Film ab! Österreichische Skiberge werden als Drehorte für Hollywood-­Blockbuster immer beliebter. Von James Bond bis zurück zu den Beatles – wo sich Wintersportler auf die Spuren der berühmtesten Werbeträger für unsere Skipisten begeben können.

Von Wolfgang Kuhn


Touristen wie James Bond kann sich Österreich nur wünschen: Er kommt einfach immer wieder. Im Dienste ihrer Majestät macht der Agent allerdings selten Urlaub in der Alpenrepublik, meistens liefert er sich mit üblen Burschen Verfolgungsjagden, deckt Verschwörungen auf oder es gibt sonst wieder irgendwo Ärger.

Immerhin: Als Stammgast hat Bond über die Jahre jede Menge Geld in Österreich gelassen – dank treuer Fans, die 007 rund um den Erdball verfolgen. „Allein für Tirol hat der Dreh des letzten Bond-Films ‚Spectre' einen geschätzten Werbewert von 100 Millionen Euro", meinte damals Tirols oberster Werber Josef Margreiter. Und Mr. Bond ist schließlich nicht der einzige Filmheld, der gerne in Österreich Station macht – wie ein Rückblick in die Geschichte zeigt.

HITCHCOCK UND DER SCHNEE
Die Schwäche Hollywoods für das winterliche Österreich begann im Prinzip bereits 1926, als Meisterregisseur Alfred Hitchcock im Ötztal seinen Stummfilm „The Mountain Eagle" drehte. „Zum Drehort brauchten wir immer sieben Stunden, weil Autofahren auf dieser Straße nicht erlaubt war. Wir nahmen also einen Pferdewagen. Meine Frau, damals als Cutterin tätig, saß auf der Kamera", erinnerte sich die Regielegende später. Der im Film auftauchende Schnee störte Hitchcock übrigens maßlos, weswegen er ihn mit einem Aggregat auch weitgehend wegschmolz.

1931 entstand am Arlberg ein weiterer Klassiker: „Der weiße Rausch" mit dem österreichischen Skipionier Hannes Schneider in der Titelrolle war der erste Skifilm mit Ton. Die damals revolutionären Choreografien, Filmtechniken, Sprünge und die rasanten Abfahrten wirken bis heute nach: Der Arlberg zählt nicht zuletzt aufgrund solcher Filme zu den legendärsten Skigebieten der Welt und gegen Ende jeder Saison wird der „Weiße Rausch" heute als spektakuläres Massenstart-Rennen von der Valluga bis hinunter ins Tal gefahren.

DIE DOPPELTEN BEATLES

Im März 1965 suchten dann die berühmtesten Pilzköpfe der Welt die heimischen Skipisten auf: Die Beatles drehten ihren zweiten Kinofilm „Help!" in Obertauern. Es gab nur ein Problem: Keiner der Fab Four konnte Ski fahren und nur einer von ihnen (John Lennon) hatte es überhaupt schon mal probiert. Für die wilden Verfolgungsjagden auf den Pisten mussten Doubles her, die in den heimischen Skilehrern Herbert Lürzer, Hans Pretschner, Franz Bogens­perger und Gerhard Krings gefunden wurden. Und so lernten die Liverpooler Weltstars zu Beginn der Dreharbeiten die „doppelten" Beatles am Kirchbühellift kennen. „Die Einheimischen haben sie für Mädchen gehalten", erinnert sich Lürzer, dem heute das Hotel Edelweiß gehört, in dem die Beatles damals übernachteten.

Die Stunts, die das Drehbuch für die Musiker vorsah, sprangen die vier Österreicher ohne Probleme. Die Handlung des Films blieb den Mitwirkenden am Set aber verborgen – und so geht es bis heute vielen: „Keiner weiß doch wirklich, worum es da genau ging", sagt McCartney-Double Lürzer heute. Er hat sich den Film erst Jahre später angesehen. Im Hotel Marietta im Zentrum von Obertauern spielte die Band gegen Ende der Dreharbeiten übrigens ihr erstes und letztes Konzert in Österreich. Eine restlos geleerte Hotelbar, ein paar gerissene Klaviersaiten und ein geplatztes Schlagzeugfell waren die Bilanz einer legendären Nacht.

DIESEL AUF DEM SNOWBOARD
Wild unterwegs war auch Muskelstar Vin Diesel, als er 2002 im Tiroler Kaunertal Teile seines Actionkrachers „xXx – Triple X" drehte. Unterlegt von Hatebreeds Knochenbrecher „I Will Be Heard" brettert Film-Extremsportler Xander Cage auf einem Snowboard durch die schroffe Gletscherwelt, um schließlich eine Lawine auszulösen, die praktischerweise die Kommunikationszentrale der bösen Russen ausschaltet. Die fünfminütige Sequenz ist das spektakuläre Herzstück des Films. Obwohl Diesel zuvor noch nie auf dem Snowboard gestanden war, drehte er trotzdem einige Szenen selbst – die wirklich gefährlichen Stunts überließ er jedoch dem Tiroler Freeride-Star Florian Orley.

Etwas gemächlicher ging es naturgemäß bei den Dreharbeiten zu „Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns" 2004 in Lech am Arlberg zur Sache. Auch wenn laut Drehbuch „Skihaserl" Renee Zellweger für einige Turbulenzen sorgte, unter anderem vom Sessellift fiel und in voller Skiausrüstung direkt in ein Geschäft mitten im Dorf kullerte. Im wirklichen Leben war es übrigens genau umgekehrt: Bridget-Darstellerin Zellweger war auf den Brettern recht flott unterwegs, während Co-Star Colin Firth überhaupt nicht Ski fahren konnte. An die Dreharbeiten erinnern heute noch einige Bilder im Lecher Hotel Post, wo einige Teile gedreht wurden.

Stolz ist man übrigens auch in Seefeld, wo Hugh Jackman im letzten Jahr für die Dreharbeiten von ­„Eddie the Eagle" Quartier bezog. Für das Abenteuer des britischen Skisprung-Bruchpiloten Michael „Eddie" Edwards standen ausnahmsweise jedoch keine schneeverwehten Hänge im Mittelpunkt, sondern die Seefelder Sprungschanze.


IMMER WIEDER 007
Aber dann natürlich: Bond, James Bond. Immer wieder ist 007 ebenso wie sein Schöpfer Ian Fleming (der zeitweise in Kitzbühel lebte) mit Österreich in Berührung gekommen. Bei den in der Schweiz gedrehten Ski-Szenen in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät" spielte 1969 bereits ein Österreicher eine Rolle: Sportstar Toni Sailer sprang als Double von 007-Darsteller George Lazenby ein. Die Anfangssequenzen von „Der Spion, der mich liebte" (1977) spielen zwar in einem fiktiven Alpendorf in Österreich, wurden jedoch am Piz Bernina in der Schweiz gedreht.

Timothy Dalton kehrte 1987 für „Der Hauch des Todes" in die Alpenrepublik zurück – die Cello-Rutschpartie im Schnee über die tschechisch-österreichische Grenze wurde auf der Naggler-Alm in Kärnten inszeniert.

Zuletzt stellte Daniel Craig 2015 das Land auf den Kopf, als er im Osttiroler Obertilliach an einer Holzhütte mit gezückter Pistole vorbeilief, sich im Ötztaler Sölden aus einem zerbröselten Hubschrauber rettete oder in einem Boot über den steirischen ­Altausseer See glitt. In Obertilliach hat sich das „Bond-Haus" zu einem beliebten Reiseziel entwickelt: Der Heustadel wurde in der Steiermark zerlegt und am oberen Rand einer Piste im Skigebiet Golzentipp wieder aufgebaut. Im Hotel Almwellness gibt es übrigens bis heute Pauschalangebote mit Namen wie „Ein Quantum Heu" oder „Auf den Spuren von 007" ...

BEGEISTERTER REGISSEUR
In Sölden wiederum schwärmte Regisseur Sam Mendes von den „spektakulären Glasfronten" des IceQ-Restaurants auf rund 3.000 Metern Höhe samt atemberaubendem Alpenpanorama: „Mendes war von Beginn an von der außergewöhnlichen Architektur des IceQ begeistert – und von den Möglichkeiten und Motiven rund um den Gaislachkogl und die Gletscherstraße. Unsere Infrastruktur bis auf 3.000 Meter und die Dienstleistungsqualität hat die Filmemacher schluss­endlich überzeugt", erklärt Jack Falkner, Geschäftsführer der Söldner Bergbahnen, weshalb 2015 der Bond-Coup gelang. „Man muss wirklich sagen: Wir sind geadelt worden! Schließlich werden für James-Bond-Streifen nur die schönsten Plätze der Welt von den Location-Scouts ausgewählt."

007-Darsteller Daniel Craig ließ es sich damals mit seiner Ehefrau Rachel Weisz im Bergland Hotel Sölden gutgehen und trank seinen Kaffee am liebsten an der Hotelbar, anstatt in seiner 212 Quadratmeter großen „Gipfel­suite". Wodka-Martini bestellte er übrigens keinen.


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