Mit seinem Sieg bei den US Open hat sich der Tennis-Superstar endgültig in den Olymp gespielt. Wir haben fünf Wegbegleiter und Top-Experten gebeten, Einblicke in ihre Sicht auf das grandiose Jahr des Mannes zu geben, der die Fans mit spektakulären Matches und großen Emotionen in seinen Bann gezogen hat. So entstand das Porträt eines Giganten zum Anfassen.
Wer die Matches von Dominic Thiem bei den Grand-Slam-Turnieren 2020 verfolgt hat, wusste meist nicht, worüber das Erstaunen größer war. Die feine Technik des Niederösterreichers? Die körperliche Höchstleistung? Die mentale Stärke? Fakt ist: Seit Thomas Muster hat kein Tennisspieler mehr eine vergleichbare Begeisterung in Österreich ausgelöst.

Mit seinem grandios hohen Fitnesslevel verschob Dominic Thiem im Jahr 2020 Grenzen.
Wir versuchen, uns dem Phänomen Thiem über die Menschen zu nähern, die ihn am besten kennen und die in der Lage sind, die verschiedenen Facetten seiner Höchstleistung zu beurteilen.

Peter Moizi
Journalist und Wegbegleiter
Um zu verdeutlichen, wie Dominic mit dem Rummel um seine Person umgeht, kann ich folgende Geschichte erzählen. Während der Corona-Zeit saß er bei mir in Klosterneuburg im Garten und ich habe ihn gefragt, ob bei ihm daheim in Lichtenwörth manchmal fremde Menschen anläuten und um ein Selfie fragen. In der Sekunde, als er „Nein“ sagen wollte, klingelt es bei uns. Kinder haben mitbekommen, dass er bei uns ist, und wollten ein Bild mit ihm machen. Was macht Dominic? Nimmt sich Zeit für jeden, als ob es das Normalste der Welt ist. Das zeigt, was für ein lieber Bua er geblieben ist. Die Medienanfragen, die er bekommt, sind mittlerweile von der Gazzetta dello Sport, der L’Equipe oder der Washington Post, in diesen Sphären bewegt er sich. Und vor allem aus Südamerika, wo Nicolas Massu ein Volksheld ist. Deswegen hat Dominic in Chile hohe Beliebtheitswerte. Was auffällt: Wenn er seinen Grand-Slam-Titel wie nach den US Open feiert, tut er dies meist nur mit ganz engen Weggefährten, die er seit zehn oder 15 Jahren kennt. Weil ihm wichtig ist, seinen Erfolg mit den Leuten zu teilen, die schon mit ihm befreundet waren, als er weit davon entfernt war, ein großer Champion zu sein.

Magnus Brunner
Präsident des ÖTV
Dominic Thiem kann trotz der schwierigen Umstände mit der Corona-Pandemie auf eine phänomenale Saison zurückblicken: Viertelfinale Paris, Finale Australian Open. Und natürlich der Triumph bei den US Open in New York nach 0:2-Satzrückstand gegen Zverev, wo wir alle bis tief in die Nacht mitgefiebert haben. Durch diesen Titel hat Dominic einmal mehr gezeigt, dass er berechtigt seit mehr als vier Jahren ununterbrochen zu den Top-10 der Weltrangliste gehört. Mit dem ersten Grand-Slam-Titel hat Dominic österreichische Sportgeschichte geschrieben. Und ich bin sicher, dass noch mehrere folgen werden. Die Erfolge von Dominic haben in den letzten Jahren einen regelrechten Tennisboom hervorgerufen. Der Sport liegt wieder im Trend: Das sehen wir auch an dem großen Zulauf in den Vereinen, vor allem der Kids und Jugendlichen. Mit einem Vorbild wie Dominic Thiem steigen die Motivation und der Ansporn vor allem im Jugendleistungsbereich. Vor diesem Hintergrund und gestärkt durch den Rückenwind, wollen wir als ÖTV alle Kräfte im heimischen Tennissport bündeln und von den Besten lernen, um zu den Besten zu werden. Danke an Dominic Thiem und sein Team für die unfassbare Leistung, für die Vorbildwirkung bei den Kids und Jugendlichen.

Dennis Novak
Freund und Tennisprofi
Wenn man solche Erfolge erlebt wie Dominic Thiem – und das schon seit Jahren – ist es gar nicht so einfach, nicht die Bodenhaftung zu verlieren. Ich denke, das unterschätzen viele. Umso bemerkenswerter finde ich, wie Dominic mit dem ganzen Hype um seine Person umgeht. Seit ich 12 Jahre alt bin, ist Dominic mein bester Freund. Wir waren damals immer zusammen und telefonieren heute noch täglich, wenn wir nicht gerade am selben Ort sind. Ich denke gern an die Zeit zurück, als wir tatsächlich noch nichts hatten. Wir fuhren gemeinsam auf Turniere und haben teilweise zu viert in einem Zimmer geschlafen, weil wir uns kein zweites leisten wollten. Und das waren wahrlich keine Luxusherbergen. Auch sein Vater Wolfgang war manchmal dabei, wir haben viel erlebt, es waren harte, aber gute Zeiten. Was unsere Freundschaft betrifft, ist mir komplett wurscht, wie viel Erfolg Dominic hat, darauf kommt es nicht an. Was natürlich nicht bedeutet, dass ich mich nicht irrsinnig für ihn freue. Denn am Ende des Tages profitieren wir alle, die wir im Tennis tätig sind, von dem Boom, den er auslöst.

Mike Reinprecht
Fitness- und Mentaltrainer
Ich habe schon mit einigen Sportlern wie Heinz Kinigadner oder Mannschaften wie dem Meisterteam des GAK zusammengearbeitet. Aber der Erfolg von Dominic schlägt alles, denn er wurde in einer Weltsportart wie Tennis erzielt, das macht das Ganze noch einmal spezieller. Was mich bei ihm beeindruckt, ist das Zusammenspiel aus physischer und geistiger Stärke. Im Finale der US Open konnte man sehen, über was für ein starkes Mindset er verfügt, wie sehr er die Maxime, niemals aufzugeben, verinnerlicht hat. Aber das ist nur die Hälfte wert, wenn er es dann nicht aus seinem Körper herausholen kann, wenn der Tank leer ist. Deswegen hat unser gemeinsames Training immer einen ganzheitlichen Ansatz, in dem beide Komponenten eine Rolle spielen. Dominic hat das wunderbar umgesetzt und zwar auf einem Niveau, wie man es nur ganz selten sieht. Das war auch der Grund, warum ich selbst bei 0:2-Satzrückstand nie den Glauben daran verloren habe, dass er dieses Finale gewinnen wird.

Jörg Zeyringer
Sportpsychologe und Autor
In der Motivationspsychologie wissen wir: Wenn du ein großes Ziel erreicht hast, für das du dich über einen längeren Zeitraum intensiv anstrengen musstest, erlebst du enorme Emotionen. Das kann im privaten Bereich der Abschluss eines Studiums sein, bei Dominic Thiem der Gewinn eines Grand-Slam-Turnieres. Und jede große Emotion, die man erlebt, ist auch ein Energiesauger. Es braucht Zeit, das Erlebte zu verarbeiten. Dafür sind Ruhe und etwas Distanz vonnöten. Dazu kommt, dass ein großes Ziel, auf das man lange fokussiert war, für das man sich immer wieder neu motiviert und gequält hat, plötzlich weg ist. Wenn dieser Grand-Slam-Sieg nicht Teil eines höheren Zielkonzeptes ist, braucht es ein neues Ziel, das eine Etage höher angesiedelt sein muss, damit es wieder funktioniert. Das könnte bei Dominic Thiem zum Beispiel sein, dass er die Nummer 1 werden will. Du kannst aber nicht am Sonntag ein Grand-Slam-Turnier gewinnen und am Montag ein neues Ziel definieren. Deswegen kamen die French Open – vom körperlichen Aspekt abgesehen – etwas zu früh für ihn. Wenn er es jetzt schafft, sich zu konsolidieren, neu aufzustellen und neue, inspirierende Ziele zu definieren, sehe ich ihn auch für zukünftige Höchstleistungen gerüstet.

Peter Moizi
Journalist und Wegbegleiter
Um zu verdeutlichen, wie Dominic mit dem Rummel um seine Person umgeht, kann ich folgende Geschichte erzählen. Während der Corona-Zeit saß er bei mir in Klosterneuburg im Garten und ich habe ihn gefragt, ob bei ihm daheim in Lichtenwörth manchmal fremde Menschen anläuten und um ein Selfie fragen. In der Sekunde, als er „Nein“ sagen wollte, klingelt es bei uns. Kinder haben mitbekommen, dass er bei uns ist, und wollten ein Bild mit ihm machen. Was macht Dominic? Nimmt sich Zeit für jeden, als ob es das Normalste der Welt ist. Das zeigt, was für ein lieber Bua er geblieben ist. Die Medienanfragen, die er bekommt, sind mittlerweile von der Gazzetta dello Sport, der L’Equipe oder der Washington Post, in diesen Sphären bewegt er sich. Und vor allem aus Südamerika, wo Nicolas Massu ein Volksheld ist. Deswegen hat Dominic in Chile hohe Beliebtheitswerte. Was auffällt: Wenn er seinen Grand-Slam-Titel wie nach den US Open feiert, tut er dies meist nur mit ganz engen Weggefährten, die er seit zehn oder 15 Jahren kennt. Weil ihm wichtig ist, seinen Erfolg mit den Leuten zu teilen, die schon mit ihm befreundet waren, als er weit davon entfernt war, ein großer Champion zu sein.

Magnus Brunner
Präsident des ÖTV
Dominic Thiem kann trotz der schwierigen Umstände mit der Corona-Pandemie auf eine phänomenale Saison zurückblicken: Viertelfinale Paris, Finale Australian Open. Und natürlich der Triumph bei den US Open in New York nach 0:2-Satzrückstand gegen Zverev, wo wir alle bis tief in die Nacht mitgefiebert haben. Durch diesen Titel hat Dominic einmal mehr gezeigt, dass er berechtigt seit mehr als vier Jahren ununterbrochen zu den Top-10 der Weltrangliste gehört. Mit dem ersten Grand-Slam-Titel hat Dominic österreichische Sportgeschichte geschrieben. Und ich bin sicher, dass noch mehrere folgen werden. Die Erfolge von Dominic haben in den letzten Jahren einen regelrechten Tennisboom hervorgerufen. Der Sport liegt wieder im Trend: Das sehen wir auch an dem großen Zulauf in den Vereinen, vor allem der Kids und Jugendlichen. Mit einem Vorbild wie Dominic Thiem steigen die Motivation und der Ansporn vor allem im Jugendleistungsbereich. Vor diesem Hintergrund und gestärkt durch den Rückenwind, wollen wir als ÖTV alle Kräfte im heimischen Tennissport bündeln und von den Besten lernen, um zu den Besten zu werden. Danke an Dominic Thiem und sein Team für die unfassbare Leistung, für die Vorbildwirkung bei den Kids und Jugendlichen.