Gravel-Biken boomt. Erst recht jetzt im Herbst, der sich perfekt fürs kombinierte Herumtouren im Gelände und auf der Straße anbietet. Aber was bei diesen herbstlichen Ausritten mit eurem „Alleskönner“ zu beachten ist, das wissen unsere Experten aus drei prächtigen Gravel-Regionen.

Thomas Polzer
Thomas Polzer

Wer relativ spät im Jahr auf eine zünftige Gravelbike-Tour geht, dem stellt sich zuallererst die Frage, was man auf so einer herbstlichen Ausfahrt mit dabei haben sollte. So geht etwa für Mario Kraussler, SPORTaktiv-Camp-Coach in der Erlebnisregion Oststeiermark, die Gravel-Saison im Herbst erst richtig los, weil dann diese Bikes erst ihre Vielseitigkeit voll ausspielen können. „Zugleich aber machen die wechselhaften Wetterbedingungen eine gute Vorbereitung und passende Ausrüstung unverzichtbar. Um nur ein typisches Detail zu nennen: Ohne zuverlässiges Beleuchtungssystem sowie reflektierende Elemente an deinem Outfit, um stets gut sichtbar zu sein, läuft in der dunklen Jahreszeit gar nichts.“

Ähnliches gilt für die spezielle Kleidung, die Marlene Krug vom Tourismusverband Saalbach-Hinterglemm ins Spiel bringt: „Jetzt ist die Zeit, um stets genug warme, atmungsaktive Klamotten und eine Regenjacke mitzunehmen und unter dem Helm ein dünnes Stirnband zu tragen.“ Ergänzend sorgt sich Patrick Rauter, Gravelbike-Beauftragter der Region Wörthersee, angesichts der wechselnden, oft rutschigen und womöglich frostigen Fahrbedingungen um die Sicherheit: „Ein Erste-Hilfe-Set sollte zwar die ganze Saison über im Bikerucksack sein, im Herbst aber zählt es jedenfalls zur Pflichtausrüstung.“ Ebenso wie das Handy, aber diesmal nicht nur für den Notfall, „sondern auch, um unterwegs die prächtigen Herbstimpressionen festhalten zu können.“ 

Einig sind sich unsere Experten, dass auch bei kühlen Herbstausflügen nicht auf die Standard-Verpflegung vergessen werden darf. „Auch an kalten Tagen muss genug getrunken werden“, sagt Marlene Krug, ebenso sollte man trotz kürzerer Touren „nicht auf Snacks mit vielen Kohlenhydraten oder auf Energie-Gels vergessen.“ 

Sicherheit durch Qualität
Nach diesen „Body-Tipps“ ist es Zeit, sich konkret der Bike-Ausrüstung zuzuwenden, um eine Graveltour relativ sorgenfrei angehen zu können. So sind für Mario Kraussler und Patrick Rauter stabile Laufräder und Tubeless-Reifen der beste Schutz, denn sie bieten nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch mehr Komfort im Gelände. Generell sind robuste Reifen mit gutem Profil für besten Grip essenziell. „Qualitativ hochwertig“, rät Patrick Rauter, „sollten auch die Kette und das Schaltwerk sein, um bei schmutzigen Bedingungen Schaltprobleme zu minimieren. Für eine zuverlässige Bremsleistung unter wechselnden Bedingungen sind hydraulische Scheibenbremsen ideal.“

Alle drei Experten aber wissen: Um diese Funktionalität zu gewährleisten, ist gerade in Herbst eine regelmäßige Wartung des Bikes – Überprüfen und Schmieren der Kette, Kontrolle der Bremsen und Reifen sowie regelmäßiges Nachziehen aller Schrauben – eine absolute Notwendigkeit. „Trotzdem ist es Pflicht“, sagt Mario Kraussler, auf die Tour die nötigen Tools für Reparaturen mitzunehmen; wie den Ersatzschlauch, um bei einem Platten nicht gestrandet zu sein. Ein hochwertiges Multitool gehört ebenfalls ins Gepäck, dazu eine kompakte Luftpumpe oder CO2-Kartuschen und ein Flickzeug.“ Patrick Rauter erinnert auch an einen Reifenheber „und ein Kettenschloss für die schnelle Reparatur einer gerissenen Kette“. Da passt abschließend der Tipp von Marlene Krug optimal dazu: „Eine Sattel- oder Lenkertasche, in dem der gesamte Reparatur-Kit verstaut und auch schnell zur Hand ist, macht auf Herbsttouren absolut Sinn.“

Geht es dann auf die Graveltour, stellt sich gleich die Frage nach der richtigen Reifenbreite und dem Reifendruck. Denn wie Mario Kraussler weiß: „Der richtige Reifendruck ist der Schlüssel zu einem geschmeidigen und kontrollierten Gravel-Erlebnis. Deshalb empfehle ich, bei nassen, rutschigen Fahrten den Reifendruck zu reduzieren, um mehr Grip zu bekommen.“ Die Saalbacherin Marlene Krug rät grundsätzlich zu einer Ausrichtung auf den meistgefahrenen Untergrund. „Fährt man hauptsächlich auf grobem Schotter, braucht es breitere Reifen, eher im unteren Druckbereich mit 2 bis 3 Bar. Wird viel auf Asphalt oder wenig groben Wegen gefahren, kann man ruhig einen schmalen Reifen mit 32 bis 37 mm und mit 4 bis 5 Bar fahren.“ Logisch klingt dazu der Ratschlag von Patrick Rauter: „Orientiert euch beim Reifendruck vor allem an den Herstellerangaben!“
 

Orientiere dich beim Reifendruck an den Herstellerangaben für deine spezifischen Reifen.

Was tun, wenn was passiert?
Es liegt in der Natur der Sache, dass durch den Straßen- und Wegezustand im Herbst womöglich das Pannenrisiko steigt. Aber auch hier wissen unsere Experten Rat. Der wohl wichtigste: „Learning by doing“ ist on tour nicht wirklich der beste Zugang – das Reparieren eines kaputten Schlauchs oder einer gerissenen Kette sollte man zumindest einmal in aller Ruhe daheim geübt haben. Ein Tipp dazu: Auf YouTube gibt’s zu jeder Panne das passende Lern-Video! Dann, weiß auch Mario Kraussler, „ist eine Reifenpanne sicher kein Grund zur Panik. Mit deinem Flickzeug oder einem frischen Schlauch bist du im Handumdrehen wieder auf Kurs. Falls du mit Tubeless-Reifen unterwegs bist, kannst du mit einem Plug-Kit auch größere Löcher schnell flicken und direkt weitermachen.“ Marlene Krug merkt ergänzend an: „Falls man aber nicht so der Crack ist, sollte man im Idealfall die nächste Bike-Werkstatt ansteuern.“

Highlights für Gravelbiker
Bleibt noch die Frage, wo im Herbst die schönsten Gravel-Touren zu finden sind. „Die Gravelbiker-Region Wörthersee-Rosental hat einiges zu bieten“, empfiehlt Patrick Rauter und verweist konkret auf den 46 km langen „Gravel Speedway Rosental“, der landschaftliche Vielfalt, kulturelle Highlights und kulinarische Genüsse kombiniert. „Hier gibt es auch einige ,Lost Places‘ oder Sehenswürdigkeiten zu entdecken.“ 

In der Oststeiermark wiederum ist der „Große Jogl“ in Varianten zwischen 55 und 197 km die ultimative Spielwiese für Gravelbiker und bietet herrliche Panoramen, urige Wälder und charmante Almen, die mit ihrem authentischen Flair bezaubern. „Zudem warten die zahlreichen Einkehrmöglichkeiten entlang der Routen mit regionalen kulinarischen Highlights auf“, schwärmt Mario Kraussler.

In Österreichs größter „Bike-­Region“ Saalbach-Hinterglemm empfiehlt Marlene Krug den „Extreme Scream“, eine kreative Kombination aus der legendären Steinberg-Runde mit Gravel-Abschnitten zu Tirols „Schreienden Brunnen“,  vollgepackt mit lässigen Elementen wie Uphills und Highspeed-Gravel­abschnitten. Wenn du es im Herbst also richtig „graveln“ lassen willst: 20 Top-Touren findest du auf den nächsten Seiten.