Lernen kann man auch mit Outdoor-Aktivitäten verbinden. Das Zauberwort dafür heißt Themenwanderwege. Wer Wissenswertes über Fauna, Flora, Regions-Geschichte und mehr erwandern will, sucht sich einen schlauen Weg.
Blickt man in die Alpenrepublik Österreich, so gibt es allein dort mehr als 300 Themenwanderwege, die neben wunderschönen Pfaden und malerischen Panoramen auch abenteuerliche Aha-Erlebnisse bieten. Da diese Wege nicht darauf abzielen, Gipfel zu bezwingen und Höhenmeter zu sammeln, sondern vielmehr spielerisch den Entdeckergeist von Jung und Alt wecken möchten, sind diese Erlebniswanderungen geradezu perfekt für die ganze Familie und um auch diejenigen nach draußen zu locken, die das Wandern mit eher gemischten Gefühlen betrachten. Denn von Langeweile ist auf diesen Wegen keine Spur. Je nach Thema findet man neben Infotafeln und Aussichtsplattformen auch oftmals interaktive Stationen, Parcours, Ausstellungen und vieles mehr.
Neben dem Spaß geht es auf diesen Pfaden auch um das Erlebnis in der Natur und noch viel wichtiger: mit der Natur. Tourismus-Expertin Katharina Huber aus der Familienregion St. Johann in Salzburg weiß das und findet, dass die Kombination aus Unterhaltungs- und Wissensfaktor der Grund ist, warum man sich auf diese Wege begeben sollte: „Die Wege beschäftigen sich mit einem Thema, das einen interessiert. Man bleibt stehen und sieht sich genau um. Beobachtet die Natur und beschäftigt sich mehr mit dem Umfeld, sieht sich um und schaut, ob man einen Baum wiedererkennt. Und man macht sich mehr Gedanken zur Natur, wie Natur eingebettet ist, welche Pflanzen in Symbiose leben – und wenn man diese Dinge einmal in der Realität gesehen hat, bleibt vieles mehr im Bewusstsein.“ Die Beliebtheit dieser Art von Wegen nimmt Jahr für Jahr zu und immer mehr Regionen springen auf den Trend auf, der das klassische Wandererlebnis ergänzt hat. Neben der Bandbreite an Themen sind auch die Schwierigkeitsgrade und Ausführungen so bunt wie Blumenwiesen im Frühling.
Wohin des Weges?
Bei über 300 Wegen in Österreich und noch weit mehr, wenn man die angrenzenden Länder miteinbezieht, fällt die Entscheidung, welche Themenwege besonders wandernswert sind, schwer. Wir haben drei Regionen mit unterschiedlichen Themenwegen genauer unter die Lupe genommen, um Unerfahrenen den unliebsamen Holzweg zu ersparen und Profis den einen oder anderen neuen Anreiz mitzugeben.
Zuallererst führt uns unsere Reise nach Italien. Im wunderschönen Südtirol lockt die Region um Sterzing-Ratschings-Gossensass mit einem besonderen Themenweg. „Bei unserem Abenteuerweg ,Dem Wasser auf der Spur‘ geht es vor allem darum, das Thema Wasser und Natur in den Fokus zu stellen. Dabei haben wir vom Eingangsportal in Gossensass bis zur Aussichtsplattform Hölle in Innerpflersch verschiedene Tafeln zur Geschichte der beiden Wassertropfen „Gossy und Gschnitzy“ angebracht. Der gesamte Talweg ist ca. 10 km lang und führt immer entlang des Pflerscher Bachs“, erklärt Tourismusdirektorin Sonja Pichler, „Der Weg ist deshalb so besonders, da wir immer wieder an Bächen, Flüssen und Wasserfällen vorbeispazieren und somit das Thema Wasser ganz klar im Vordergrund steht.“ Bei den interaktiven Stationen kann man dann schon einmal nass werden, wenn es beispielsweise mit dem Floß über den Bach geht oder man mit einer alten Handschwengelpumpe selbst das Wasser aus einem Brunnen ans Tageslicht befördert. Ein weiterer Pluspunkt ist zudem, dass „der Weg barrierefrei und kinderwagentauglich und somit auch bestens für Familien geeignet ist. Da sich das Tal von Gossensass bis Innerpflersch doch etwas in die Länge zieht, können die Stationen auch in mehreren Etappen besucht werden“.
„Viel wandern macht bewandert“
Region Nummer zwei führt uns in den malerischen Salzburger Pongau. Dort warten in St. Johann in Salzburg neben zahlreichen klassischen Wanderwegen auch der historische Spaziergang durch die Stadt St. Johann und der Baumlehrpfad im Alpendorf. „Die Themenwege in St. Johann sind so gestaltet, dass es eher einfache Wanderungen sind, wo man sich die Zeit nehmen kann, um die Informationen zu lesen und sich in Ruhe umzuschauen. Es sind viele Bänke aufgestellt, wo man sich auch kurz hinsitzen und die Natur bei einer Pause beobachten kann“, schildert Themenweg-Kennerin Katharina Huber vom Tourismusverband St. Johann. Der Baumlehrpfad ist dabei ein besonderes Schmankerl, denn auf diesem findet man das gesamte Sammelsurium des österreichischen Baumbestandes, über 30 Baumarten werden vorgestellt: vom Vorkommen über die Verwendung bis hin zu den einzelnen Früchten. Diese Art des Lernens kommt vor allem bei Kindern gut an, weiß die Expertin: „Kinder sind begeistert, da man alles sofort sieht und sich in der Natur bewegt. Sie können dann auch das Gelernte anwenden und sind stolz, wenn sie einen Baum in der Natur erkennen.“
Den Schmugglern auf der Spur
Themenwege müssen sich aber nicht zwangsläufig mit der Natur beschäftigen, sondern können auch die Geschichte einer Region widerspiegeln. Das führt uns in den Kaiserwinkl in Tirol. Diese Region hält neben sogenannten Premiumwanderwegen und Dorfrunden auch den besonders bei Familien beliebten Schmugglerweg bereit. „Unser wichtigster Themenweg ist mit Sicherheit der Schmugglerweg durch die Klobensteinschlucht. In einem gemeinsamen, österreichisch-bayerischen Interreg-Projekt des Tourismusverbands Kaiserwinkl mit der Gemeinde Kössen und dem bayerischen Bergsteigerdorf Schleching wurde diese grenzüberschreitende Schlucht auf sehr umweltschonende Weise für die ganze Familie wander- und erlebbar gemacht“, beschreibt Insiderin Miriam Wagner den Erlebnisweg. „Der 8 km lange, interaktive Themenwanderweg von Kössen über Klobenstein bis Ettenhausen bietet auf speziellen Stationen die Möglichkeit, in Verbindung mit einer mobilen Handy-App und einer Schatzkarte Schmuggler-Abenteuer zu erleben und auf unterhaltsame Weise Lehrreiches zu Natur und Bergwelt zu erfahren. Besonders unterhaltsam: Sowohl Kinder als auch Erwachsene können am Weg Punkte sammeln und auf lustige Weise Waren über die Grenze schmuggeln. Wenn man das richtige Lösungswort herausfindet, wartet sogar noch eine Belohnung im Infobüro.“ Wer sich also in ein großes Abenteuer stürzen will, sollte sich hier einen Pin setzen.
Im Einklang mit der Natur
Neben dem Spaß- und Wissensfaktor haben alle Regionen einen weiteren Punkt gemeinsam, der sie zusätzlich attraktiv macht. Bei allen ist der Themenweg jeweils den Gegebenheiten der Natur angepasst und nützt natürliche Ressourcen. „Es wird großer Wert darauf gelegt, dass bereits bestehende Wege bestmöglich ausgebaut und attraktiver gestaltet werden. Durch regionale Kooperationen, landschafts- und naturverträgliche Freizeitnutzung und beständige Materialien ist Nachhaltigkeit in allen Bereichen garantiert“, versichert Miriam Wagner aus der Region Kaiserwinkl. Kein Wunder, dass dieser Trend wächst, da man kaum Gründe findet, sich nicht selbst auf den Weg zu machen, Neues zu lernen und einfach Spaß zu haben. „Wissen bewegt“, trifft also wieder einmal zu.
Hier geht's zu unseren Top 20 Themenwanderwegen 2023.