„Unglaublich! Überall gibt es Handynetz, nur hier nicht.“ „Wieso funktioniert die Karten-App plötzlich nicht mehr?“ Zwei der typischen Probleme, wenn man erwartet, überall in den Bergen via Smartphone kommunizieren und navigieren zu können. Was tun, um auch ohne Netz sicher unterwegs zu sein?
In weiten Teilen der alpinen Bergwelt gibt es kein Handynetz. Gar keines. Und dann funktioniert alles am Smartphone, wofür Netzverbindung benötigt wird, nicht mehr. Beispielsweise telefonieren, SMS oder E-Mail senden bzw. empfangen, aber auch Karten-Apps. Ist man nicht erreichbar, kann ein kleines Problem schnell groß werden. Zwar gibt es für die Netzlosigkeit Lösungen. Alleine, um sie muss man sich kümmern und sie nutzen lernen, bevor es hinaus zum nächsten Outdoor-Abenteuer geht.
Karten-Apps auch offline
Gute Karten-Apps gibt es zahlreiche. Für sie gilt: Viele lassen sich nur mit Internetverbindung starten und wenn man die Karten nur online nutzt, geht offline gar nichts mehr. Zwar bieten alle Apps Downloadmöglichkeiten an, allerdings meist nur im Rahmen von Bezahlversionen. Hat man die Karte für die Region, in der man unterwegs ist, aufs Smartphone geladen und die App im Netz gestartet, sieht man – dank GPS – immer, wo man sich befindet. Das ist sehr hilfreich und löst nahezu alle Navigations- oder Orientierungsprobleme. Im Test sehr bewährt haben sich: Bergfex Touren (praktisch, einfach, intuitiv, solide Karten), Naturfreunde Tourenportal (neu, sehr umfangreich, in der Pro+ Version enorme Kartenauswahl), Kompass Karten (sehr gute Kartografie, alle wichtigen Funktionen) und Ortovox Bergtouren (gut, klug, durchdacht – etwa die schnell verfügbare Notruffunktion). Keine Lösung bieten all die Apps, wenn man Kontakt zur Außenwelt aufnehmen will. Zwar funktioniert GPS auch via Satellit, es dient der Positionsbestimmung, bietet aber keine Kommunikationsmöglichkeit.
SMS & E-Mail per Satellit
Satellitennetzwerke sind notwendig um überall, auch in den entlegendsten, handynetzfreien Flecken der Welt Textnachrichten als SMS oder E-Mail versenden zu können. Konkret das Satellitennetzwerk Iridium. 66 um die Erde kreisende Satelliten garantieren weltweite Abdeckung. Da alle Geräte mit einer eigenen App arbeiten, ist die Grundfunktionalität des Schreibens, Sendens und Empfangens nahezu gleich wie beim klassischen SMS- oder E-Mail-Einsatz. Nur im Satellitennetz dauert der Versand bzw. Empfang deutlich länger (im Test bis zu zehn Minuten), als man es vom klassischen SMS gewohnt ist. Zwingend notwendig ist die freie Sicht zum Himmel. In Innenräumen oder auch nur unter dem Dach einer Terrasse funktioniert das System nicht. Zwei Firmen bieten im Test bewährte Möglichkeiten:
A*Live von ProteGear ist ein feines Gerät. Es nutzt für all seine Funktionen Handynetz, solange eines verfügbar ist. Steht kein Netz mehr zur Verfügung, wird automatisch auf Satellit umgeschaltet. A*Live ist mehr als ein Kommunikationstool. Es ist auch Crashsender mit einstellbarem, automatischem Rettungsauslöser und es kann fürs Tracking genützt werden. Noch ein Vorteil: ProteGear ist eine deutsche Firma.
InReach von Garmin steht im Kern für das Versenden und Empfangen von Textnachrichten via Satellit. Das funktioniert gut und verlässlich. Zur Wahl stehen das InReach Mini (nur Kommunikation) und das 66i als vollwertiges GPS-Gerät inklusive Kommunikation.
Telefonie via Umlaufbahn
Eine Stufe über dem Versenden von Textnachrichten via Satellit steht Satellitentelefonie. Nahezu wie vom Handy gewohnt, kann man mit entsprechenden Geräten telefonieren. Sie sehen aus wie Handys der Vor-Smartphonezeit, nur haben sie übergroße Antennen. Auch die Funktionalität und Bedienung erinnert an ein altes Handy. Natürlich ist auch das Versenden (tippen via Nummerntastatur) und Empfangen von Textnachrichten möglich. Alternativ zu Satellitentelefonen gibt es auch Geräte, die als Satellitenerweiterungen des eigenen Smartphones dienen. Unabdingbar ist bei allen Modellen eine direkte Verbindung zum Himmel und damit der Kontakt zu einem der Satelliten des Netzanbieters. Dieser direkte Sichtkontakt zu „seinem“ Satelliten ist Voraussetzung, ob eine Verbindung zustande kommt oder nicht. Die Netzwerke der drei Anbieter – Iridium, Inmarsat und Thuraya – bieten unterschiedliche Weltabdeckung. Wichtig für die Netz- und die Geräteauswahl ist, den konkreten eigenen Bedarf genau abzustecken. Da die Satellitentelefonie viel komplexer ist als die klassische Telefonie, ist es sehr ratsam, sich an einen der wenigen erfahrenen Anbieter, etwa Expeditionstechnik in München, zu wenden.
„Ohne Netz“-Apps & Kommunikationslösungen
Apps via GPS
Zur Navigation gibt es zahlreiche Lösungen auf Basis von Smartphone-Apps, die gut und leistungsfähig sind. Wichtig ist, um auch abseits der Handynetze auf die App zurückgreifen zu können, 1. die benötigten Karten für Offline-Einsatz zu speichern und 2. die App zu starten, solange man im Netz ist, weil es sein kann, dass sie zum Hochfahren Netzverbindung braucht.
Bergfex Touren
Sehr gut, verlässlich und solide. Im Langzeittest sehr bewährt. Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis aller Bezahl-Apps. € 6,99 p.a.
www.bergfex.at
Naturfreunde Tourenportal
Sehr gute, umfassende App mit vielen Spezialkarten. Top für alle, die es genau wissen wollen.
Ab € 29,99 p.a.
www.tourenportal.at
Kompass Karten
Gute App mit hervorragender Kartografie der Kompass-Kartenspezialisten.
€ 19,99 p.a.
www.kompass.de
Ortovox Bergtouren
Sehr gute Lösung inklusive Offline-Kartenspeichermöglichkeit. Kostenlos.
www.ortovox.com
SMS & E-Mail
Einzig per Satellit lassen sich in netzlosen Regionen Textnachrichten versenden und empfangen, sofern man dabei freien Kontakt zum Himmel hat.
A*Live von ProteGear
Neue, vielversprechende Lösung. Handliches Gerät, das auch automatisch Notfallalarmierungen übernehmen kann und Trackingfunktionen bietet. Kommunikation via Smartphone-App. Der große Vorteil: nutzt Handynetz und wechselt erst automatisch zum Satellit, wenn notwendig. Gerät: € 498,–; pro Jahr ab € 99,–. Kann auch gemietet werden: € 79,– pro Monat.
www.protegear.de
Garmin inReach
Garmin bietet Geräte mit inReach-Funktion, die immer via Satellit Nachrichten versenden und empfangen. InReach verursacht zusätzlich zum Gerät Kosten von ab € 19,99 pro Monat.
Garmin inReach Mini
Kleines Gerät für Kommunikation mittels Satelliten-Textnachrichten. € 349,99
Garmin 66i – hervorragendes GPS-Gerät mit enorm vielen Funktionen und inReach. € 599,99
www.garmin.com
Telefonie
Sprachkontakt ist einzig via Satellitentelefonie möglich. Drei Netze mit unterschiedlicher Reichweite und deutlich anderen Kosten – Iridium, Inmarsat, Thuraya – stehen zur Wahl. Geräte € 559,– bis € 1339,–. Kosten je Minute Telefonat € 1,– bis € 2,-- . Neben dem Kauf werden Satellitentelefone auch zur Miete angeboten. Geräte pro Tag € 4,50 bis € 5,50.
www.expeditionstechnik.de und www.satfon.de