Ob mit praktischem Citybike oder Rennrad im stylishen Retro-Look – die Anzahl der Radfahrer im urbanen Raum steigt seit Jahren kontinuierlich. Wir haben nachgefragt, was die „neuen alten Räder" so cool macht ...


Immer mehr Stadtbewohner vertrauen bei ihren alltäglichen Wegen aufs Fahrrad, und das aus gutem Grund. Wie aktuelle Studien beweisen, sind Radfahrer nicht bloß gesundheitsbewusster und unabhängiger unterwegs als ihre motorisierten Kollegen, auch der Kostenfaktor spielt aufgrund wegfallender Sprit- und Parkgebühren eine nicht unwesentliche Rolle. Und schließlich gesellt sich noch das Gefühl, auch im Alltag Neues entdecken zu können, dazu.

Was auffällt: Trotz hoher Anforderungen an die Funktionalität der Räder von heute ist das (Retro-)Design nach wie vor ein wichtiges Entscheidungskriterium beim Großteil der Neukäufe. Anders gesagt: Selber stramplen ja – aber bitte mit Style!

Manfred Haas, Filialleiter von Gigasport in Graz, erklärt: „Grob gesagt gibt es drei Typen von Urban Bikes, die heute das Stadtbild prägen und sich auch entsprechend verkaufen. Das sind einmal die klassischen Citybikes, dann die bequemen Cruiser und schließlich die Fixies und Rennräder im Retrolook. Modelle aller drei Kategorien gibt es nach individuellem Wunsch in knallig-bunt, der Trend geht inzwischen aber deutlich Richtung klassische Schlichtheit mit zeitlos-edler Lackierung." Auch bei den Accessoires ist dieser Trend spürbar. „Viele Stadtradler entdecken selbst die Lust am Schrauben, und restaurieren ihre in die Jahre gekommenen Renn- und Alltagsräder. Als Hingucker verwenden sie dabei gerne hochwertige Komponenten wie beispielsweise die handgefertigten Sättel oder Griffe von Brooks", weiß Manfred Haas.

Urbaner Chic am Fahrrad: Das Citybike / Bild: iStock / PinkBadgerDAS CITYBIKE
Bei den klassischen Stadträdern gilt das Motto: „Weniger ist mehr". Natürlich ist hier die Rede vom Design und nicht vom Komfort, auf den bei der Neuauflage von Waffenrad (siehe Foto oben) und Co. besonderer Wert gelegt wurde.

Ein wichtiger Punkt ist auch die Kraftübertragung. Moderne Stadträder sind nicht für Rennen gedacht, ihre gut gewählte Übersetzung sorgt auch ohne sportliche Höchstleistungen für ordentlichen Vortrieb. Zudem bieten die Alltagsräder meist die Möglichkeit, mittels Gepäckträger oder abnehmbaren Korb kleinere Transporte auch ohne Rucksack oder Umhängetasche zu bewältigen. Preislich befindet man sich bei den Citybikes zwischen 600 und 2.000 Euro.

Urbaner Chic am Fahrrad: Der Cruiser / Bild: iStock / paultarasenkoDER CRUISER
Mit ihrer langgezogenen Geometrie und der gemütlichen Sitzposition eignen sich (wie ihr Name bereits verrät) die sogenannten Cruiser hervorragend zum Spazierenfahren auf ebenen Strecken. Nachempfunden sind die nicht ganz alltäglichen Bikes ursprünglich amerikanischen Motorrädern wie den Choppern – was man zum Teil noch an der Form der Lenker erkennen kann. Während man mit Cruisern beim Fun- und Stylefaktor ganz vorne liegt, muss man jedoch Abstriche bei der Kraftübertragung und der Wendigkeit machen. Richtigen Cruiser-Fans ist das egal. Ihnen geht es ums individuelle Fahrgefühl, nicht um die Geschwindigkeit.

Urbaner Chic am Fahrrad: Das Fixie / Bild: iStock / RamonespeltRETRO-RENNER & FIXIES
Auch bei den Stadtrennrädern und Fixies – traditionell durch ihre Zielgruppe eher farbenfroh – setzt sich langsam, aber doch der Trend zur neuen Einfachheit durch. Sowohl bei der Farbgebung als auch der Formensprache orientieren sich Hersteller wie Puch und Creme an klassischen Rennrad-Modellen aus den 70er-Jahren und früher. Gerade unter jungen Radlern und Studenten stehen die kultigen Flitzer hoch im Kurs, ermöglichen sie doch ein flinkes Vorankommen im Stadtverkehr – und das zu attraktiven Preisen ab 350 Euro aufwärts. Neue Sportarten wie das beliebte „Fixie-Polo“ machen die ursprünglichen Botenräder (mit nur einer Fixübersetzung) zum perfekten Spaßgerät, allerdings wirklich nur auf der Ebene.


"URBAN BIKES" IM SPORTaktiv-TECHNIKCHECK

Allgemein:Prinzipiell sind Urban Bikes für ebene, eher kurze Strecken gedacht. Heißt: Citybikes und Cruiser sind verhältnismäßig robust, aber im Vergleich zu modernen Straßenrennrädern eben nicht gerade leicht.
Schaltung:Moderne Stadträder sind nicht für starke Steigungen gebaut und kommen zum Teil mit 3 bis 5 Gängen aus, Fixies bzw. Singlespeeds sogar nur mit einem. Zudem befindet sich bei Retro-Rennrädern die Schaltung am Rahmen.
Bremsen:Beim Großteil der Citybikes werden heute Trommelbremsen verwendet. Dies ist übrigens auch einer der wenigen Unterscheidungspunkte zwischen dem neuaufgelegten Waffenrad und dem Original mit heute verbotener „Stoppelbremse“.
Konfort:Auf Cruisern und Citybikes sitzt man zwar alles andere als windschlüpfrig, dafür relativ aufrecht und bequem. Topmodelle von namhaften Herstellern wie Electra verfügen bereits in der Grundausstattung über Kettenschutz, Klingel und Licht. Auch Rahmenschlösser werden zunehmend zum Thema, können von der gebotenen Sicherheit aber noch nicht mit Ketten- oder Bügelschlössern konkurrieren.
Accessoires und Anbauteile:Beim Zubehör ist so gut wie alles erlaubt – Hauptsache stilecht. Für Retro-Fetischisten wären Klickpedale ein wahres Sakrileg, man fährt mit Schlaufen. Die passende Mode liefert u. a. Levi's mit seiner schick-funktionellen Commuter-Linie.



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