Am „Tag des Sports“ wurden Österreichs Sporthelden von den Massen gefeiert. Aber das Karriereende kann selbst Spitzensportler ins Straucheln bringen. Bei vielen mangelt es an Berufspraxis, da sie sich voll auf den Sport konzentrierten. Langsam aber wächst das Bewusstsein, dass man mit einer dualen Karriere vorsorgen sollte. Der Verein „KADA“ hilft dabei.
Von Sonja Burger
Zweimal Gold bei der Skisprung-Junioren-WM, Bronze beim Weltcup 2010: Die frühen Erfolge des 24-jährigen Ex-Skispringers Florian Schabereiter versprachen einst eine Topkarriere. Jetzt könnte er eine andere Trophäe in Händen halten, nämlich den Bachelor in Sport- und Bewegungswissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz. Einen ersten akademischen Grad, den sich der junge Steirer hart erkämpfen und viel leisten musste, um Studium und Spitzensport unter einen Hut zu bringen.
Seine Karriere als aktiver Sportler musste Florian zwar wegen einer Erkrankung schon mit 20 Jahren beenden, fand jedoch als Co-Trainer des österreichischen Damen-Skisprung-Nationalteams eine neue Aufgabe – der dichte Terminplan mit Trainings, Wettkämpfen und Auslandsaufenthalten blieb ihm also auch nach der aktiven Karriere erhalten. Nur als künftiger Student hat sich Florian sicher nicht gesehen. Zu sehr war sein Leben auf den Hochleistungssport ausgerichtet gewesen. Sein Potenzial jenseits des Sports erkannte der einstige Leistungssportler erst in Gesprächen mit Franz Xaver Wendler, systemischer Coach und Laufbahnberater beim Verein „KADA – Sport mit Perspektive“, der ihn bei seiner Entscheidung für eine duale Karriere unterstützte. „Nach dem Karriereende wusste ich weder, was ich mit meiner Zukunft anfangen soll, noch wohin ich eigentlich will“, erzählt Schabereiter. Auf Eigeninitiative hätte er sicher nicht zu studieren begonnen – Anwesenheitspflichten und Prüfungstermine waren eine große Hürde.
„Aber durch die Kontakte und Gespräche mit KADA wurde mir erst bewusst, was in mir steckt.“ Das Spezialprogramm „Studium Leistung Sport (SLS)“ von KADA öffnet Florian Schabereiter die Türen zu neuen Chancen. Gerade zur rechten Zeit, denn wie wichtig eine höhere Ausbildung ist, hat er früh erfahren: „Selbst als Spitzensportler im A-Kader mit Matura vom Skigymnasium Stams, aber ohne Berufspraxis und ohne einschlägige Ausbildung, hat man am Arbeitsmarkt heutzutage schlechte Karten.“
RECHTZEITIG AUFFANGEN
Mit diesem Problem steht Florian Schabereiter nicht allein da. Die auf das Karriereende oft folgende Orientierungslosigkeit und die Probleme beim Berufseinstieg kennt Roswitha Stadlober, Ex-Slalomweltmeisterin und seit 2010 Geschäftsführerin von KADA, von vielen Sportlern. „Um ihnen die berufliche Integration zu erleichtern, wurde im Jahr 2006 KADA initiiert. Die Aktivitäten des Vereins werden vom Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport gemeinsam mit dem AMS finanziert.“ Was bei der Vereinsgründung als bloße Unterstützung nach dem Karriereende begann, wurde in den Jahren schrittweise ergänzt. „Die berufliche Integration ist neben der Laufbahnberatung und der Prävention heute eine von drei Säulen“, sagt Roswitha Steiner. „Wo sie der Schuh drückt, erfahre ich häufig in direkten Gesprächen mit den Spitzensportlern.“ Dabei kristallisieren sich Bedürfnisse heraus, die dann mitunter auch in neuen Programmen münden. Derzeit betreut KADA 470 heimische Spitzensportler aus den verschiedensten Sportarten, laut Stadlober „um 61 Prozent mehr als im Jahr 2013“.
GETEILTE ANSICHTEN
Die Laufbahnberatung ist die wichtigste Säule von KADA. Deren Zielgruppe sind aktive Hochleistungssportler, die den Qualifizierungsrichtlinien entsprechen. Wie Schabereiter, der im ersten Jahr bei KADA noch aktiver Skispringer im A-Kader war. Von KADA erfuhr er während seiner Schulzeit am Skigymnasium Stams. Auf seine Entscheidung, eine duale Karriere einzuschlagen und neben dem Sport zu studieren, reagierten manche Sportkollegen skeptisch: „Viele sind froh, wenn sie sich nach der Doppelbelastung von Schule und Leistungssport ganz auf den Sport konzentrieren können“, resümiert der heutige Co-Trainer. Vier Jahre später sehen das nicht nur seine Ex-Kollegen, sondern auch er selbst völlig anders. „Ausbildung ist nicht mehr zweitrangig, sondern gleich wichtig wie der Sport selbst. Denn sie ist der Schlüssel, um nach Ende der Sportlerkarriere den Einstieg ins Berufsleben zu schaffen.“ Gerade, wenn man sich keinen großen Namen machen konnte.
VIELE UNIS AN BORD
Im Alltag von Spitzensportlern ist leider oft wenig Platz für anderes. Mit der „Berufsreifeprüfung im Leistungssport“ oder mit SLS hat KADA Angebote geschaffen, die diesen Spagat möglich machen. Dazu kooperiert der Verein mit einigen heimischen Universitäten, neuerdings auch mit der Johannes Kepler Universität in Linz.
Wobei seitens der Universitäten und Lehrenden bei studierenden Sportlern mehr Flexibilität, speziell bei Prüfungen, erforderlich ist. An der JKU Linz, wo es mit dem „Studium Leistung Sport“ jetzt im Wintersemester losgeht, wurden die Lehrenden bereits informiert. „Die Studierenden suchen bei Überschneidungen mit Wettkämpfen oder Trainingsphasen mit den Lehrenden gemeinsam nach individuellen Lösungen“, sagt Johann Bacher, Dekan der SOWI-Fakultät. Sollte es trotzdem Probleme geben, werde er vermitteln.
Dieses Engagement rührt auch daher, dass Spitzensportler durchaus ein Aushängeschild für Universitäten sind. An der JKU Linz hat Josef Reif, Leiter des Zentrums für Fernstudien, das mit der Fern-Universität in Hagen kooperiert, bereits Erfahrung mit Spitzensportlern: „Deren Leistungsbereitschaft wirkt sich in der Regel auch aufs Studium aus. Besonders, was die Zielund Abschlussorientierung betrifft.“
DIE ZUKUNFT IM BLICK
Neben dem Studium gibt es auch die Möglichkeit, mit KADA die Berufsreifeprüfung im Leistungssport mit dem Fachbereich Sportmanagement zu absolvieren. Dieses Angebot, womit die Lücke zur Hochschule geschlossen wird, nutzen derzeit 42 Athleten, darunter die Olympiasiegerin und Ex-Skirennläuferin Andrea Fischbacher.
KADA-Geschäftsführerin Roswitha Stadlober jedenfalls weiß: „Das preisgekrönte Konzept von KADA stößt auch in anderen Ländern auf großes Interesse. Speziell die Integration ins Berufsleben ist einzigartig. Die Kooperationspartner außerhalb Österreichs werden daher immer mehr. Spitzensportlern mit KADA-Card könnten künftig noch mehr Türen im Ausland offen stehen.“
Darüber hinaus zeichnet sich ein neuer Schwerpunkt ab: Exit-Management oder „Wie beendet man die Sportkarriere richtig“? Was den Athleten bleibt, ist der persönliche Einsatz – ob beim Berufseinstieg, für die Berufsreifeprüfung oder als Student. Auf der Habenseite steht ein Abschluss, den einem weder Unfälle noch Krankheit oder sonstige Schicksalsschläge nehmen können. Denn nicht jeder hat so viel Glück wie der Ex-Skispringer Florian Schabereiter, der als Trainer dem Sport erhalten bleibt.
Das ist KADA Sport mit Perspektive | Am Anfang stand ein Arbeitsmarktprojekt zur beruflichen Integration von Spitzensportlern. 2010 wurde der Verein „KADA-Sport mit Perspektive“ gegründet. Berufliche Integration, Prävention und Laufbahnberatung sind die drei Säulen. Der Verein richtet sich bei der Prävention an Leistungs-, und bei Beratung und beruflicher Integration an Hochleistungssportler. Geschäftsführerin ist die ehemalige Slalom-Weltmeisterin Roswitha Stadlober.
Tel: 0662/25 41 69 |
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