500 begeisterte Langläufer waren beim „Steiralauf 2023“ am Start. Ein beeindruckendes Comeback nach 2 Jahren Coronapause. Alles passte. Alles? Bis auf ein paar Grad zu viel ... SPORTaktiv war mit Geschäftsführer Alfred Brunner LIVE DABEI.
Es gibt nicht so viele österreichische Rennklassiker für Freunde der schmalen Winterlatten. Neben dem Dolomitenlauf, Koasalauf, Ganghoferlauf, der Tour de Ramsau und Rennen im Tannheimertal, Achensee, Saalfelden und Gastein ist der Steiralauf einer der großen Fixpunkte am rot-weiß-roten Langlaufhimmel. Das engagierte Team rund um Helmut Fuchs freute sich Ende Jänner über den großen Schnee und organisierte nach zwei Jahren Coronapause wieder ein wahres Langlauf-Volksfest.
Heli Fuchs und sein Team sehen sich voll der Tradition verpflichtet – immerhin gab es 1980 die erste Auflage des Steiralaufs, damals nur im klassischen Stil, der freie Stil kam 1987 dazu. Die Streckenführung änderte sich im Laufe der Zeit, heuer ging es auf der 50-km-Skating-Distanz zwei Mal auf eine 25-km-Schleife. Von Bad Mitterndorf startend gut 5 km Richtung Norden, dann zurück Richtung Grimming, immer wieder über kleinere Hügel und zurück ins Zielgelände bei der GrimmingTherme. Über alle Formate verteilt gingen heuer 500 Teilnehmer an den Start; die Hauptrennen waren neben den zahlreichen Kinderrennen die 30 km Klassisch sowie die 25 und 50 km Skating. Vom ambitionierten Racer über Ex-Weltklasse-Athleten – Biathlonlegende Christoph Sumann wollte 8 Jahre nach seinem Karriereende auch wieder mal Teil eines großen Ganzen sein – bis hin zu Urgesteinen aus der Gegend. Der Rekordteilnehmer ging heuer bereits zum 40. Mal an den Start.
Ich selbst bin früh am Startgelände und vergönne mir noch ein Wachsservice. Bei der Frage, ob ein Grundwachs reicht oder doch die Luxusvariante „Fluorpulver“, entscheidet das Argument des Wachsprofis: „Bei der teuren Variante musst aufwärts bremsen, so schnell wirst du sein!“ Schnell sind 35 Euro investiert. Das Wetter passt, die Loipen sind im Start-/Zielgelände perfekt gespurt, der angekündigte böige Wind bleibt Gott sei Dank aus. Es wird sonnig, sehr sonnig und damit sehr warm, leider dann deutlich zu warm.
Am Start geht es ruhig zu, bis auf die kleine Spitze läuft jeder für sich und damit ohne Stress. Ich selbst gehe die ersten 5 km sehr langsam an, starte fast am Ende. Da der Schnee in der Nacht nicht durchfrieren konnte, merkt man sofort, dass es diesmal „zäh“ wird, alles geht eher langsam dahin. Auf der ersten Abfahrt nach 6 km habe ich das Gefühl, dass es auch abwärts ab und zu bremst. Damit wird meine Taktik nochmals nachgeschärft: Es geht nur ums Genießen des Rennens in einer für mich unbekannten, wunderschönen Langlaufgegend. Es folgen immer wieder Hügel und leichte Abfahren; das Höhenprofil zeigt am Ende ambitionierte 500 Höhenmeter. Beeindruckend ist die Verpflegung bei insgesamt 8 Stationen (4 auf jeder Runde). Man merkt die Begeisterung der Einheimischen.
Bei der ersten Zieldurchfahrt bei Kilometer 25 bin ich knapp über 2 Stunden unterwegs – selbst für mich ist das sehr sehr langsam, aber der sehr tiefe Schnee gibt einfach nicht mehr her. Teilweise sinkt man gute 10 cm ein. Eine junge Athletin schnauft neben mir: „A zache Partie heute!“ Wie wahr.
Auf Runde 2 bin ich dann so gut wie alleine unterwegs. Zu diesem Zeitpunkt rechne ich mit allem: Einer Endzeit um die 5 Stunden und dem völligen Einbruch. Ich schalte nochmals einen halben Gang runter. Bis auf die Verpflegungsstationen treffe ich nur mehr zwei weitere Teilnehmer auf der zweiten Runde, die ich – psychologisch wichtig – sogar überholen darf. Der Engländer Ed gratuliert mir 5 km vor dem Ziel mit einem „Great Job“. Ich freue mich riesig und sage ihm das Gleiche, gefolgt von einem Spruch, der nicht nur im Sport gilt: „The harder the challenge, the longer you will remember it!“ Meine Batterie ist leer, am Limit bin ich aber nicht. Nennt sich wohl gut eingeteilt. In Summe war es meine längste Langlaufeinheit im Leben. Ein perfektes Grundlagenausdauertraining für den geplanten Engadiner Skimarathon im März, wo es dann im flotten Rennmodus über 42 km gehen soll. Nach 4 Stunden und 20 Minuten erreiche ich schließlich das Ziel. Erschöpft, glücklich und vollgetankt mit Eindrücken fürs Leben. Danke an das OK-Team, ein „Great Job“ auch an euch!
Für alle, die auf Rennergebnisse stehen, geht es hier zu den beeindrucken Zeiten der Sieger und aller Teilnehmer. Sieger waren diesmal alle, die sich von den schwierigen Verhältnissen nicht unterkriegen haben lassen: my.raceresult.com