Langlaufen boomt eigentlich schon immer. Das scheinbar mühelose Gleiten durch verschneite Winterlandschaften hält fit, öffnet sich einer breiten Zielgruppe, bringt Spaß und schont – im Vergleich zum Alpinskifahren – die Brieftasche.
Mal geht es um jede Zehntelsekunde, mal um Fitness und sportliche Herausforderung, mal um den puren Genuss draußen in der Natur. „Im Winter steht Langlaufen auf der Hitliste der Ausdauersportarten ganz oben. Sich auf den schmalen Brettern durch die Natur zu bewegen, tut gut – dem Körper und auch dem Geist“, weiß Lukas Meingast von Hersteller Fischer. Durch die Beanspruchung großer Muskelgruppen wird der Körper fit gehalten und das Herz-Kreislauf-System trainiert. Rund 90 Prozent der Muskelmasse kommen dabei in sanfter, gelenkschonender Bewegung zum Einsatz, das Herz-Kreislauf-System wird je nach Belastung ausgiebig auf Touren gebracht. Da schmelzen dann auch schon mal über 500 Kalorien pro Stunde dahin.
Classic trifft Skater
Der erlesene Kreis jener irren Ausdauerathleten, die über große, flache Distanzen einzig und allein im Doppelstockschub unterwegs sind, einmal außen vor, haben sich im Langlaufsport zwei unterschiedliche Laufstile herausgebildet.
Die ursprüngliche Lauftechnik war und ist die Classictechnik, hilft Lukas Meingast in der Unterscheidung zwischen den beiden Techniken. Dabei, so erklärt er weiter, gilt der Diagonalschritt als wichtigste Schrittform. Der Vortrieb wird dabei durch eine diagonale Arm-Bein-Arbeit erreicht, die Ski führt man parallel in einer eigens dafür präparierten Spur. Voraussetzung für den Beinabdruck und damit das Vorankommen ist das Zustandekommen einer Haftreibung zwischen Ski und Schneekristallen, welche entweder durch ein Steigwachs oder mechanische Steighilfen wie Schuppen oder Felleinsätze am Belag im Bereich unter der Bindung zustande kommt.
Hinsichtlich der Zielgruppe ortet Thomas Markhof von Rossignol dabei in der Classictechnik die größere Bandbreite. Im klassischen Stil finden sich ihm zufolge sämtliche Zielgruppen, vom Skiwanderer bis zum Profiläufer. Auch Läufer mit geringerer Ausdauerkapazität fühlen sich grundsätzlich im klassischen Stil wohler, da die Intensität hier – ähnlich dem Laufen, Traben und Walken – einfach leichter zu dosieren ist.
Lukas Meingast untermauert dies mit klaren Fakten. Rennläufer, um am oberen Ende der „Anstrengungsskala“ zu beginnen, erzeugen ihren Vortrieb beim Wechsel von einem Ski auf den anderen mit einem dynamischen Abstoß, dem sogenannten Kick, was auch ein einbeiniges Gleiten erfordert. Auch die Stockarbeit trägt hier wesentlich zum Vorwärtskommen bei. Das Verhältnis von Bein- zu Armarbeit liegt bei etwa 60 zu 40. „Fitnessläufer“ sind körperlich gut in Verfassung, aufgrund technischer Mängel respektive fehlenden Gleichgewichts gelingt das einbeinige Gleiten eingeschränkt oder kürzer, die Beine werden durch leichte Stockarbeit im Verhältnis 80 zu 20 unterstützt.
Skiwanderer am „gemütlichen“ Ende der Skala machen im Grunde einen Spaziergang oder eine Wanderung auf Langlaufskiern. Dabei kommt es kaum zum einbeinigen Gleiten, die Stöcke dienen vorrangig zum Halten der Balance. Das Verhältnis zwischen Bein- und Armarbeit liegt hier laut Einschätzung von Hersteller Fischer bei nur 95 zu 5. Die Classictechnik ist insgesamt um einiges leichter zu erlernen als Skating. Allerdings, so Thomas Markhof, ist es auch um einiges schwieriger die Technik zu verfeinern und auf Wettkampfniveau zu bringen.
Beim Skating erfolgt der Beinabstoß hingegen von der Innenkante des aufgekanteten Abstoßskis, so Meingast. Die Ski werden im nach vorne offen spitzen Winkel geführt, ähnlich der Bewegung beim Eislaufen oder Inlineskaten. In der Arm-Bein-Koordination gibt es verschiedene, von Geschwindigkeit und Steigung abhängige Technikvariationen. Seitens der Loipe ist eine flach gewalzte Spur notwendig. Was die körperlichen Fähigkeiten betrifft, muss der Läufer beim Skating annähernd in der Lage sein, einbeinig zu gleiten. Thomas Markhof sieht die Skatingtechnik daher zwar grundsätzlich für jede Zielgruppe geeignet, solange die körperlichen Voraussetzungen dazu mitgebracht werden. Skating ist, gerade auch am Beginn, deutlich anstrengender und technisch anspruchsvoller als die Classictechnik.
Materialentscheidung
Unterschiedliche Techniken erfordern spezifisches Material. Entsprechend gibt es zwischen den beiden Laufstilen auch Unterschiede bei Ski und Stock, aber auch beim Schuh. Die wichtigsten Parameter beim Classicski, so Thomas Markhof sind Gewicht und Körpergröße des Läufers, wobei das Gewicht der wichtigere Faktor ist. „Ist der Ski nicht auf das Gewicht abgestimmt, kann er entweder zu wenig Grip auf der Steigzone aufbringen (ein zu steifer Ski rutscht durch) oder die Steigfläche bremst (zu weicher Ski). Günstigere Einsteigermodelle weisen grundsätzlich eine bessere Steigfähigkeit auf Kosten der Gleitfähigkeit auf, je hochwertiger das Modell, umso sauberer/kraftvoller sollte die Lauftechnik sein, umso besser gleitet der Ski.“
Ski mit Fell in der Steigzone, so Thomas Markhofs Einschätzung, hätten sich mittlerweile als massentauglich etabliert. Schuppen kommen eher im Cruising-Bereich, also beim Skiwandern zum Einsatz, Wachsski ob der hohen Komplexität eher nur im Rennsport.
Skatingski werden auch nach Größe und Gewicht gewählt, wobei hier das Gewicht weniger Einfluss hat. Anfänger sollten den Ski nicht zu lang wählen. Ein kürzerer Ski verfügt über ein besseres Handling und dreht leichter, längere Ski verfügen über eine bessere Führung. Ein Ski mit zu viel Spannung, so Lukas Meingast, „gräbt“, sprich, die Schaufel bzw. das Skiende versinken im weichen Schnee und bremsen. Ein Ski mit zu viel Spannung verliert an Dynamik und beginnt zu „schwimmen“, verliert insbesondere bei harten Verhältnissen an Führung.
Bei der Stocklänge gilt für Classic die Empfehlung: Körpergröße in cm x 0,85, für Skating fallen die Stöcke deutlich länger, irgendwo zwischen Kinn- und Nasenhöhe aus. Und auch Schuhe und Bindung müssen zum Stil passen. Egal, wofür man sich aber auch entscheidet: Kompetent beraten und professionell erlernt machen beide Techniken mächtig Laune.