Als doch recht ambitionierter Langläufer lebe ich seit rund 20 Jahren eine liebgewonnene Tradition. Jedes Jahr steht mindestens ein großer Langlaufklassiker als Eventhighlight im Kalender. Dabei geht es weniger um Topzeiten bzw. um Spitzenleistungen, sondern vielmehr um den Genuss perfekter Loipen in fremden Langlaufregionen und um das Spüren der Community.

Alfred Brunner
Alfred Brunner

Im Februar 2025 steht bei mir erstmals der Dolomitenklassiker „Dobbiaco-Cortina“ am Programm. Dieses Rennen hat eine lange Tradition und fand 2025 zum bereits 48. Mal statt. Nach der Marcialonga ist es der zweitgrößte Volkslanglauf Italiens. Toblach - der Startort - selbst ist seit 2010 auch der Kernort der „Tour de Ski“, sämtliche Topstars der Szene sind förmlich verliebt ins dieses Langlaufmekka. Der Zielort Cortina auf der anderen Seite ist der mondäne Skiort Italiens mit zahlreichen Ski-Weltmeisterschaften. 2026 werden dort auch einige Olympische Sportarten veranstaltet.

In der Früh geht es noch in die Bäckerei STERN in Dobbiaco, wo ein perfekter Espresso wartet. Das Startstadion auf 1.210m ist gut gefüllt, stehen beim Skating-Bewerb über 31km und rund 400 Höhenmeter immerhin 800 Sportler am Start. Diese werden in drei Startwellen eingeteilt. Ich habe an diesem Tag nur ein Ziel: Genießen! Damit reihe ich mich in die dritte Startwelle ein. Ich habe brav trainiert, bin fit und will es entspannt angehen. Dann fällt der Startschuss und der Spruch des Tages vom Stadionsprecher beschallt das gesamte Areal: „The more you smile – the faster you are!“ Ich muss lachen, entspricht dieser Spruch doch exakt meinem Motto an diesem Tag: vor allem genießen.

Das Streckenprofil habe ich nur grob studiert, es kommt eh wie es kommt. Die ersten 20 Kilometer geht es leicht bergauf oder flach, die letzten 10 Kilometer dann leicht abfallend Richtung Ziel. Die Loipen sind in einem perfekten Zustand, ein kleines Wunder in diesem schneearmen Winter. Es geht vorbei am märchenhaft schönen Toblacher See, die Labestationen sind perfekt platziert und versorgen uns mit Isodrinks, Tee und Kohlehydraten. Einen ersten magischen Moment erlebe ich nach rund 10 Kilometern, wo sich die Drei Zinnen zu erkennen geben. Wow, Dolomiten-Feeling pur! Der leichte Nebel macht das Feeling noch magischer. Kleine Abfahrten durch Zirbenwälder tun der Muskulatur gut und sorgen für Abwechslung. Mein Ski ist heute eine Rakete, mein Wachsexperte Christian aus Klagenfurt hat ganze Arbeit geleistet.

Nach 20 Kilometer erreichen wir den höchsten Punkt auf 1.534 m. Mir geht es gut, vor allem, weil ich bis hierher mit Reserve gelaufen bin. Die nun verbleibenden 10 Kilometer schalte ich zwei Gänge höher, löse mich von meiner Gruppe und düse davon. Nur ein anderer Langläufer – Janis aus Riga/Lettland – hält mit. Augenzwinkernd schließen wir gleich Freundschaft und bleiben bis ins Ziel zusammen. Die Abfahrtsgeschwindigkeit ist ständig zwischen 25 und 30 km/h, ein Flow-Zustand wie selten beim Langlaufen stellt sich ein. Echte Sport-Oberliga. Einzigartige Brückenüberquerungen und zwei unfassbar magische Tunnel-Durchfahrten setzen dem Spektakel dann noch die Krone auf. Das Zielstadion rückt in greifbare Nähe, nur noch zwei scharfe Kurven und die Ehrenrunde über das weite Feld. Es ist geschafft! Ich finishe mit einer für mich fantastischen Zeit von exakt zwei Stunden und bin richtig happy. Mit Janis beglückwünschen wir uns gegenseitig.

Ein Langlauf-Moment für die Ewigkeit ist abgespeichert.

Alle Ergebnisse, die Streckendetails, Fotos und ein wahrlich motivierendes Video findest du auf www.dobbiacocortina.org