Auch ohne Rekorde an Pistenkilometern und Liften können Skigebiete riesiges Vergnügen bereiten – nicht nur Familien. In manchem sind sie den Großen gar überlegen.

Christof Domenig
Christof Domenig


Es gibt viele Gründe dafür, weshalb manchen ein kleineres Skigebiet sogar lieber ist. Zu den wesentlichen gehören aber bestimmt die familiäre Atmosphäre und persönliche Gästebetreuung unserer Mitarbeiter – von der Kassa angefangen über den Lift bis hin zum Pistendienst“, sagt Carina Mitteregger von den Bergbahnen Werfenweng in Salzburg über das dortige Skigebiet mit 29 Pistenkilometern. Ähnlich sieht es Katrin Eisendle vom Skigebiet Rosskopf (20 km Pisten) im Südtiroler Sterzing: „Kleine Skiberge sind meist familiär aufgebaut und vermitteln das Gefühl von Zusammenhalt. Ob Kassamitarbeiter, Liftwart, Skilehrer oder Hüttenwirtin – am Berg kennt man sich. Diese Emotion spürt man als Gast sofort.“

Kleinere Skigebiete stünden aber auch oft für „kurze Wartezeiten, keine Massen und vor allem freie Fahrt auf den Pisten“, ergänzt die Sterzingerin. Erwin Petz, Geschäftsführer der Riesneralm in der Steiermark, sieht „seinen“ Skiberg mit 32 Pistenkilometern nicht als klein an; der Berg selber sei gleich groß wie große Resorts, wo mehrere Berge verbunden sind: „Wir haben 900 m Höhenunterschied, vier Talabfahrten, mehr als viele Große, dazu 32 ehrliche Pistenkilometer. Das einzige Manko ist, dass du im Marketing nicht von 200 Pistenkilometern und 100 Liften erzählen kannst. Für jeden unserer drei Lifte haben wir dafür drei bis vier Pisten mit jeder Menge Platz.“ Das ergebe in Summe mehr Raum zum und damit mehr Freude beim Skifahren, betont Petz, der weiß: „Der Gast, der einmal da war, der ist begeistert.“

Nicht nur Familien als Zielgruppe
Auch für sportliche Skifahrer kann also ein kleineres Skigebiet eine sehr gute Wahl sein. Familien, Einsteiger und Wiedereinsteiger sowie Tagesgäste werden oft als typische Zielgruppen kleinerer Skiberge genannt. „Unser Werfenwenger Skigebiet ist auf Familien, Kinder und Senioren fokussiert“, sagt Carina Mitteregger, „nichtsdestotrotz kommen auf unseren perfekt präparierten Pisten, vor allem auf der sechs Kilometer langen, teils schwarzen Panoramaabfahrt am Steilhang auch sehr fortgeschrittene Sportler auf ihre Kosten.“ Durch die gute Erreichbarkeit, die Präparierung und die breiten Pisten trainieren auch Profis und Skiklubs gern in Werfenweng. Ähnlich breit, bis hin zum Profi, sieht man sich in Sterzing aufgestellt.

Die steirische Riesner­alm bietet am Fuß des Berges eine einzigartige Kinderskischaukel, wo in der Hauptsaison 40 Skilehrer den Nachwuchs, der das Skifahren erlernt, betreuen. Geschäftsführer Petz will das Wort „Kinderskigebiet“ aber vermeiden: „Weil dieses Wort meist so wahrgenommen wird, dass es für Kinder super ist, aber die Eltern sich fadisieren. Das Gegenteil ist der Fall: Auch die Eltern finden hier ein Top-Skigebiet, Tourengebiet und Freeridegebiet. Eine Rinne neben der anderen, wo ich im Ort raus und mit dem Lift wieder rauf komme.“

Aber natürlich stimmt auch, dass gerade Eltern mit Kindern die Übersichtlichkeit eines kleineren Skiresorts schätzen. Kindern sind beeindruckende Pistenkilometer-Zahlen in der Regel herzlich egal, etwas größere Kids kann man auch allein fahren lassen, weil ein Verfahren und falsches Abbiegen nicht möglich ist. Kleinere Skigebiete haben zudem auch die Chance, sich auf eine Zielgruppe zu spezialisieren: „Will man sich weiterentwickeln, ist es sogar sehr wichtig, seinen Gast, den man begrüßen will, genauestens zu kennen, dessen Bedürfnisse wahrzunehmen und sein Angebot danach auszurichten“, weiß Mitteregger. Die jeweils angepeilte Zielgruppe profitiert wiederum davon.

Sanft und entschleunigt
Im Winterurlaub gibt es eine größer werdende Gästeschicht, die nicht jeden Tag Ski fahren gehen will und statt Höhenmetersammeln alternative, sanfte, entspannende Bewegungsformen in der Natur bevorzugt. Gerade dieser Zielgruppe liegen die Natur und der Erhalt derselben oft sehr am Herzen. Auch hier können Regionen mit kleineren Skibergen punkten. „Weniger ist mehr“, bringt Katrin Eisendle dieses Gefühl, dass der Rosskopf über der Stadt Sterzing vermittelt, auf den Punkt, „kleine Skiberge eignen sich besonders zum Genießen und Entspannen und um dem Stress zu entkommen.“ Der Ort Werfenweng ist bekannt für entschleunigten, sanften Tourismus – Mitteregger: „Viele unserer Gäste sind nicht nur Skifahrer, sondern probieren auch alternative Sportarten wie Langlaufen, Schneeschuh- oder Winterwandern aus.“

Ganz vorne ist die Riesneralm, was die ökologische Beschneiung angeht: „Wir haben zwei E-Werke mit Wasserkraft, eines davon ein reines Beschneiungs-E-Werk“, erklärt Petz, „damit erzeugen wir fast dreimal so viel Strom, wie wir inklusive Hotellerie und Gastronomie brauchen.“ In Zahlen: 6,2 Mio. Kilowattstunden aus Wasserkraft stehen 2,2 Mio. Kilowattstunden Verbrauch gegenüber. Auch ein Beschneiungsteich war nicht nötig, das Wasser kommt aus dem Donnersbach. Delegationen aus den umliegenden Alpenländern wie auch aus dem Westen Österreichs hätten sich die Technologie schon angeschaut „und uns gratuliert, wie wegweisend wir das als mittleres Unternehmen das umgesetzt haben.“

Nicht zuletzt zählt natürlich auch das Preisargument. „Man bekommt als Skigebiet die Rückmeldung, dass die Preisgestaltung in den großen Gebieten für viele schlicht nicht mehr leistbar ist – vor allem für Familien“, sagt Carina Mitteregger fürs Werfenwenger Skigebiet. „Mit unseren vergleichsweise günstigen Tarifen und Spezialangeboten für Familien oder Senioren punkten wir derzeit wieder sehr.“

„20 Euro Preisunterschied bei der Tageskarte“, spricht Petz nicht nur für seine Riesneralm, sondern für viele kleinere Skigebiete, „sind relevant für unsere Gäste. Wir haben nicht jene, die zum Champagner greifen, sondern den Mittelstand. Um diese 20 ersparten Euro kann ich schon gut essen gehen.“

Katrin Eisendle

Skigebiet Rosskopf Sterzing ­(Südtirol).

Web: www.rosskopf.com

Carina Mitteregger

Bergbahnen Werfenweng (Salzburg).

Web: www.bergbahnen-werfenweng.com

Erwin Petz

Riesneralm Bergbahnen (Steiermark).

Web: www.riesneralm.at