Rucksäcke gibt es von groß bis klein, mit Features und Taschen überhäuft oder minimalistisch aufs Wesentliche reduziert. Worauf es beim Kauf wirklich ankommt.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Von Jausenbox bis Gipfelbier, von Wind- und Daunenjacke bis zu Wechselshirt und Erste-Hilfe-Paket. Draußen in der Natur und oben am Berg schleppt man so einiges mit sich herum – und je länger die Tour wird, desto länger wird oft auch die – in der Regel viel zu umfangreiche – Packliste. Egal ob kurze Vormittagsrunde, Tagestour oder mehrtägige Unternehmungen, ein Rucksack gehört zum Wandern einfach mit dazu. Wir haben uns bei Lukas Treffer, Marketingexperte bei Hersteller Tatonka, Tipps rund um das Thema Rucksack und Rucksackkauf geholt.
 

Volumen und Features
Rucksäcke gibt es in vielen Größen – sowohl was das Fassungsvermögen in Litern betrifft als auch in unterschiedlichen Rückenlängen, jeweils abgestimmt auf Statur und Körpergröße des Trägers. „Hier gilt es erst mal ganz grundsätzlich die passende Rucksackgröße für die Art der Unternehmung zu wählen“, zeigt Lukas Treffer den ersten Schritt am Weg zum passenden Bergbegleiter auf. Rucksäcke für die klassische Wanderung, die sogenannten „Daypacks“ sieht er um die 15 bis 25 Liter Volumen, sie sollten ein belüftetes Tragesystem und im besten Fall Wanderstockhalterung, Trinksystemvorbereitung und integrierte Regenhülle besitzen. Außentaschen (Deckelfach, Seitentaschen), so Treffer, sind praktisch für Trinkflasche, Handy und Co. Wer sich auf Hochtour begibt, der greift zu Tourenrucksäcken mit 35 bis 40 Litern Fassungsvermögen. Wichtig ist hier für bessere Lastkontrolle bei bewegungsintensiven Touren ein Modell mit Kontaktrücken. Als praktisch erachtet Treffer einen einfachen Frontzugriff ins Hauptfach, Halterungen für Helm, Seil, Pickel und Wanderstock gehören auf Hochtouren ebenfalls dazu. Eine ebenfalls wichtige Nutzergruppe sind Klettersteiggeher. Ihnen empfiehlt Treffer ebenfalls Modelle mit Kontaktrücken, da dieser beim Klettern für sicheren Sitz sorgt. Eine Karabinerfixierung, etwa am Schultergurt kann nützlich sein, ebenso eine Trinksystemvorbereitung.

Auf Mehrtagestouren kommt es darauf an, wie viele Tage man plant unterwegs zu sein und ob man in Hütten oder im Zelt nächtigt. Mit kleinem Gepäck auf sommerlichen Hüttentouren eignen sich große Wanderrucksäcke (um die 30 Liter). Mit etwas mehr Gepäck oder Schlafsack und Zelt darf es dann schon ein Touren-/Trekkingrucksack mit 40 Litern aufwärts sein. Und auf klassischen Trekkingtouren mit voller Ausrüstung greift man dann am besten auch zu entsprechenden Trekkingrucksäcken mit 50 Litern und mehr an Volumen, empfiehlt Treffer.

Richtiger Sitz von Touren-/Trekking­rucksäcken

Richtiges Anprobieren:
Zunächst werden alle Zugbänder geweitet. Dann wird der Rucksack mit realistischem Gewicht aufgesetzt. Der nächste Schritt ist das Schließen, richtige Positionieren und Festziehen des Hüftgurts. Die korrekte Ausführung entscheidet über das Funktionieren der Last­übertragung. Der Hüftgurt wird optimalerweise zentral über dem Beckenkamm positioniert. Kleine Abweichungen nach oben oder unten ergeben sich aus der individuellen Physiognomie. Der Hüftgurt muss fest angezogen werden. Anschließend werden die Schulterträger angezogen. Erst dies bringt die Last in eine trag- und kontrollierbare Position (wichtig: Schulterträger nicht zu fest anziehen, sie sollten nicht die Bewegungsfreiheit der Arme einschränken). Es folgt das Festziehen der über den Schultern positionierten Lastkontrollriemen. Man merkt eine zusätzliche Entlastung des Schultergürtels und eine höhere Kontrollierbarkeit der Last bei seitlichen Bewegungen. 

Faustregel zur Rückenlänge: Der Ansatzpunkt des Schulterträgers am Packsack sollte etwa auf der Höhe des siebten Halswirbels liegen. Der Ansatzpunkt des Lastkontrollriemens liegt optimal auf Höhe der Schlüsselbeine, der Riemen selbst sollte in einem Winkel zwischen 30 und 50 Grad nach hinten oben über die Schulter hinweg auf den Rucksack zulaufen.

Rückenlänge und Tragesystem
Bei der Wahl der korrekten Rückenlänge unterscheidet Lukas Treffer zwischen Wanderrucksäcken und Touren-/Trekkingrucksäcken. „Bei kleinen Wanderrucksäcken (um die 15 bis 25 Liter, Anm.) wird kein Belastungsgewicht erreicht, das es notwendig macht, einen Teil der Last von der Wirbelsäule weg in den Bereich der Hüfte einzuleiten. Die relativ geringe Größe der Rucksäcke bietet hierzu ohnehin nur eine eingeschränkte Möglichkeit – salopp gesagt, der Rucksack ist oftmals einfach zu kurz, um bis zur Hüfte zu reichen“, so der Rucksackexperte. Bei diesen Daypacks wird das Gewicht vor allem über die Schultergurte auf den Körper übertragen, der bei nahezu allen Modellen vorhandene, mal mehr, mal weniger gepolsterte „Hüftgurt“, welcher, wie Treffer weiter erklärt, durchaus eher im Bauchbereich landen kann, ohne dass der Rucksack gleich „falsch“ sitzt, fungiert meist eher als Stabilisator denn als Teil des lastübertragenden Systems. Dennoch rät das Team von Tatonka auch bei diesen Rucksäcken dazu, Bauch und Brustgurt stramm sitzend zu schließen, damit der Rucksack in Bewegung fest am Rücken sitzt.

Ein gänzlich anders Bild zeigt sich bei Touren- und Trekkingrucksäcken. Hier, so Lukas Treffer, muss ob des höheren Tragegewichts der Hauptteil der Last durch das Tragesystem von den Schultern auf das Becken umgeleitet werden, um die Wirbelsäule zu entlasten. Der Schlüssel dazu: Der Hüftgurt als zentrales Element der Lastübertragung muss mittig auf der Hüfte positioniert werden. Im Fachhandel wird man hier bestens in Sachen Passgenauigkeit beraten, kann man unterschiedliche Rückenlängen probieren und werden die Rucksäcke ideal an die eigene Anatomie angepasst.
 
Spezialisten unter den Shops erkennt man auch daran, dass dort Sandsäcke und ähnliche Gewichte angeboten werden, mit denen man den Rucksack im Geschäft mit realen Lasten Probe tragen kann. Einmal vom Profi auf die eigene Rückenlänge eingestellt, muss der Rucksack dann nicht mehr verändert werden.