, das Ziel. Um den Gipfel zu erreichen, war es notwendig, auf Tourenskiern aufzusteigen. Noch heute gerät sie beim Erzählen davon ins Schwärmen. Das Skitourengehen ist für die 41-Jährige ein Erreichen von Sehnsuchtsorten, dorthin, wo sie kein Skilift bringen kann.
Zusätzlich ist es der Facettenreichtum, den die Filmproduzentin an Skitouren besonders schätzt, erzählt sie. Im Gegensatz zum Freeriden geht es beim Skitourengehen nicht um das genialste Abfahrtserlebnis. „Man muss sich das komplette Rauf und Runter überlegen, da müssen einfach so viel mehr Sachen zusammenspielen. Wie gehe ich rauf, wo gehe ich rauf, wann gehe ich rauf?“, beschreibt Lahnsteiner ihre Überlegungen hinter einem alpinen Abenteuer.
Ganz wichtig sei bei all dem auch die Wahl des richtigen Materials, denn es macht natürlich einen Unterschied, ob eine klassische Hochtour geplant oder eine lässige Powderabfahrt Teil der Tour ist. Was aber immer dabei sein muss, sind Felle, die perfekt funktionieren. „Die Partnerschaft mit contour basiert ganz klar darauf, dass ich einfach gescheite Felle haben wollte. Als Sportlerin muss ich mich bei meinen Projekten zu 100 Prozent auf mein Material verlassen können – und das ist hier ganz einfach der Fall.“
Und auch in Zukunft scheint das Thema Skitouren sehr präsent im Leben der Freeriderin zu sein: „Letztes Jahr habe ich die Ausbildung zur staatlichen Skiführerin gemacht. Dass ich jetzt andere als offizieller Guide zu meinen Abenteuern mitnehmen kann – darauf freue ich mich schon extrem!“